1152 Grundzüge der Meteorologie.
nimmt die Windstärke zunächst ab. Die Drehung des Windes gegen N. und NÖ.
bringt heitern Himmel hervor.
y. Die Temperatur.
Zur Winterszeit, im Herbste und im Frühjahrs- Anfang dient auch die Be-
obachtunge der Thermom.-Schwankungen zur Vorherbestimmung der Niederschläge.
Der Wechsel der Windrichtung, welcher dem Regenwetter oft 6—12 Stunden
vorauf geht, verursacht gleichzeitig eine Aenderung der Temp. Da in der Regel
bei veränderlicher Witterung zur kältern Jahreszeit in SW. höhere Temp. herrscht,
wird die Wendung des Windes von NW. nach SW. ein Steigen der Temp. zur
Folge haben, oder in hellen Nächten wenigstens das Sinken derselben verlang-
samen. Das Thermom. zeigt die bevor stehende Aenderung in der Windrichtung
bisweilen schon an, wenn in der Tiefe noch Windstille herrscht, weil der SW.-Wind
sich in der Höhe früher einzustellen pflegt und die Temp. der tiefern Schichten
beeinflusst, bevor diese ihre Bewegungs-Richtung ändern.
Nach einer längern Frostperiode kann jedoch der 8.-Wind oft 1 bis 2 Tage den
Küstenländern intensive Kälte zutragen, weil die Kälte im Binnenlande grösser
war als an der Küste. In diesem Falle täuscht das Thermometer.
d. Die Niederschläge.
Die Form des Niederschlags gewährt häufig einigen Anhalt zur Beurtheilung
des Wetters. Die vorhandenen Beziehungen sind jedoch bisher keiner nähern
Untersuchung unterzogen, und es können daher hier nur einige beiläufig gefundene
Regeln gegeben werden.
Regenfall, welcher mit grossen Tropfen beginnt, ist meist von: kurzer Dauer.
Feinem Regen bei südl. Winde folgt wiederholt nach etwa 6 Stunden ein Regen-
schauer bei W.-Wind, selbst wenn in der Zwischenzeit heiterer Himmel sich zeigt.
Stärkere Rerenwetter zeigen oft eine 24- bis 30 stündige Periode (vergl. S.1141ff.),
während welcher Zeit sich die Witterungs- und Luftdruck - Verhältnisse ähnlich
wiederholen. Diese Periode wird zuweilen auf die wechselnde Einwirkung der
erwärmenden Wirkung der Sonnenstrahlen zurück geführt, ist aber wahrscheinlich
nur zum kleinsten Theil durch diese veranlasst, sondern vorwiegend wohl durch
eine schwankende Bewerune der ganzen Luftmasse hervor gerufen. Die Luft folgt
einmal dem Gefälle, erlangt eine grosse Geschw., und dringt vermöge der durch
die Erdumdrehung erlittene Richtungs-Aenderung hernach in die Zone hohen
Drucks ein. wodurch heiteres Wetter entsteht. Diese zwischen Beschleunigung und
Verzögerung hin und her schwankende Bewegung der ganzen Luftmasse bei vor-
handenen Gefällen (Gradient, S. 1143) ist bislang weder theoret. Untersuchungen
unterzogen, noch an praktischen Beispielen studirt worden, obwohl diese Beziehungen
nach Ansicht des Verf. zur Erklärung der Theil-Minima führen würden, und für
die Wetterkunde von ausserordentlicher Bedeutung werden könnten.
Es wurde schon hervor gehoben, dass Regenfall bei langsam steigendem
Barom. andauernd höhern Luftdruck erwarten lässt, während im Gegentheil
rasches Steigen bei heiterm Himmel und starkem Winde häufig auf erneutes
Fallen des Barom. deutet.
Im Winter stellt sich bei dem Uebergang von Frost zu Thauwetter gewöhnlich
die höhere Temp. schon in obern Schichten ein, bevor die Kälte unten gewichen
ist. Der etwa fallende Schnee wird feucht und geht in Regen über, so dass diese
Form des Niederschlags T'hauwetter bringt.
<. Fallender und steigender Nebel.
Das plötzliche Verschwinden des Nebels aus den Tiefen gilt mit Recht als
Zeichen kommenden Regens. Man sagt: der Nebel „steigt“, während in Wahrheit
gerade das Fallen der untern Luftschichten eine Verdampfung des Nebels ver-
anlasst. welcher. verschwindend, die obere vorhandene Wolkendecke nicht mehr
verhüllt. Bei Bildung der Wolken verschwindet wohl der Nebel; aber es bildet
sich aus dem Nebel der Tiefe nicht die Wolke in der Höhe. Bei dem Heran-
nahen eines Luftgebiets aufsteigender Strömung bildet sich am Umfange und vorn
eine Gegenströmung, ein Fallen der Luft, weil der aufsteigende Strom Luft fort-
saugt und der umgebenden Luft die Basis entzieht. so dass diese fällt. Im auf-
steirenden Strom bilden sich die Wolken, und diese breiten sich schirmartig übeı
das Gebiet des fallenden Stroms aus.
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