Bauführung.
Der als arithmetisches Mittel aus sämmtlichen Beobachtungen hergestellte
typische Werth möge als typisches Mittel bezeichnet werden.
Das Kriterium dazu, ob ein typisches Mittel vorhanden ist, giebt die Untersuchung
über die Häufigkeit des Auftretens der einzelnen Abweichungen von dem berechneten
Mittelwerth, welche sich nach ihrer Grösse, entsprechend dem Gesetze der Wahrschein-
lichkeits-Kurve vertheilen müssen.
Es gelingt nicht oft, ein typisches Mittel in voller Schärfe herzustellen. Wenn
sich indessen die Abweichungen von einem mittleren Werth, wenn auch nicht genau
genug nach dem Gesetz der zufälligen Störungen, so doch derart vertheilen. dass
die grösseren Abweichungen selten sind und eine Anhäufune weniger differirender
Werthe um einen mittleren Werth stattfindet, so benutzt man diesen eben so wie
den typischen Werth. Solche Werthe die den Uebergang zu den typischen Grössen
bilden, seien allgemein als Mittelwerthe bezeichnet. *)
Die Untersuchung, ob die Verschiedenheiten der beobachteten Werthe nur
Fig. 17. durch Störungen veranlasst sind, wird durch
graphische Behandlung sehr vereinfacht.
Man ordnet die beobachteten Werthe nach
ihrer Grösse und zwar nach fort schreitenden
gleichen Intervallen der Grösse, zählt dann
wie viel Beobachtungen in jedes Intervall fallen,
trägt die Grössen von einem Nullpunkt aus nach
oO
>
a den angenommenen Intervallen fort schreitend
| = als Abszissen, die Zahlen, welche die Häufie-
| keit der Vorkommens messen, als Ordinaten
| auf und zwar letztere in der Mitte des Inter-
| valls der Ordinaten, Fig. 17. Verzeichnet man
| a dann durch die so eeeebenen Punkte eine
ar 122) Kurve, oder wenn dies nicht eelinet
eine diesen Punkten sich möelichst an-
schliessende Ausgleichunes- Kurve, so muss
diese die charakteristische Gestalt der Wahr-
scheinlichkeits-Kurve aufweisen (8.202**), wenn
nur Störungen vorliegen. Man hat hierbei
den Anfangspunkt der Abszissen von dem Fuss-
punkt der mittleren Ordinatenach dem Punkte O
verlegt, erspart also für die Probe die
e Berechnung des Mittels und der Differenzen.
Der Werth r kann näherungsweise durch
| Abzählen und Interpolation oder durch Flächen-
| Berechnung nach der Bedineung bestimmt
| werden, dass die Fläche zwischen 7a und yr
| der Fläche zwischen Yr und % vo ist. Diese
| Sranliikel . i Br .
_ > - { schen Untersuchunsen vollziehen sich
Fr) Fi) graphi n Untersuchungen Ilzieheı (
mit Hülfe von quadirtem Papier sehr rasch
und gewähren der Berechnung gegenüber erosse Erleichterune.
Auch wenn die erhaltene Kurve nicht den Bedingungen entspricht, lässt sie mit-
unter einige Folgerungen zu, welche für die weitere Untersuchune von Werth sein können.
*) Eine präzise Nomenclatur hat sich hierzu allerdings in der Statistik
bürgert. Dies wird dadurch erschwert, dass der Durchschnittswerth seiner Entstehung nach
auch ein Mittelwerth ist. Um so wünschenswerther sind aber präzise Bezeichnungen, welche
die Bedeutung der angegebenen Zahl sofort erkennen lassen. Quetelet bezeichnet mit „moyenne‘‘
den typischen Mittel-Werth, mit ‚„moyenn: arithmetique‘“‘ den Durchschnittswerth. Herschel
empfiehlt die Bezeichnung ‚‚moyenne“ für die typischen Mittel zu reserviren, für den Durch-
schnittswerth die Bezeichnung ‚‚average‘“ (Durchschnitt) anzuwenden.
“*) Aus der symmetrischen Form der Wahrscheinlichkeits-Kurve würde übri
der Mittelwerth einfach dadurch bestimmt werden kann, dass man die Summe aus dem grössten
und dem kleinsten beobachteten Werth durch 2 dividirt. Dies Verfahren ist aber
da die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens der grossen Abweichungen von dem
noch nicht einge
gens folgen, dass
unsicher; denn
Typus sehr ge
ring ist, kann es sein, dass die grösste mögliche Abweichung auf der einen Seite beobacht« k;
auf der andern Seite nicht beobachtet ist. Als rasch zum Ziele führendes Näherungs-Verfahren
wird diese Methode indessen zuweilen unter der Bezeichnung „Staffelungs-Verfahren* angewandt
Man rangirt z. B. die Schüler einer Klasse nach ihrer Befähigung und greift durch Abzählen
den in der Mitte Stehenden heraus; derselbe wird dann annähernd als Typus angesehen.
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