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Grundzüse der Lehre vom Schall und von der Wellenbewegung.
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die schwingenden Lufttheile die Gleichgewichtslage passiren. Denn nach unserer
Gleiche. für die schwingende Bewegung ist bei 2 Schwingungen gleicher Dauer
das Verhältniss der Geschwindigkeit in gleichen Phasen der Bewegung immer
dasselbe; und zwar jenes, welches zwischen den Geschwindigkeiten besteht, mit
welchen die schwingenden Theile die Gl iichgewichtslage passiren.
Hiernach können wir leicht das Gesetz ableiten, nach welchem die Stärke des
Schalls mit wachsender Entfernung von der Schallquelle abnehmen muss. Die an
einer Stelle erregte schwingende Bewegung breitet sich über immer grössere
Kugelschalen aus; nach der Zeit ? sind alle auf einer Kugelfläche vom Radius r,
gleich dem Produkte aus der Fortpflanzungs - Geschwindigkeit c und der Zeit t,
liegenden Lufttheilchen in schwingender Bewegung. Das Maximum der Ge-
schwindigkeit dieser Lufttheilchen, wenn sie gerade die Gleichgewichtslage passiren,
sei v. Die Masse der zugleich bewegten Lufttheilchen ist proportional der Grösse
der Fläche, auf welche alle Theilchen zugleich bewegt werden, also proportional
der Oberfläche der Kugel =4rr?, oder auch, wenn wir mit m die Masse der in
der Flächeneinheit der Kugelfläche vorhandenen Lufttheilchen bezeichnen =m4rr?.
Nach der Zeit “ werden ebenso alle Theilchen auf einer Kugelfläche vom
Radius = ct‘, deren Masse also =4mrr‘? ist, in Bewegung gesetzt. Die Ge-
schwindigkeit, mit welcher die Theilchen die Gleichgewichtslage verlassen sei v‘.
Die lebendige Kraft, welche durch die ankommenden Schwingungen der Kugelfläche
vom Radius r mitgetheilt wird, ist demnach = 2mrr? v?, jene, welche der 2. Kugel-
fläche in derselben Weise gegeben wird, ist =2mrr‘?v‘?
Die auf der 2. Kugelfläche ankommende Bewegung ist keine andere als jene,
welche vorher auf der 1. Kugelfläche war. Deshalb muss nach einem bekannten
Satze der Mechanik die lebendige Kraft der Bewegung auf der 2. Kugel = sein
jener auf der ersten, oder es muss sein: 2Zmrr’v’ = 2mrr 92. oder: Wr: VA —T2 WR,
Die Quadrate der Schwingungs-Geschwindigkeiten müssen den Quadraten der
Radien umgekehrt proportional sein. Darnach müssen die Schallstärken abnehmen
wie die Quadrate der Entfernungen wachsen.
Erfahrungsgemässs lässt sich dieser Satz nicht fest stellen, da der Schall
eben erst in unserm Ohr zum Schall wird, wenn er unsere Gehörs - Empfindung
erregt. Für solche Empfindungen fehlt uns aber jedes exakte Maass, wir können
nur ein mehr oder weniger unterscheiden. Ganz besonders gilt das für den Schall,
bei dem wir nicht gleichzeitige sondern nur nach und nach wirkende Eindrücke
mit einander vereleichen können, da gleichzeitige Einwirkuneen sich zu einem
Gesammteindruck summiren. Wir können indess erfahrungsgemäss fest stellen,
dass mit der Entfernung von der Schallquelle der Schalleindruck schwächer wird;
ebenso ist es allgemein bekannt, dass derselbe erheblich rascher abnimmt als die
Entfernungen wachsen.
Das eben abgeleitete Gesetz gilt selbstverständlich nur für den freien Raum
und da auch nur bei ruhiger überall gleichmässig beschaffener Luft. Sind in der
Luft ungleiche Schichten vorhanden, so wird die Ausbreitung durch die später
noch zu besprechenden, an den Grenzen der Schichten stattfindenden Reflexionen
geschwächt. Gleiches gilt von etwaigen Luftbewegungen innerhalb des Raumes,
in welchem sich der Schall ausbreite. Nur durch solche ist die eigenthümliche
Erscheinung zu erklären, dass sich häufig der Schall nach einer Richtung sehr
viel weiter verbreitet als nach der entgegen gesetzten. Derartige Beobachtungen
sind fast bei allen Versuchen zur Messung der Schall-Geschwindigkeit gemacht
worden. Um die Schall-Geschwindigkeit unabhängig von etwaicen Luftströmungen
zu beobachten, sind die genauere Messungen stets SO durchgeführt, dass man an
den beiden Enden einer gemessenen Standlinie Schüsse abeiebt und jedesmal an
dem andern Ende der Linie die Zeit bestimmt, welche zwischen Wahrnehmung
des Lichtblitzes, der bei Abgabe des Schusses entsteht, und der Wahrnehmung
des Knalles verstreicht. Dabei hat man häufig gefunden, dass man an dem einen
Ende der Standlinie die am andern Ende abgegebenen Schüsse alle hörte, während
in entgegen gesetzter Richtung nur ein Theil eehört wurde. Sehr auffallend zeigte
sich das bei der im Jahre 1823 von den holländischen Physikern Moll und
van Beek auseeführten Versuchen; dieselben wurden auf einer grossen Ebene bei
| kleinen Höhen, dem
Utrecht aneestellt. Die Geschütze befanden sich auf zwei