Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
    
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
876 Grundzüge der Lehre vom Schall und von der Wellenbewegung. 
dass kein störender Nachhall mehr auftritt. Aus demselben Grunde wirken auch: 
Durchbrechung von Wandflächen, Anbringen von Logen etc. zerstreuend auf die 
reflektirten Schallwellen und vermindern deshalb den Nachhall. Ein anderes Mittel 
ist das Anbringen von weichen Wandbekleidungen, Vorhängen etc., weil an dieser, 
da die Dichtigkeit derselben weniger von derjenigen der Luft verschieden ist, die 
Reflexion in geringerem Maalse stattfindet. Die Benutzung von Stoffen hat anderer- 
seits den Nachtheil, dass diese die sonst in den Wänden stets bis zu einem gewissen 
Grade vorhandene Resonanz schwächen und dadurch den Ton dumpf machen. 
In Konzertsälen muss man deshalb mit der Verwendung solcher Stoffe vor- 
sichtig sein. 
Eine praktische Anwendung der Reflexionsgesetze macht man in dem Sprach- 
rohr, welches den Zweck hat, den Schall nach einer Richtung hin stärker und 
weiter fortzuflanzen, als es bei der gleichförmigen Ausbreitung des Schalles nach 
allen Richtungen des Raumes möglich ist. Die einfachste und dem Zweck voll- 
kommen genügende Form des Apparats ist ein konisches Rohr von Metall oder 
Pappe; welches Material man wählt, ist ziemlich gleichgültig, es muss nur eine 
feste Wand liefern. Das spitzere Ende des konischen Rohres wird mit einem Münd- 
stück versehen, so dass man den Mund hinein legen und bequem sprechen kann. 
Die Axe des Rohres wird nach jener Richtung gewandt, nach welcher der Schall 
übertragen werden soll. Man giebt dem Rohr die Länge von 1m und mehr und 
dem weitern, meist wie den Schalltrichter eines Horns oder einer Trompete ge- 
formten Ende einen Durchmesser von 30 bis 40 cm, 
Ruft man in das Rohr hinein, so pflanzt sich der Theil der Wellen, der am 
"Ende des Rohres durch die Oeffnung desselben begrenzt ist, ungehindert fort; die 
Schwingungen aber, welche sich seitlich ausbreiten würden, werden an der Wandung 
der Röhre reflektirt und gelangen nach einer oder mehreren Reflexionen in den 
Raum, in welchem die direkt aus dem Rohre austretende Welle sich ausbreitet. 
Die Verstärkung des Schalles nach der Richtung der Rohraxe hin wird also da- 
durch bewirkt, dass die seitliche Ausbreitung der Schwingungen gehindert und in 
Folge der Reflexion, die sich sonst seitlich ausbreitende lebendige Kraft der 
Bewegung nach der Richtung der Rohraxe hin geführt wird. 
XII. Resonanz. 
Wir zeigten vorhin, dass der Schall, wenn er an der Grenze zweier Mittel an 
kommt, zum Theil in das Mittel hinüber geht, zum Theil zurück geworfen wird 
Wenn die schwingende Bewegung in eine von parallelen Wänden begrenzte nicht 
zu dicke Schicht übertritt, so findet an der 2. Grenzfläche ebenfalis eine Reflexion 
statt und die reflektirte Welle kehrt in der Schicht zu der 1. Grenze zurück. 
Wenn nun durch die 1. Grenze immer neue Bewegungen derselben Periode in das 
2. Mittel übergehen, so sind in der Schicht sich noch entgegen gesetzer Richtung 
fortflanzende Wellenzüge vorhanden, welche, wie wir früher sahen, stehende 
Wellen derselben Periode erzeugen, oder was dasselbe ist, die Schicht mit dem 
bei ihr ankommenden Tone zum Tönen bringen. Man bezeichnet dieses Mittönen 
als „Resonanz.“ 
Am stärksten tritt das Mittönen selbstverständlich auf, wenn der tönende 
Körper direkt mit dem Resonanzboden in Verbindung ist, wie das bei allen Saiten- 
Instrumenten der Fall ist, welche überhaupt erst durch das Mittönen des Resonanz- 
bodens ihre Tonfülle bekommen. Indess findet auch durch die in der Luft fort- 
gepflanzten Schallschwingungen die Erregung einer solchen Resonanz statt. In 
besonders auffallender Weise kann man das hörbar machen, wenn man zwei gleich 
gestimmte Stimmgabeln, auf Resonanzböden befestigt, einander nahe bringt, die 
eine aber in der Luft hält, so dass von ihr nur durch die Luft Bewegung zu der 
andern gelangen kann. Bringt man die eine kräftig zum Tönen und hält sie dann 
an, so tönt die andere weiter. Dasselbe erkennt man, wenn man eine Taste eines 
Klaviers nieder drückt und dann den betr. Ton in das Klavier hinein singt. 
Die Saite kommt sofort zum Tönen und tönt noch längere Zeit, wenn der gesungene 
Klang bereits aufgehört hat. 
Die Wirkung eines gut gebauten ÖOrchester-Podiums beruht wesentlich auf 
dieser Resonanz; theils durch die Spielenden selbst, theils durch die Luft gehen 
die Schwingungen in das Podium über und bringen dort eine wesentliche Verstärkung 
   
	        
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