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884 Grundzüge der Lehre vom Schall und von der Wellenbewegung.
Das alte Nürnberger Pfund ist = 0,51s; somit wiegt die Glocke, deren Ton
das zweigestrichene c ist, 357 ke, es ist daher: N YP = 522 .7,094 3703 oder
das Gewicht P einer Glocke, deren Schwingungszahl N ist: P = (] (kB).
Für die erwähnten Münchener Glocken ergäbe sich, da 1 Pfd. bayer. = 0,56 &s
ist, im Mittel: P= (©).
Man sieht dieselben sind für gleiche Tonhöhe, dem grössern Durchmesser
entsprechend, erheblich schwerer, also von grösserer Metalldicke als die nach deı
deutschen Rippe gegossenen Glocken.
Es sei hier bemerkt. dass bei gleicher Tonhöhe der Klang der schwereren
Glocken der wuchtigere ist, wie sich schon daraus erklärt, dass durch das An-
schlagen der schwereren Glocken eine grössere Masse in Bewegung gesetzt wird.
Es ist deshalb durchaus nicht empfehlenswerth, aus Sparsamkeits-Rücksichten das
Gewicht der Glocken möglichst klein zu wählen. Die Ersparniss tritt stets auf
Kosten der Schönheit des Geläutes ein.
Wenn man so auf Grund der Theorie und Erfahrung über den Grundton der
Glocke noch wohl allgemeine Regeln aufstellen kann, so dass man bei gegebener
Rippe die Dimensionen der Glocke aus dem verlangten Tone mit ziemlicher An-
näherung bestimmen kann, so ist man in Bezug auf f die Obertöne lediglich auf die
Erfahrung an bestimmten Glocken angewiesen. Als allgemeinen Satz kann man
hier nur den aufstellen, dass das Schwingungs-Verhältniss der Obertöne zum Grund-
ton nur bei vollkommener Aehnlichkeit, also bei identisch gleichen Rippen genau
das eleiche ist.
Die Obertöne kommen dadurch zu Stande, dass die Glocke sich in Unter-
abtheiluneen theilt, welche für sich schwingen. Vermuthlich werden es wesentlich
Theilunsen sein, welche durch zum Rande parallele Kreise gebildet werden. Wo
diese Kreise liegen, und welche Schwingungszahlen den durch sie bewirkten Theilungen
entsprechen, hängt durchaus davon ab, nach welchem Gesetz die Dicke der Glocke
vom Rande geeen die Platte hin abnimmt; schon kleine Modifikationen werden
die Obertöne wesentlich verändern. Alle Versuche aus der Dimensionirung der
einzelnen Theile der Glocke die Obertöne abzuleiten, sind wie schon Schafhäutl
in der mehrerwähnten Abhandlung richtig hervor hebt, unhaltbar.
Bemerken wollen wir nur, dass nach den Zusammenstellungen, welche Otte
in seiner Glockenkunde giebt, jede gute Glocke neben dem Grundton die Oktave
desselben giebt und ausserdem noch einen zwischen liegenden Ton: kleine Terz,
orosse Terz, oder Quarte. Hieraus ergiebt sich, dass man zur Herstellung eines
harmonischen Geläutes nicht Glocken von identisch gleichen Rippen anwenden darf.
Denn dadurch würden, wenn die Grundtöne einen konsonirenden Akkord bilden, die
zwischen dem Grundton und der Oktave liegenden Obertöne scharfe Dissonanzen
liefern. Würden z. B. die Glocken des Dur-Dreiklanges alle so gegossen, dass sie
als 2. Ton die grosse Terz geben, so würden, wenn wir = tiefsten Ton
setzen, die von den Glocken selieferten Töne folgende sein:
5 : 5 95.10 > 15 6
Ih TE BE a a N
oder wenn wir alle Zahlen mit 16 multipliziren und die Töne der Höhe nach ordnen
16. 20: 24, 25. 30,.32.:40, 48:
Der 3. und 4. würden im Verhältniss a kleinen, der 5. und 6. in dem des
grossen halben Tones, der 1. und 5. im jältniss der grossen Septime stehen.
Welchen konsonirenden Akkord man u wähle, bei identisch gleichen Rippen
kommen diese Differenzen stets vor. Man muss daher durch verschiedene Veı
theilung der Masse in der Glocke, also durch kleine Modifikationen der Rippe den
an Ton der Glocken etwas ändern; win bei der 2. Glocke der 2. Ton um
nen kleinen halben Ton vertieft, bei der 3. derselbe um einen grossen halben Ton
erhö ız wieder hergestellt. Für ersteres wird man den Hal
der Glocke relativ etwas dünner für letzteres ihn etwas dicker nehmen müssen. Im
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en ist man indess dabei lediglich auf
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ıt, so ist die Conson:
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lie Kunst des Glockeneiessers angewiesen