Elektrizität und Magnetismus.
A. Das absolute Maasssystem.
„Absolut“ nennt man ein Maasssystem, wenn dessen Werthangaben überall
Gültigkeit haben, wo immer auch sie gemessen sind.
Unser konventionelles Maasssystem ist kein absolutes, weil in demselben die
Kräfte durch die Gewichte der Massen-Einheit gemessen werden, unter der Annahme,
dass die Veränderung, welche die Wirkung der Schwerkraft für die verschiedenen
Orte an der Erdoberfläche erleidet, für die praktischen Zwecke vernachlässigt
werden kann.
Ein Maasssystem, welches ausschliesslich auf die drei Grundeinh. der Masse,
der Länge und der Zeit gegründet ist, ist ein absolutes. Alle Maasseinh.
desselben, so weit sie nicht durch diese Grössen direkt repräsentirt sind, werden
durch Potenzen der Längeneinh. oder durch Produkte der mit entsprechenden
Exponenten behafteten Potenzen der Fundamental-Einh. dargestellt.
Um anzugeben, in welcher Weise eine Grösse von Masse, Länge und Zeit
abhängt, werden, in der von Maxwell aufeestellten Bezeichnungsweise, diese 3 durch
die Buchstaben M, L und T bezeichnet und diese Zeichen, mit entsprechenden
Exponenten versehen, in eckige Klammern |] zusammen gestellt. Die Zusammen-
stellung heisst die Dimension der betr. Grösse.
Die Dimension einer. Länge ist: [Z], die einer Fläche: [Z?], die eines
Raumes: [23].
Die Dimens. einer Geschwindiekeit als Verhältniss von Länge und Zeit ist:
[Z T-'], die Dimension einer Beschleunigung ist: [L 72].
Die Dimens. einer Kraft als Produkt aus Masse und
IMLT-2].
Die Dimens. einer Arbeit oder Energie als Produkt von Kraft und Weg:
[IM L: T—?].
Nach Uebereinkunft des Pariser Elektriker- Kongresses von 1881 dienen für
alle elektrischen Messungen als Einheiten:
Für die Längen das Centimeter, für die Massen das Gramm, für die Zeit die
Sekunde der mittlern Sonnenzeit.
Man bezeichnet die so ausgedrückten Einh. als c. g. s. Einh. (Centimeter-
Gramm-Sekunden-Einh.). Diese Einh. werden allen Maassangaben auf dem Gebiete
der Elektrotechnik zu grunde gelegt, bezw. werden die für praktische Zwecke ge-
brauchten grösseren Einh., welche weiterhin zu definiren sind, auf dieselben
eschleunigung ist:
zurück geführt.
Will man speziell bezeichnen, welche Einh. einer Angabe zu oerunde liegen,
so schreibt man die Zeichen der Einh. mit den entsprechenden Exponenten nebeı
‚m?
die Zahl. Z. B. für eine Arbeit: 200000...
. . ‘) )
Soll dieselbe in kg und m um- 200000 kgm
2
0.02 ER
gerechnet werden, so erhält man: 10%. 10?.? sec‘
Die Umrechnung einer in dem konventionellen Gravitations-Maass ausgedrückte
Grösse in absolutes Maass erfolgt leicht nach der Formel: P= Mg, worin
Beschleunigung der Schwere. Ist eine Kraft in Gramm gemessen unter der Breit«
15° und der Höhe = 0 über dem Meeresspiegel, so ist sie behufs Umrechnung in
absolutes Maass mit 980,533 em sec.-? zu multipliziren. Hat die Bestimmung deı
Kraft unter der Breite A und der auf den Meeresspiegel bezogenen Höhe = statt-
cefunden, so ist die Angabe zu multipliziren mit:
_) em gec—?, worin R den mitt!.
R
Erdhalbm. = 6366198 m bezeichnet. g ist hiernach für Berlin: 981,176; für Paris:
980,841; für London: 981,099.
= 980,533 (1 0.0025659 cos 24) |1 1.32
Die französ. Physiker nennen die in c. g s. ausgedrückte Einheit der
Kraft „Dyne“. 1: Dyne ist die Kraft, welche der Masse von 18 ın
1 Sek. die Geschwindigkeit von 1m ertheilt.