930 Flektrizität und. Magnetismus.
Verbindet man alle Orte gleicher Deklinat., Inklinat. und Intens. des Erd-
magnetism., so erhält man 3 Systeme von Kurven, nämlich:
1. Die isogenischen Linien, Linien gleicher magnet. Deklination, 2. die
isoklinischen Linien, Linien gleicher magnet. Inklination, 3. die isody-
namischen Linien, Linien gleicher magnet. Intensität.
Diejenige isoklinische Linie, für welche die Inklinat. = 0 ist, heisst der mag-
netische Aequator. Diejenigen Punkte .der Erde, für welche die Magnetnadel
sich senkrecht stellt, heissen magnetische Pole.
Die Deklinat. ist eine östliche oder westliche, je nachdem das Nordende der
Nadel östlich oder westlich vom astronomischen Meridian liegt. Für Deutschland
beträgt die westl. Deklinat. gegenwärtig 12—16°*).
Deklinat. und Inklinat. sind fortwährenden Aenderungen unterworfen. Die
regelmässigen und periodischen Aenderungen heissen Variationen, die plötzlichen
und zufälligen Störungen.
Man unterscheidet tägliche und säkulare Variationen. Die Amplitude der
täglichen Variationen der Deklinat. beträgt in Deutschland vom April bis September
durchschn. 13—15', vom Oktober bis März 8—10“. Die Stellung der Nadel ist
Nachts fast stationär, beginnt mit Sonnenaufgang nach Westen abzuweichen, erreicht
gegen 5 Uhr Nachm. ihre grösste westl. Abweichung und kehrt dann wieder nach
Osten zurück.
Durch Störungen wird die Nadel in plötzliche Schwankungen versetzt und
werden Abweichungen bis zu mehr als 1° hervor gebracht. Von besonderm Einfluss
sind Nordlichter, auch Erdbebeif und vulkanische Eruptionen.
Man zerlegt die Intensität des Erdmagnetismus in eine vertikale und
horizontale Kompon. Die horizont. Intens. des Erdmagnetism. beträgt gegenwärtig
für Mittel-Europa etwa 0,2 c. g. s. Einh. (Verel. übrigens im Anhang S. 947.)
F. Elektro-Magnetismus.
I. Grundgesetz elektro-magnetischer Wirkungen.
Wenn ein geschlossener Stromkreis, welchen wir, um unsere Vorstelluigen zu
fixiren. in einer Ebene liegend denken wollen (was im übrigen für die Erscheinung
unwesentlich ist) beweglich aufgehängt wird, so wird er durch die Wirkung des
Erdmagnetism. gedreht und normal zur Richtung des magnet, Meridians fest
gestellt und zwar stets derart, dass von der nach Norden weisenden Richtg. des
Merid. aus gesehen die Stromrichtg. von links nach rechts geht. Der Erdmagnetism.
wirkt also in derselben Weise richtend auf den Stromkr. wie auf einen Magn.,
dessen Axe normal zur Ebene des Stromkr. steht.
Man findet ferner, dass ein Stromkr. und ein Magn. gegenseitige Kraftwirkungen
entwickeln, welche ähnliche Beweeungs-Erscheinungen hervor rufen.
Es soll nun folgende Bedeutung der Vorzeichen beibehalten werden: Denkt
man einen Stromkr. als Begrenzung einer Fläche, so ist die Richtg. derjenigen
Normalen auf die Fläche positiv, von der aus gesehen die Richtg. des Stroms
von links nach rechts (also umgekehrt wie der Uhrzeiger) geht.
Ist andererseits die posit. Richtg. der Normalen
Fig. 857. u Ei Aaerns
2 bereits durch andere Beziehungen fixirt, so ist diejenige
r Stromrichtung posit., welche von der Seite aus gesehen,
| nach welcher die Normale posit. verläuft, von links nach
rechts geht, Fig. 857
u
ar Euer en Durch Experiment ist von Ampere nachgewiesen,
wi e n dass einkleiner, ebener, geschlossener Strom
)
en in Entfernungen, die gegen seine Dimension
Dt als eross zu betrachten sind, magnet. ganz So
|
wie ein kleiner mit seiner Axe gegen die Strom-
fläche senkrechter Maen. wirkt, dessen magnet.
j Moment = dem Produkt aus der vom Strom
umflossenen Fläche und der Stromstärke ist.
Dies Resultat eilt auch bezüglich der Vorzeichen; das Mom. des dem Stromkr.
zu substituirenden Maen. ist also posit., wenn die Stromrichtg. des Stromkr. posit. ist.
„Anhang“, S. 948.
hierzu s. im