Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

     
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
        
     
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
88 Darstellung des Eisens. 
geriffelte Walze. Diese ist exzentrisch gelagert, so dass zwischen ihr und dem 
Halbzylinder ein sich von der Stärke der rohen Luppe bis zur Dicke der ge- 
streckten Luppe verjüngender, sichelförmiger Schlitz gebildet wird. Die Luppe 
wird, während die Walze sich dreht, an der weiten Seite des Schlitzes einge- 
führt und zwängt sich darauf an der Zylinder-Mäntelfläche durch, wobei sie die 
entsprechende Streckung erlangt. 
Fig. 87 zeigt eine solche Luppenmühle für gewöhnliche Puddelöfen mit 
senkrecht stehender Walze, welche mittels Räderwerk von einer mit Schwung- 
rad versehenen Vorgelege-Welle, unter Aufwendung einer Arbeit von etwa 
b Pfdkr. getrieben wird. 
Fig. 88 stellt eine Luppenmühle für Danks’sche Puddelöfen dar. Auf der 
wagerecht liegende Walze, von 1,5% Durchm. und 2m Länge wird die 600 ke 
schwere, 0,5 m starke rohe Luppe bis auf 0,25 m Stärke gestreckt. Die Maschine, 
welche 12 Umdrehungen in 1 Min. macht und für 12 Oefen ausreicht, ist ausser- 
dem mit einer Einrichtung zum Einlegen der Luppe mittels eines durch Dampf 
bewegten Hebels versehen; auch sind in der Austritts-Oeffnung mehre Messer 
zum Zerschneiden der gezängten Luppe angebracht. 
  
  
  
  
  
  
h. Verbesserung des Schweisseisens bezw. Schweissstahls und 
Herstellung von Zementstahl. 
Litteratur. 
Mannesman. Studien über den Zementstahl- Prozess. Zeitschr. des Ver. für Beförde- 
rung d. Gewerbfl. 1879, S. 31. — Boussingault. Etudes sur la transformation du fer en acier 
par la cementation. Ann. de chimie et de physique; serie V, tome V, S. 146. — Perey. On the causa 
of the blisters on blister-steel. The Journal of the Iron and Steel Institute, 1877, S. 460. 
Die gezängten Luppen werden sofort auf dem Luppen-Walzwerk zu Roh- 
schienen (Luppenstäben) verarbeitet und endlich die aus letztern gebildeten 
Packete unter Hämmern oder Walzen geschweisst. Die Wirkung dieser 
Formgebungs und Verbesserungs-Arbeiten äussert sich bei den verschiedenen 
Schweisseisen-Sorten in der Art, dass beim sehnigen Eisen das ursprüngliche 
Korn der Luppe sich in Sehne umwandelt, während beim Feinkorneisen und 
Stahl das Korn bleibt, sich aber stark verfeinert. 
Ueber Einzelheiten der Formgebungs-Arbeiten, sowie über die allgemeine 
Anlage eines Puddel- und Walzwerks vergl. unter C., über den Werth ver- 
schiedener Schweisseisen Sorten unter D. 
Die Verbesserung des Schweissstahls durch Ausstrecken, Packetiren 
und Schweissen nennt man Gärben, das Stahlpacket heisst eine Garbe und das 
veredelte Erzeugniss Gärbstahl. In England, wo die Gärbstahl-Darstellung um 
die Mitte des vorigen Jahrh. zuerst durch Crawley eingeführt wurde, nennt man 
diesen Stahl shear-steel, weil er ursprünglich häufig zur Herstellung grosser 
Tuchscheren benutzt wurde. Die Darstellung des Gärbstahls wird besonders 
in den österr. Alpenländern gepflegt. Man benutzt dort als Rohstoff den Herd- 
frisch-Stahl und verarbeitet den Gärbstahl behufs Verwendung zu Sensen, 
Sicheln, Messern, Federn, gröbern Werkzeugen u. dgl. 
88 
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