Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
  
  
92 Darstellung des Eisens. 
des Metallbades in den einzelnen Perioden der Frischarbeit. Ein zu hoher 
Silicium-Gehalt (über 3%) ruft einen sog. heissen Gang, d. h. zu grosse 
Dünnflüssigkeit, ein zu geringer Silizium-Gehalt einen kalten Gang oder 
Diekflüssigkeit, hervor. 
Das unter a beschriebene englische Verfahren beruht auf Verwendung 
eines Roheisens mit einem Gehalt von mindestens 1,8%, häufiger 2% an Silicium, 
welches über seine Schmelz-Hitze nur insoweit — auf 13000 C. — erwärmt 
wird, dass es bis zum Beginn des Frischens noch ausreichend flüssig bleibt. 
Der Siliecium-Gehalt des Roheisens hält dann bei seiner Verbrennung (8.5) die 
erforderliche Hitze des Metallbades bis zu Ende des Verfahrens aufrecht. Den- 
selben Erfolg kann man auch mit Hilfe eines siliciumärmeren Roheisens erzielen, 
wenn man dasselbe beim Schmelzen stark überhitzt (8.5). Ausserdem kann 
man dadurch bewirken, dass der Kohlenstoff schon sofort anfangs, neben dem 
Silicium mit zu verbrennen anfängt, was wiederum eine Verzögerung der 
Verbrennung von Mangan und Silicium zur Folge hat. Will man also für 
gewisse Zwecke ein silieium- und manganhaltiges Erzeugniss erhalten, 
kann man dies durch Verwendung eines silieiumarmen bis auf eine anfängliche 
Fig. 93. Verlauf eines englischen Bessemer-Satzes auf dem Schmelzhitze von 1400° a und 
Werke von John Brown in Sheffield). darüber gebrachten Roheisens 
erreichen. Ein solches Ver- 
fahren nennt man wohl das 
deutsche Bessemer Ver- 
fahren?) 
Es eis sich im 
wesentlichen durch das Weg- 
fallen oder die kürzere Zeit- 
dauer der Feinperiode und 
das zurV erwendung gelangende 
Roheisen hat gewöhnlich einen 
Gehalt von 1,3 bis 
2% Silicium und 
1—3% Mangan. 
     
   
   
    
     
   
     
   
  
   
= 2 Feinperiode Kochperriode 
in|o 
    
2% 
     
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
8 
‚Spiegeleis-Zarstz. 
   
  
   
  
  
  
Vor Nach 
dem 
   
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In Schweden, wo man gezwungen ist, noch silieiumärmeres Roheisen als 
in den vorstehend beschriebenen Fällen anzuwenden, unterbricht man die Frisch- 
arbeit, sobald die Silieium-Verbrennung ihr Ende erreicht hat, während der 
Kohle, nstoff-Gehalt des Flussmetalls noc h beträchtlich sein kann. Diese Unter- 
brechung — das schwedische Verfahren — ist nothwendig und ausführbar; 
denn ein fortgesetztes Blasen würde das Bad zu sehr abl kühlen, weil das Siliertum 
als Hitze-Erzeuger nicht ausreichend wirken kann und eine Desoxydirung 
(8. 91) ist nicht nothwendig, weil das flüssige Eisen wegen seines reichlichen 
Kohlenstoff-Gehaltes Sauörstülf wenig oder gar nicht enthalten wird. 
Das schwedische Verfahren kehnzeichnet sich durch den Wegfall der Ent- 
kohlungs-Periode und man verwendet dabei gewöhnlich ein Roheisen mit einem 
Gehalt von 0,8—1,2% Silicium und 0,6—1% Mangan. üs wird übrigens, ebenso 
1) Nach Zeitschr. f. Bauw. 1876, S. 427 zusammen gestellt. 
2) Müller. Untersuchungen über den deutschen Bessemer-Prozess, Zeitschr. d. Ver. deutsch. 
Ingen. 1878. S. 385, 4 
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