Flusseisen-Erzeugung. 101
wesentlich abweicht. Die Grösse der Schlackenmenge — auf 1t Güsse rechnet
man 0,4—0,5t Schlacken — beim basischen Betriebe bedingt aber für gleiche
Fassung wie beim sauren Verfahren eine grössere Birne, derart, dass eine für
10tRoheisen berechnete saure Birne, nachdem sie mit basischem Futter versehen
ist, mit höchstens 7t Roheisen gefüllt werden darf.
Fig. 102 zeigt us Längsschnitt einer früher sauren, jetzt basischen Birne
der Rheinischen Stahlwerke zu Ruhrort.
Fig. 103 giebt den Lageplan der für 6 Birnen, mit je 9t Fassung, ganz
neu eingerichteten Peiner Thomashütte, welche in unmittelbarer Nähe des alten
Puddelwerks erbaut ist. Fig. 106 zeigt einen Querschnitt durch die Schmelzhütte
und den Birnenraum (Frischhütte), Fig. 105, den Grundriss dieser beiden Räume
und des Giesshauses, Fig. 104 den Längsschnitt durch Giesshaus und Birnenraum.
Man sieht, dass in Peine die bislang gebräuchliche Anordnung der Dreh-
krähne ganz aufgegeben worden ist; vor den Birnen, welche zu je 3 zu einer
Gruppe vereinigt sind, ist ein fahrbarer Giesskrahn - Wagen (w) aufgestellt.
Fig. 103. 1. Thomas-Frischhütte. — 2. Schmelzhütte. — 3. Giesshütte. — 4. Maschinenhaus für Gebläse
und Pumpen. — 5. Wasserthurm. — 6. Aufzug. — 7. Waagen. — 8. Kalköfen. — 9. Theerziegelei.
— 10. Bureaus. — 11. Kesselhaus. — 12. Pumpenhaus. — 13. Schornstein. — 14. Brunnen. —
15. Gasanstalt. — 16. Gasbehälter. — 17. Theerraum. — 18. Lokomotivschuppen. — 19. Kohlen-
schuppen. — 20. Steinfabrik. — 21. Trockenöfen. — 22. Theerkocherei, — 23. Dampfkessel. —
24, Dolomit-Brennofen. — 25, Brechraum für Steine. — 26. Brennöfen. — 27. Altes Walzwerk.
— 28. Neues Walzwerk. — 29. Magazin. — 30. Waage. — 31. Werkstatt. — 32. Schlackenhalde
—
——— 19
230
y
16,
%
Auf diesem Wagen befinden sich die Giesspfanne (p) und zugleich der Wasser-
druck-Krahn (k), welcher dieselbe trägt. Der Wagen selbst wird wie eine
Lokomotive durch Dampf auf einem 4,5 m vom Birnenmittel entfernten Gleis
bewegt und fährt jedesmal nach erfolgter Füllung der Pfanne in die nebenan
liegende Giesshalle. Die 6 Bimen sind zu 3 Paaren gruppirt, von denen zur
Zeit erst 2 Paare sich in Betrieb befinden; die Ausführung des 3. Paares bleibt
späterer Zeit vorbehalten. Von den 6 Schmelzöfen sind bisher erst 3 ausgeführt.
7. Die Leistungsfähigkeit der Thomas Hütten mit 2 oder 3 Birnen
entspricht im allgemeinen derjenigen der Bessemer-Hütten. Für deutsche Ver-
hältnisse bilden 20—40 Sätze in 24 Stunden die Regel. Ohne den Aufenthalt,
der durch Vornahme von Boden-Ausbesserungen bedingt wird, könnte man etwa
38 Sätze machen. Das Ansetzen eines fertigen Losbodens dauert etwa 45 —
Der Abbrand in der Birne und im Kupolofen wechselt zwischen 11 und 19 %.
y. Kleinbessemerei.
In neuester Zeit haben Bestrebungen Boden gewonnen, welche die Einfüh-
rung der sogen. „Kleinbessemerei“ nach saurem oder basischem Verfahren
Litteratur. Stercken. Ueber Kleinbessemerei und ihre Bedeutung für Deutschland.
Zeitschr. des Ver. deutsch. Ingen. 1885, S. 585 u. 613. — Derselbe. Die Kleinbessemerei und
ihre Fortschritte. Daselbst 1887, S. 489, 509 u. 633.
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