118 Formgebung des Eisens.
Darstellung von grossen Umdrehungs-Körpern oder von Stabkörpern ‘mit un-
veränderlichem Querschnitte handelt. Für Formen benutzt man in der Regel
Schablonen, welche sich im Kreise um eine fest gelagerte Achse drehen,
während bei der Anfertigung von Kernen in der Regel die Schablone fest liegt
und der Kern gedreht wird. Für Kerne in Stabform verwendet man auch
Schablonen, welche auf einer eisernen, nach dem Grundriss des zu formenden
Körpers begrenzten, Ziehplatte geführt werden.
2. Da der Formstoff nur selten ausreichende Festigkeit besitzt, um für
sich allein die aus ihm gefertigten Formen und Kerne einerseits bei allen mit
ihnen vor dem Gusse vorzunehmenden Handhabungen, andrerseits auch während
des Gusses vor Beschädigungen in Folge von Einwirkung äusserer Kräfte zu
schützen, so bedarf es besonderer Zurüstungen, um seine Widerstandsfähigkeit
zu vergrössern.
Alle Formen — mit Ausnahme der sogen. Herdformen, welche unmittel-
bar im Giesserei-Flur — auf dem Herde — eingestampft werden und die meisten
Lehm- wie auch einzelne Masseformen — werden daher durch eiserne, auch wohl
hölzerne Kasten ohne Boden und Deckel, sogen. Formkasten, umschlossen.
Die nöthige Widerstandsfähigkeit der durch Drehen nach der Schablone er-
zeugten Kerne erreicht man durch Einlegen guss- oder schmiedeiserner Kern-
spindeln, Fig. 122,
welche im Querschnitt,
um Gase und Dämpfe
durchzulassen, entweder
voll und mit Nuthen ver-
sehen sind oder aus Röh-
ren mit durchlöcherter
Wand bestehen. Bei den
nicht durch Drehung gefertigten Kernen legt man Stäbe aus Guss- oder Schmied-
eisen — Kerneisen — ein, welche nöthigenfalls ein tragendes Gerippe bilden.
Für grosse Zylinder- Kerne verwendet man zuweilen Spindeln mit verstell-
barem Durchmesser — Differential-Spindeln — damit der Kern-Durch-
messer der Schwindung gehörig angepasst werden kann.
Der Formkasten wird gewöhnlich aus Gusseisen gefertigt und besteht,
wie das Modell, meistens aus mehren Theilen, welche sowohl unter sich, als
auch mit etwa vorhandenen Kernen, nöthigenfalls unter Anwendung eiserner
Kernstützen verbunden, bezw. versteift und verankert werden. Die Dübel,
Haken und Klammern‘ zum Zusammenhalten der Kastentheile einschl.
der Handhaben u. dergl. nennt man den Beschlag. Häufig
unterstützt man das Zusammenhalten der einzelnen Formtheile
auch durch unmittelbare Belastung mit Roheisen-Barren.
Bei zweitheiligen Formkästen ersetzt man den Unterkasten,
falls derselbe nicht getragen oder umgewendet werden muss,
manchmal durch eine Herdform, welche dann zusammen mit dem
Oberkasten die vollständige Form bildet. Um das Heraus-
fallen von Formstofftheilen beim Abheben des Oberkastens zu
verhüten, sind die Ränder der Formkasten mit einer nach innen
vorspringenden sogen. Sandleistes, Fig. 123,124, versehen; nöthi-
genfalls werden auch Querrippen, Zwischenwände usw. eingelegt
oder angegossen. Erhält der Unter-
kasten ebenfalls eine Sandleiste,
so ist derselbe auch als Ober-
kasten benutzbar. Wenn der Unter-
kasten gewendet werden soll, spannt
man ihn aus demselben Grunde
zwischen 2 mit Querleisten versehene
Bretter oder Tafeln aus trocknem
Holze — Formbretter, Lehrbretter, Unterlagen —, welche ausserdem sowohl
als Unterlagen beim Formen, als auch beim Giessen dienen. Das Brett m,
Fig. 125, auf welchem das Modell beim Einformen liegt, nennt man Modell-
Fig. 123, 124.
Fig. 125.