Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
120 Formgebung des Eisens. 
mittelbarer Feuerung, je nachdem die Verbrennungs-Gase unmittelbar durch 
die Kammer selbst geführt werden und gemeinsam mit den gebildeten Wasser- 
dämpfen durch die Esse abziehen, oder mit Hilfe eines Systems von in der 
Kammer befindlichen Röhren oder Kanälen ihre Wärme mittelbar an die 
erstern abgeben. 
Die höchsten Wärmegrade, sowie rascheste Ableitung des Wasserdampfes 
erzielt man bei der unmittelbaren Heizung, welche demnach für alle Fälle, (wo 
es sich um scharfe Trocknung, namentlich von grösseren Masseformen handelt, 
am geeignetsten und gebräuchlichsten ist. Dagegen gewährt das mittelbare 
Heizverfahren den Vortheil, dass man jeden unverkohlten Brennstoff, selbst mit 
hohem Wassergehalt (Braunkohlen usw.), zum Feuern verwenden kann und dass 
dabei die Formen unter der schädlichen Einwirkung strahlender Wärme weniger 
leiden. Man setzt alle Formen — mit Ausnahme der für Gussstahl bestimmten, 
wirklich feuerfesten, die allmählig bis zur beginnenden Rothgluth erhitzt wer- 
den — nur niedrigen Wärmegraden (selten über 200° C.) aus, damit dieselben 
nicht durch zu stürmische Dampfentwicklung usw. leiden. 
Die meisten Trockenkammern mit unmittelbarer Feuerung besitzen eine 
Einrichtung, wie Fig. 130, 131 sie im allgemeinen darstellt. Die mit doppelten 
Mauerwänden umschlossenen Kammern sind als feuerfeste Räume mit gewölbter 
oder eiserner Decke hergerichtet Auf der nach dem Arbeitsraum der Formerei 
belegenen Seite der Kammer befindet sich eine eiserne, gewöhnlich zum Auf- 
ziehen eingerichtete und ausbalanzirte Schiebethür i, welcher die Rost-Feuerung r 
Fig. 130, 131. (Plan- oder 
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Gase und Wasserdämpfe befindet sich am Boden. Um Wärmeverluste durch die 
Eisenthür oder die Kammerdecke zu verhüten, schützt man diese Theile zu-- 
weilen durch eine passend angebrachte Lage von Schlackenwolle.!) 
An den Längswänden der Kammern bringt man eiserne Konsolen zur Auf- 
stellung von kleinern Formen und Kernen an; grosse und schwere Formen 
werden durch eiserne Wagen auf Schienen-Gleisen in die Kammern geführt. 
d. Herdformerei. 
1. Unter dem Herde versteht man einen in der Höhe der Hüttensohle 
liegenden, mit Formsand angefüllten Flur, in welchem die Formen nach Modellen 
oder Schablonen hergestellt werden. Der eigentliche Herdguss entstammt ganz 
offenen Formen, in denen das flüssige Metall beim Erkalten mit wagerechter 
Oberfläche erstarrt. Zuweilen bedeckt man die offenen Formen auch mit ge- 
trockneten Lehmplatten, welche Oeffnungen für den Einguss und behufs der Luft- 
abführung erhalten und durch Roheisen-Barren beschwert werden. Der auf solche 
Weise hergestellte Guss ist von grösserer Dichtigkeit als der eigentliche Herdguss. 
Denkt man sich an Stelle der Lehmplatte einen Oberkasten mit einem Theil 
der zu giessendenden Form, so erhält man eine verdeckte Herdform. Die 
Herstellung einer solchen Form mit Hilfe von Schablonen nennt man gewöhnlich 
Schablonen-Sandformerei, ein Verfahren, welches in neuer Zeit grosse 
Bedeutung erlangt hat. 
Bei Herstellung einer offenen Form besprengt man zuerst den betr. Herd- 
1) Nach Emery’s Versuchen leitet Schlackenwolle die Wärme 5-6 mal schlechter als 
Luft. Oestr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, 1881, S. 615. 
   
 
	        
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