Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
     
Schmiede- und Press-Arbeiten. 215 
dieken Rande und erzeugen, indem sie dieselbe um den Nebenbolzen b drehen, 
unter beständigem Wachsen des Durchmessers und Füllen des Kalibers, den 
Unterreifen und die richtige Form der Scheibe. Sobald der verlangte Durch- 
messer erreicht ist, werden die Walzen zurückgezogen und das Rad gelangt in 
den Glühofen. 
6. Schmiedeiserne Scheibenräder (Patent Krupp), auch Wickel- 
räder oder, nach dem Erfinder, Pelz- Räder genannt, werden in folgender 
Weise hergestellt. Die Nabe mit einem Theile der angrenzenden kreisförmigen 
Scheibe wird aus einem Stücke in einem Gesenk gepresst. Der Rest der 
Scheibe mit dem Unterreife werden durch Aufwickeln eines Schmiedeisen- 
Bandes gebildet, welches aus 2 Stücken zusammengeschweisst ist, von 
denen das schmälere Stück die Scheibe und das breitere den Unterreifen giebt. 
Die Fertigstellung des Rades geschieht nach seiner Erhitzung durch Pressen 
in einem passend geformten Gesenk unter einem 3t- Dampfhammer. 
7. Schmiedeiserne Speichenräder werden durch Zusammenschweissen 
verschiedener Theile hergestellt. Diese Theile sind gewöhnlich Speichen, 
Felgenstücke und Nabentheile. Die aufeinander folgenden Arbeiten sind: 
Schmieden der Speichen in 3 Hitzen, Vorrichten der Felgenstücke für je 
2 Speichen und Zusammenschweissen beider, Herstellung des Kurbel-Nabentheils 
(an welchem die Kurbel anzugreifen hat), Biegen der Felgentheile nach dem 
Halbmesser des Rades, Zusammenlegen aller Theile 
in einen aus 2 Hälften bestehenden Formring, Er- 
hitzung über einem Rundfeuer und Aufschweissen 
je einer, inzwischen auf dem Nabenfeuer heiss 
gemachten Nabenscheibe nach einander gewöhnlich 
in 2 Hitzen unter dem Dampfhammer }). 
Das neuste Verfahren ist dasjenige des Inge- 
nieurs Arbel von der Gesellschaft Cockerill in Se- 
raing?). Die 3 Haupttheile eines Speichen-Rades: 
der Kranz, die Speichen und die Nabe werden 
besonders angefertigt, kalt zusammen gefügt, im 
Fig. 389. 
  
Fig. 3%. Fig. 391. Fig. 392. Fig. 393. 
Om 
einem Siemens-Ofen auf Schweisshitze gebracht und darauf unter einem etwa 
10t schweren Dampfhammer zwischen 2 Matrizen geschweisst. Die einzelnen 
Theile werden vorher wie folgt behandelt: 
Der Kranz, ein Walzeisen-Stab, wird zuerst auf einer besonderen Radbiege- 
Maschine kreisrund gerollt, dann behufs Schweissung in einen Spannring, 
Fig. 389, gebracht und mit demselben ins Feuer gelegt. In dem Maasse als 
die Wärme sich der Schweisshitze nähert, werden die sich berührenden Schweiss- 
enden a des Kranzes mittels der Spannschrauben s stärker und stärker zu- 
sammen gepresst. Die völlige Schweissung erfolgt durch einige Hammerschläge 
auf dem Horn des Ambos. Der Kranz wird dann auf einer besondern Stoss- 
maschine mit Rinnen versehen, in welche sich die Zapfen der Speichen legen 
sollen, Fig. 390. Die an den Kranz schliessenden Theile der Walzeisen-Speichen 
mit den Zapfen, Fig. 391, werden durch Aufstauchen unter dem Dampfhammer 
hergestellt. Die Nabe, Fig. 392, wird in einer Matrize unter dem Dampfhammer 
Han Fig. 393 zeigt das zusammen gestellte Speichen-Rad vor der endlichen 
Schweissung. — Scheibenräder werden in ähnlicher Weise hergestellt. 
8. Radreifen für Eisenbahn-Fahrzeuge werden zur Zeit nur noch in 
Amerika aus Hartguss (S. 127 u. 131) gefertigt. In den übrigen Ländern steht als 
1) Näheres in Brosius. A. a. O. 8. 247. 
2) Nach Mittheilungen von P. Hetzler in Frankfurt a. M. — Vergl. auch Zeitschr. des Ver. 
deutsch. Ingen. 1886, S. 881. 
  
	        
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