Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
  
Eigenschaften und Prüfung des Eisens. 
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I. Geschichtliches und Allgemeines. 
a. Eigenschaften und Prüfung. 
Um die in den Abtheilungen A—C enthaltenen Darlegungen verständlich 
zu machen, sind so weit als nothwendig in der voran gestellten Einleitung die 
Arten und allgemeinen Eigenschaften des Eisens, der Einfluss 
fremder Stoffe, der chemische Vorgang beim Oxydirendes flüssigen 
Roheisens usw. erläutert worden; bei diesen Erläuterungen wurde vorwiegend 
der hüttentechnische Standpunkt berücksichtigt. In der gegenwärtigen 
Abtheilung soll andererseits das Eisen lediglich vom bau technischen und 
technologischen Standpunkte aus betrachtet werden, und dabei wird ins- 
besondere fest zu stellen sein: 
1. welche Eigenschaften das Eisen als Baustoff für unterschiedliche 
technische Zwecke nothwendig besitzen muss, 
2. welche Mittel in Anwendung kommen, um den Nachweis von dem Vor- 
handensein dieser nothwendigen Eigenschaften zu führen und: 
3. welche Lieferungs-Bedingungen danach den Hüttenwerken vor- 
zuschreiben sein werden. 
Dabei handelt es sich für den Bautechniker nur um die Untersuchung der- 
jenigen Eisengattungen, welche als Baustoffe zur Verwendung gelangen, d. h. 
um Gusseisen und schmiedbares Eisen. Die Eigenschaften des Roheisens sind 
bereits in der Abtheilung B. abgehandelt w orden. 
Die vornehmlichsten in Frage kommenden Eigenschaften sind: Schmied- 
barkeit, Dehnbarkeit, Härte, Härtbarkeit, Schweissbarkeit, 
Festigkeit und Zähigkeit. 
Die Prüfung umfasst Besiehtigungs-Proben, mechanisch-techno- 
logische Proben und chemische Proben. 
Bei den Besichtigungs-Proben verschafft man sich von der äussern 
und innern Beschaffenheit des Eisens durch Augenschein Kenntniss. Die 
Besichtigung erstreckt sich auf das äussere und innere Gefüge (Textur), 
wenn nothwendig unter besonderer Behandlung der Bruchfläche und Zuhilfe- 
nahme des Mikroskops, in einzelnen Fällen auch wohl unter Benutzung der 
Magnetnadel. 
Die mechanisch -technologischen Proben zerfallen je nach der 
Art der besonders zur Untersuchung gestellten Eigenschaft in: 
1. Mechanische Proben oder Festigkeits- Proben als Zug-, 
Druck-, Biege-, Scher-, Verdrehungs- und Knickfestigkeits- Proben, bei denen es 
sich um die zahlenmässige Ermittlung unterschiedlicher Festigkeits - Grössen 
eich der Zähigkeit handelt, und: £ 
Tec hnologische Proben oder Brüchigkeits-Proben als Biege-, 
m Ausbreit-, ‘Schw eiss-, Loch-, Härte-Proben usw., bei denen keine zahlen- 
mässige Ermittlung von Festigkeits- Grössen, sondern nur eine W erthschätzung 
der technologischen Eigenschaften, der Schmiedbarkeit, Schweissbarkeit, Härte 
usw. statt findet. 
Für den Bautechniker sind die Festigkeits-Proben, welche ın der Regel 
auf Festigkeits-Maschinen zur Ausführung kommen, von hervor ragender 
Wichtigkeit. Man unterscheidet Ganz- Proben und Theil -Proben, je 
nachdem mit ungetheilten (ganzen) Gebrauchsstücken oder mit abgetrennten 
Versuchsstücken "gearbeitet wird, und endlich Kalt-Proben und Warm- 
Proben. Warm-Proben brauchen im allgemeinen nur mit solchen Stücken 
vorgenommen zu werden, bei denen eine spätere Bearbeitung im warmen Zu- 
stande vorausgesetzt werden kann. Solche E estigkeits-Proben, “bei denen wieder- 
holte Beanspruchung des Probekörpers — tage-, wochen- oder jahrelang — 
eintritt, nennt man Dauerproben. Zuw eilen wird vorgeschrieben, dass die 
Luft des Raumes, in welchem die Festigkeits- Proben vorgenommen werden, 
einen gewissen Grad von Wärme oder Kälte haben muss, wobei die Kälte 
nöthigenfalls künstlich erzeugt wird. — Mit der Vornahme der chemischen 
Proben befasst sich meist nur der Hüttentechniker, dem dadurch ein Mittel an 
die Hand gegeben ist, den ursächlichen Zusammenhang der Mischungs-Verhält- 
nisse, sowie des Verlaufs der Darstellung mit den Eigenschaften des Erzeug- 
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