250 Eigenschaften und Prüfung des Eisens.
worden ist, lässt sich auch aus den Bauschinger’schen Beobachtungen !) über
die Proportionalitäts-Grenze herleiten, nach welchen bei wiederholtem Hin- und
Hergehen zwischen der Belastung Null und einer innerhalb der Proportiona-
litäts-Grenze liegenden Belastung die bleibenden und vollen Längenänderungen
sich nicht ändern, während beide bei jedem Belastungs-Wechsel steigen, sobald
die Last über der Proportionalitäts-Grenze liegt.
Die Ansicht, dass durch fortgesetzte stossartige Wirkungen das Gefüge des
Eisens sich ändere, insbesondere grobkörnig werden könne, ist bereits auf
S. 225 als unbegründet hingestellt. Bei Bauschinger’s Dauerversuchen ergab
sich keine Gefüge-Veränderung des Stabes nach millionen mal wiederholter
Beanspruchung. Ebenso wenig hat bislang nachgewiesen werden können, dass
bei einer fortgesetzten Beanspruchung innerhalb der gebräuchlichen Sicher-
heits-Grenzen die Festigkeits-Eigenschaften eines Tragwerks Einbusse erleiden.
Bauschinger untersuchte im Jahre 1878 die Glieder einer im Jahre 1829 er-
bauten Kettenbrücke in Bamberg zugleich mit den bis dahin noch unbeansprucht
und unversehrt gebliebenen Reserve-Gliedern und fand weder in den Festigkeits-
Eigenschaften noch im Bruch-Aussehen irgend welche erheblichen Aenderungen ?).
d. Durchschnitts- und Grenzwerthe der Festigkeit und Zähigkeit.
1. Die Elastizitäts-Ziffer (E) und die Elastizitäts-Grenze oder die
Spannung an der Elastizitäts-Grenze (G) sind durch zahlreiche, ältere
und neuere Zug- und Biegungs-Versuche, unter denen besonders diejenigen von
Kirkaldy (1855), Wöhler (1860), Styffe (1865), v. Kerpely, Bauschinger
und Jenny (1876—1877) hervor zu heben sind, bestimmt worden. Druck-Ver-
suche dieses Zweckes sind nur vereinzelt angestellt worden, z. B. von Lovell
und Bauschinger (1875). Nach diesen Versuchen darf man folgende Mittel-
werthe in t und qaem annehmen:
5 Aus den Zahlen für Schmied-
er er 1 BD ga . Q ,
Elastizit,-Ziffer | ee eisen und Stahl berechnet sich
Zen Grenze @ die durch eine Zugkraft von 1 t auf
..Q@6 . . .
e t u. qem ] «em - Querschnitt bei einer Im
0 ar sel nn Jason Stanve ‚des: bett.-Materı
Für Gusseisen . . 1000 | ? } SL hr = : 2 ) ” a Eher
„ Schmiedeisn . 2000 | 1,65 ıervor gebrac ıte durehschnittliche
ai Re 2200 | 3,50 elastische Dehnung:
für Schmiedeisen zu 0,00050 a,
Stahl „ 0,00046 m3),
Wie und wodurch diese Zahlen unter Umständen sich verändern können,
wurde im Vorhergehenden erläutert.
Der Grenz-Koefflzient @ für Gusseisen ist unbestimmt. Er wird zwar ver-
schiedentlich für Zug zu etwa 0,44—0,75 t und für Druck zu 1,33—1.94 t an-
gegeben, jedoch beruhen diese Zahlen meist nur auf Schätzungen.
2. Durchschnitts-Werthe der Festigkeit und Zähigkeit sind in
der nachfolgenden Tabelle übersichtlich zusammen gestellt:
Zug- || Biegungs-
| Druck- |
Nr. | festigkeit | festigkeit || festigkeit
| tu. gem | tu.gem | tu. gem
anna El Kunbehnluseisst ne hin iahnee ee Bau un ara una a mn Sp _— tue rennen Rn een mu nn en De Be
| A. Gusseisen. |
1. || Geringste (unreine) Sorten . re _ | 0,45 I we
2. || Gewöhnliche Sorten: 1,5—2,0 %/, Sı., 3—83,5 % C., || 5,00 || |
et... 0000, | at 2,55
Br VOorzuguiche Sorten... ANNIE AR IR I0,00 I) 2,00 | 5,00
!) Ueber die Veränderung der Elastizitäts- Grenze und der Festigkeit des Eisens und
Stahls durch Strecken und Quetschen, durch Erwärmen und Abkühlen und durch oftmal wieder-
holte Beanspruchung. Mittheilungen usw. H. 13, S. 14 u. 15. — Vergl. auch Weyrich. Ueber
die Wirkung dauernder oder häufig wiederholter Beanspruchung auf die Eigenschaften des
Stahls. Deutsche Bauzeitg. 1886, S. 471.
2) Vergl. Gollner’s Untersuchungen eines im Dez. 1882 gerissenen Gliedes der Ketten-
brücke zu Podiebrad in Böhmen, welches 40 Jahre in Betrieb gewesen war. Tech. Blätter
1883, S. 129 u. 260. !
®) Considö&re setzt für Schmiedeisen: 0,000 48—0,000 52 m und für Stahl 0,000 44—0,000 46 m.
Ann. des ponts et chaussees, 1885. I. S. 583.
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