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Eigenschaften und Prüfung des Eisens.
Für deutsche Bahnen müssen Schienen, bei einer Höhe von etwa 13 m
und einem Widerstands-Moment von etwa 140em, bei freiem Auflager von etwa
1 m Weite, gewöhnlich 2 Schläge eines 0,6 t schweren Fallgewichts bei einer
Fallhöhe von 5 m aushalten können, ohne Brüche oder sonstige Schäden zu
zeigen. Radreifen erhalten, je nach der verlangten Zähigkeit, gewöhnlich
3—6 Schläge von 0,6 t bei 5 m Fallhöhe. Achsen sollen bei einem Freilager
von 1,5 m, 8 unter jedesmaligem Wenden ausgeführte Schläge von 0,6t, bei
7m Fallhöhe, aushalten. Radreifen usw. werden zuweilen auch dadurch geprobt,
dass man sie aus einer gewissen Höhe einfach gegen eine widerstandsfähige
Unterlage fallen lässt. Die französische Hämmerprobe für Radreifen
wurde bereits S. 274 erwähnt.
Vor der Ausführung der Proben ist zu untersuchen !), ob Führung und
Lage des Fallblocks nichts zu wünschen übrig lassen, besonders ob die Marken
der Schwerlinien (S. 273) überall genau zusammen stimmen und ob das Probe-
stück so gelagert ist, dass kein Ecken oder Drehen desselben unter der Schlag-
wirkung eintreten kann. Das wirksame Fallgewicht (S. 272) kann man auf
einer zwischen dem Block und dem Zugseil einzuschaltenden Federwage, wäh-
rend der Block langsam niedersinkt, ablesen. Beim Anheben des Blocks erhält
man das wirksame Gewicht ‚einschliesslich der Reibung. Bei guten Schlag-
werken sollte die Reibungsarbeit nicht grösser als 2% der Schlagarbeit werden.
Ist die Theilung der Fallhöhe senkrecht verschiebbar angeordnet (was zu em-
pfehlen ist), so stellt man ihren Nullpunkt jedesmal genau auf die Höhe des
Probestücks ein,
d. Brüchigkeits-Proben für Konstruktions-Schweisseisen (Bleche und
Formeisen).
a. Biegeprobe.
Vom Stabe oder Bleche abgetrennte Längsstreifen, deren Kanten sorgfältig
abgerundet werden, sollen unter Benutzung von Hämmern oder besondern
mechanischen Vorrichtungen, unter Vermeidung jeglichen Stosses über einem
abgerundeten Sattel bis zu einem vorgeschriebenen Winkel gebogen werden
können, ohne dass sie dabei einen Bruch im metallischen Eisen zeigen. Maass-
gebend für die Güte des Probestücks ist die Grösse des Winkels, um welchen
dasselbe gebogen werden kann, ohne den Bruch zu erleiden. Dieser Bruch
erfolgt erfahrungsmässig nicht immer an der auf Zug beanspruchten äussern
Fläche des Probestreifens, sondern meistens an der innern Seite, in Folge der
Zerdrückung. . Es wird bei den Biegeversuchen in gewissem Maasse also auch
die Druckfestigkeit geprüft.
Die Biegeproben werden als Warmproben und Kaltproben und am besten
in den S.271, 272 beschriebenen Schrauben-Pressen — nach den mehrfach erwähnten
Konferenz-Beschlüssen?) um einen Dorn von 25 mm konstantem Durchmesser —
zur Ausführung gebracht. Bei der Ausführung der Biegeproben durch Schlagen
mit Hämmern werden die Probestücke gewöhnlich auf einer gusseisernen oder
gussstählernen Platte derart befestigt, dass ein Rand von vergeschriebenen
Abmessungen zum Ueberstehen gelangt, welcher dann umgebogen wird. Diese
Art der Probe erscheint weniger empfehlenswerth, weil der Lieferant unter
Umständen behaupten könnte, die Probestücke seien beim Hämmern unvorsichtig
behandelt worden.
8. Ausbreit- oder Ausblatt-Probe.
Der auf kaltem Wege abgetrennte, rothwarm gemachte Versuchs-
streifen soll sich durch die parallel zur Faser geführte, unten nach einem
Halbmesser von 15 mm abgerundete Hammerfinne bis auf das 1!/,fache seiner
Breite ausbreiten lassen, ohne dass Spuren einer Trennung im Eisen auftreten.
Vorsicht bei diesem Versuche ist geboten, da durch ungeschickte, der Hitze
des Streifens nicht angemessene Schläge auch das beste Eisen zerstört
werden kann.
2) Beschlüsse der Konferenzen. A. a. O. 8. 10.
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