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Ausführung der mechanischen unä technologischen Proben. 287
mit der Anwendung des Flusseisens zu den Rümpfen der Kriegsschiffe zuerst
vorgegangen zu sein (8. 25), gelten zur Zeit wohl die schärfsten Vorschriften.
Bei der Prüfung von Blechen werden daselbst in der Regel Kalotten-Proben ge-
macht, oder es werden rechteckige Stücke ausgeschnitten und wird daraus ein
kastenförmiges Gefäss mit winkelrecht vorstehenden Rändern geschmiedet. Beim
Schmieden werden alle Vorsichtsmaassregeln angewendet, wie sie für Stahl
(S. 196, 197) erforderlich sind. Die fertigen Stücke dürfen weder Risse noch
Sprünge zeigen. Bei Warmproben von Formeisen werden gewöhnlich Schleifen
oder Zylinder von, bestimmter Weite oder Gestalt gebogen usw. Auch eine
weiterhin beschriebene Härteprobe kommt zur Ausführung.
Nach den Vorschriften des russischen Ministeriums der Verkehrs-Anstalten
vom Jahre 1885 sollen bei Biegeproben die Streifen bis zur starken Rothgluth
erwärmt, hiernach im Wasser bis zu 28°C. abgekühlt und alsdann so weit
gebogen werden, dass die beiden Zweige des gebogenen Streifens an der Stelle,
welche um die anderthalbfache Eisendicke von der Biegungskante entfernt ist,
einen Abstand — der dreifachen Eisendicke von einander erhalten.
Die Beschlüsse der bekannten Konferenzen sind bereits S. 277 im allgemeinen
angegeben worden. Die Härte-Biegeprobe für Kessel-Flusseisen soll danach
derart vorgenommen werden, dass die an den Kanten abgefasten Probestreifen
gleichmässig über ihre Länge bis zur Dunkelkirschroth-Hitze (etwa 550 —650° C.)
erhitzt, so dann im Wasser von etwa 250C. abgeschreckt und endlich der be-
kannten Biegeprobe unterworfen werden !).
Alle Brüchigkeits-Proben mit Flussmetall sind mit besondern
Schwierigkeiten verknüpft, weil das Ergebniss nicht immer von der Güte des
Probestücks, sondern meistens viel mehr von der Behandlung desselben während
der Erhitzung und Abkühlung abhängt. Lochproben von Flusseisen-Blechen sind
wegen der erfahrungsmässig dabei entstehenden eigenthümlichen Anrisse zu ver-
meiden. Nach $. 226 darf man im allgemeinen annehmen, dass eine unrichtige
Behandlung des Stahls in erhitztem Zustande sein Gefüge gröber macht, und
dass gleichmässig feines Bruchaussehen nach erfolgter Bearbeitung eine Haupt-
bedingung für guten Stahl ist. Dagegen ist übertrieben starke Bearbeitung im
kalten Zustande, obwohl sie feines Bruch-Aussehen erzeugt, zu vermeiden.
g. Prüfung der Brüchigkeit durch Härtungs- und Härteproben.
1. Härtungsproben werden vornehmlich behufs Prüfung des Werkzeug-
stahls vorgenommen; doch schreiben einzelne Verwaltungen solche Proben auch
für Flusseisen und Flussstahl, welcher zu Konstruktionen Verwendung findet,
ja unnöthigerweise sogar für Schweisseisen-Kesselbleche, vor, mit dem Zweck,
den Grad der Gleichartigkeit (Homogenität) des Eisens zu erkennen. (Vgl.
Härte - Biegeprobe, oben.) Die französische Marine - Verwaltung unternimmt
Härtungs-Versuche, um die Güte der Flusseisen-Bleche zu erproben. Zu
diesem Zwecke werden sowohl der Länge als der Quere des Bleches nach
Probestücke von etwa 26 em Länge und 4 em Breite ausgeschnitten, darauf
gleichmässig bis zum Beginn der dunklen Kirschroth-Gluth erhitzt und in
Wasser von 28° C. Wärme gehärtet. Die so vorbereiteten Stücke sollen unter
der Wirkung einer Presse, ohne Spuren von Bruch zu zeigen, eine bleibende
Krümmung annehmen können, deren kleinster, innerer Halbm. nicht grösser
sein darf, als die Dicke des Stabes.
Ob die Nothwendigkeit einer derartigen schwierig “zu erfüllenden Be-
dingung für Konstruktions-Material, selbst wenn es für den Schiffbau Ver-
wendung findet, zu begründen ist, mag dahin gestellt sein,
2. Das Härten zweier mit einander zu vergleichender Stahlsorten ist ein
gutes Mittel, um die Widerstands-Fähigkeit beider Sorten gegen Zerspringen
abzuschätzen. Ein nicht sehr harter Stahl muss, ohne zu reissen, eine Härtung
1) Der Erfahrung nach darf für den Dampfkesselbau nur Flussmaterial von einem solchen
Grad von Weichheit zur Verwendung kommen, dass die beim Erhitzen und Abschrecken stets
entstehende Härtung nur gering ist und unter allen Umständen kein Hinderniss für die Weiter-
verarbeitung bildet. Bei Material von nur 38—42 kg/1 qmm Zerreissfestigkeit und 20 %
Dehnung ist das in der Regel der Fall; es aber noch durch obige Härtebiegprobe unmittel-
bar zu erproben, scheint sicherer.
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