288 Eigenschaften und Prüfung des Eisens.
in Wasser von 20° ©. Wärme aushalten. Je zahlreicher bei härterem Stahl,
nach erfolgter Härteprobe, sich Risse zeigen, desto weniger widerstandsfähiger ist
derselbe. Rundstäbe bekommen im allgemeinen weniger leicht Risse als 4 kantige
Stäbe. Je weniger vollständig der Stahl nach dem Erkalten und Abtrocknen
seinen Glähspan verliert — man nennt dies Abwerfen Abschütten — desto
weniger hart pflegt er zu sein. Nur die weichsten Stahlsorten (bis zu 0,6%
Kohlenstoff-Gehalt) werden von der Feile angegriffen; auf allen härtern Sorten
gleitet die Feile. Ferner springt harter Stahl beim ersten Schlage über der
Kante des Amboses, während weicher mehre Schläge verträgt.
Die Härte, Haltbarkeit und Güte von Werkzeugen prüft man am besten,
indem man guten Akkord-Arbeitern verschiedene Stahlsorten, die man mit
einander vergleichen will, in Gebrauch giebt, ohne ihnen zu sagen, was man
bezweckt. Je nach der Achtung, mit welcher die Arbeiter eins dieser Werk-
\
zeuge behandeln, kann man auf die Güte desselben einen Schluss ziehen.)
Be
3. Eine Vorprüfung zur Ermittelung der geeigneten Härte-Tem-
peratur stellt man nach Reiser?) zweckmässig wie folgt an: Ein ge-
schmiedetes oder gewalztes Stahlstück von etwa 20 mm Durchm. wird in Ab-
ständen von 15 zu 15 mm am Umfange mit etwa 9 Kerben versehen und darauf
derart erhitzt, dass nur das erste Kerbstück der Gluth unmittelbar preisge-
geben ist und die übrigen sich ausserhalb des Feuers befinden. Ist so das
erste Kerbstück bis zum Funkensprühen (S. 196), also bis zum Verbrennen
erhitzt, während das letzte Kerbstück erst bis zur dunklen Braunröthe vor-
geschritten ist, so löscht man die Stange rasch im Wasser ab und trocknet sie
sorgfältig. Man prüft nun zunächst die Härte der einzelnen Kerbstücke mit
Hilfe einer harten Feile. Das erste, verbrannte Stück wird immer ziemlich
hart sein; an seiner Aussenseite haben sich sog. Hartkörner gebildet, ver-
muthlich ausgesaigerte, leicht schmelzbare Legirungen einzelner Bestandtheile
des Eisens. Dagegen ist das 2., nicht verbrannte Stück weicher; weil aber
seine Hitze die passendste Härtehitze bereits überschritten hatte, so ist es auch
weicher als das 3. Stück und dieses wieder weicher, als das 4. usw. Gewöhn-
lich zwischen dem 6. und 10. wird man endlich ein Kerbstück treffen, welches
am härtesten, dessen Wärmegrad danach als die geeigneteste Härtehitze an-
gesehen werden muss. Bei Besichtigung des Bruches wird sich auch zeigen,
dass dieses Stück das feinkörnigste Gefüge aufweist.
4. Ueber mechanische Prüfung der Härte des Stahls vgl. S. 29.
h. Prüfungs-Bedingungen für Tragwerke des Maschinen-, Schiff-, Eisen-
bahn- und Brückenbaues.
Bedingungen über Form und Bearbeitung der Probestäbe, Ausführung, Art
und Ueberwachung der Proben für das zu Konstruktionen des Hoch-, Brücken-,
Maschinen-, Schiff- und Eisenbahnbaues verwendete Eisen finden sich auf
S. 129 im Bd. I. der Hılfswissenschaften, sowie auch in den weiterhin im Anhang
mitgetheilten Beispielen von Bedingungen der deutschen Ingen. u. Archit.-Ver-
eine, Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereine, der deutschen Marine und der Königl.
Eisenbahn-Direktion Berlin. Nachfolgende Tabellen geben ferner eine Zusammen-
stellung der Anforderungen, welche von ausländischen Behörden, Vereinen usw.
an Zugfestigkeit und Zähigkeit des Flussstahls gestellt werden.
a. Flussstahl für Konstruktionen des Maschinen- und Schiffsbaues.
| = Zugfestig- | Dehnung
Nr. || ee Art des Materials ee
|| der Behörde oder Gesellschaft | t u. gem %
I I f
1. | Französische Marine | Schiffsbleche 6—20 mm stark || 4,5 | 20
| nach den Vorschriften vom || Laschen u. dgl. 6—16 mm „ | |
| 11. Mai 1876. | 1 4,8 | 22
| | quer hast 4,4 | 18
| || Bleche über 20 mm stark , | 4,4 | 20
} | T-Eisen- und 'T-Eisen | 4,8 | 22
| ) Biden sa: er un, a 4,6 | 18
2 Bischoff. Werkzeug-Gussstahl. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingen. 1885. S. 784.
Ar 2:0,
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