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auch eine Verkehrlast zu tragen, oder sonstige bewegte und veränderliche
Kräfte aufzunehmen haben. Dahin gehören z. B. eiserne Brücken, Schiffe,
Kessel usw. Ueber die geschichtliche Entwickelung der Eisen-Konstruktionen
vergl. unter A.
Das Bestreben der Neuzeit ist dahin gerichtet, zu allen Theilen einer
Konstruktion möglichst nur gewalzte Stücke zu verwenden. Gegossene
Stücke — Gusseisen oder Stahlformguss — finden aber zweckmässig zu den
Lager- und maschinellen Theilen oder dgl. Verwendung. Geschmiedete
Stücke verwendet man gewöhnlich nur dann, wenn deren Form nicht ebenso
vortheilhaft durch Walzen oder Giessen hergestellt werden kann. Schweissungen
sollten dabei ihrer Unsicherheit wegen nur in unvermeidlichen Fällen zur Aus-
führung kommen.
Die technologischen Arbeiten zur Herstellung der Konstruktionen
werden zum geringsten Theile von der Hand, meistens durch Maschinen aus-
geführt. Der allgemeine Gang der Arbeiten ist folgender: Der Fabrikant, dem
die Herstellung einer Eisen- Konstruktion obliegt, lässt behufs Beschaffung des
geeigneten Materials, weil die ihm vom Bauherrn übergebenen Zeichnungen
und Gewichts-Berechnungen in der Regel nicht ausführlich genug sind, zu-
nächst die Werk- oder Arbeits-Zeichnungen und Material-Verzeich-
nisse (Material-Listen) anfertigen. Wenn das alsdann beschaffte Material die vor-
schriftsmässige Prüfung bestanden hat, wird mit den eigentlichen Werkstatts-
Arbeiten d.h. der Bearbeitung und Verbindung der Konstruktions-
Theile (Verbindungsstücke und Verbindungsmittel) der Anfang gemacht.
Bei der Bearbeitung der Konstruktions-Theile sucht man zuerst durch Kalt-
richten der geometrischen Form möglichst sich nähernde Flächen und Kanten der
Stücke zu eızielen, damit auf der Zula ge die rechnungsmässig ermittelten, in
die Arbeits- Zeichnungen eingeschriebenen Maasse auf die einzelnen Stücke so
genau wie möglich übertragen bezw. vorgezeichnet (vorgerissen) werden
können. Die zugelegten Stücke werden auf den Werkzeug- Maschinen nach den
vorgerissenen Linien bearbeitet und sodann einer Reinigung unterworfen;
zuweilen erfolgt die Reinigung bereits vor Beginn der Bearbeitung. Nach
geschehener Reinigung erfolgt, insoweit als es in der Werkstatt möglich ist,
die Verbindung der Konstruktions-Theile durch Nieten und nach Prüfung
und Abnahme der genieteten Konstruktions- Theile das Dichten der Fugen
und endlich, behufs Schutz gegen Rost, das Grundiren
I. Einrichtung und Ausrüstung der Werkstätten.
a. Werkstätten im allgemeinen.
1. Die Sonder-Werkstätten für Herstellung von Eisen-Konstruktionen sind
sehr mannigfacher Art, sowohl bezüglich ihrer Ausdehnung als auch ihrer
Einrichtung. Die wichtigsten Anstalten dieser Art sind die Brückenban-
und Schiffbauwerke. Mechanische Werkstätten, in denen vorwiegend
blanke Arbeit für Maschinenbau usw. geliefert wird, bilden meistens einen
Theil der vorgenannten Anstalten, ebenso auch Hammer- und Kessel-
schmieden.
Haupt-Erfordernisse für jede gute Werkstatt sind: Helligkeit, Zugänglich-
keit, Bequemlichkeit der V erbringung und Handhabung der Ärbeitsstücke, end-
lich zweckmässiger Antrieb der Maschinen. Die Bearbeitung und Zusammen-
stellung schwerer Stücke geschieht in der Regel zu ebener Erde. Kleinere
W erkzeug- Maschinen, Schraubstöcke u. dgl. werden zwar vielfach in höheren
Stockwerken und auf Galerien untergebracht; jedoch erscheint es zweck-
mässiger, wenn Raum vorhanden ist, die Werkstatt nur einstöckig zu halten.
Rechteckige Grundform und ein 3schiffiger Querschnitt, Fig. 495—497, welcher
die Anbringung von Hebe- und Transport-Vorrichtungen und deren Benutzung
für jede Arbeitsstelle des Grundrisses bequem gestattet, sind im allgemeinen am
vortheilhaftesten. Die Lage der Werkstätten und Magazine, sowie die Aufstel-
lung der Maschinen in den ersteren muss derartig beschaffen sein, dass die
Arbeitsstücke bis zu ihrer Vollendung einen fortlaufenden, vor allem nicht
durch Rückwärts-Bewegungen unterbrochenen Weg durch die Werkstätten zu
machen haben.
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