Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
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Einrichtung und Ausrüstung der Werkstätten. 293 
auch eine Verkehrlast zu tragen, oder sonstige bewegte und veränderliche 
Kräfte aufzunehmen haben. Dahin gehören z. B. eiserne Brücken, Schiffe, 
Kessel usw. Ueber die geschichtliche Entwickelung der Eisen-Konstruktionen 
vergl. unter A. 
Das Bestreben der Neuzeit ist dahin gerichtet, zu allen Theilen einer 
Konstruktion möglichst nur gewalzte Stücke zu verwenden. Gegossene 
Stücke — Gusseisen oder Stahlformguss — finden aber zweckmässig zu den 
Lager- und maschinellen Theilen oder dgl. Verwendung. Geschmiedete 
Stücke verwendet man gewöhnlich nur dann, wenn deren Form nicht ebenso 
vortheilhaft durch Walzen oder Giessen hergestellt werden kann. Schweissungen 
sollten dabei ihrer Unsicherheit wegen nur in unvermeidlichen Fällen zur Aus- 
führung kommen. 
Die technologischen Arbeiten zur Herstellung der Konstruktionen 
werden zum geringsten Theile von der Hand, meistens durch Maschinen aus- 
geführt. Der allgemeine Gang der Arbeiten ist folgender: Der Fabrikant, dem 
die Herstellung einer Eisen- Konstruktion obliegt, lässt behufs Beschaffung des 
geeigneten Materials, weil die ihm vom Bauherrn übergebenen Zeichnungen 
und Gewichts-Berechnungen in der Regel nicht ausführlich genug sind, zu- 
nächst die Werk- oder Arbeits-Zeichnungen und Material-Verzeich- 
nisse (Material-Listen) anfertigen. Wenn das alsdann beschaffte Material die vor- 
schriftsmässige Prüfung bestanden hat, wird mit den eigentlichen Werkstatts- 
Arbeiten d.h. der Bearbeitung und Verbindung der Konstruktions- 
Theile (Verbindungsstücke und Verbindungsmittel) der Anfang gemacht. 
Bei der Bearbeitung der Konstruktions-Theile sucht man zuerst durch Kalt- 
richten der geometrischen Form möglichst sich nähernde Flächen und Kanten der 
Stücke zu eızielen, damit auf der Zula ge die rechnungsmässig ermittelten, in 
die Arbeits- Zeichnungen eingeschriebenen Maasse auf die einzelnen Stücke so 
genau wie möglich übertragen bezw. vorgezeichnet (vorgerissen) werden 
können. Die zugelegten Stücke werden auf den Werkzeug- Maschinen nach den 
vorgerissenen Linien bearbeitet und sodann einer Reinigung unterworfen; 
zuweilen erfolgt die Reinigung bereits vor Beginn der Bearbeitung. Nach 
geschehener Reinigung erfolgt, insoweit als es in der Werkstatt möglich ist, 
die Verbindung der Konstruktions-Theile durch Nieten und nach Prüfung 
und Abnahme der genieteten Konstruktions- Theile das Dichten der Fugen 
und endlich, behufs Schutz gegen Rost, das Grundiren 
I. Einrichtung und Ausrüstung der Werkstätten. 
a. Werkstätten im allgemeinen. 
1. Die Sonder-Werkstätten für Herstellung von Eisen-Konstruktionen sind 
sehr mannigfacher Art, sowohl bezüglich ihrer Ausdehnung als auch ihrer 
Einrichtung. Die wichtigsten Anstalten dieser Art sind die Brückenban- 
und Schiffbauwerke. Mechanische Werkstätten, in denen vorwiegend 
blanke Arbeit für Maschinenbau usw. geliefert wird, bilden meistens einen 
Theil der vorgenannten Anstalten, ebenso auch Hammer- und Kessel- 
schmieden. 
Haupt-Erfordernisse für jede gute Werkstatt sind: Helligkeit, Zugänglich- 
keit, Bequemlichkeit der V erbringung und Handhabung der Ärbeitsstücke, end- 
lich zweckmässiger Antrieb der Maschinen. Die Bearbeitung und Zusammen- 
stellung schwerer Stücke geschieht in der Regel zu ebener Erde. Kleinere 
W erkzeug- Maschinen, Schraubstöcke u. dgl. werden zwar vielfach in höheren 
Stockwerken und auf Galerien untergebracht; jedoch erscheint es zweck- 
mässiger, wenn Raum vorhanden ist, die Werkstatt nur einstöckig zu halten. 
Rechteckige Grundform und ein 3schiffiger Querschnitt, Fig. 495—497, welcher 
die Anbringung von Hebe- und Transport-Vorrichtungen und deren Benutzung 
für jede Arbeitsstelle des Grundrisses bequem gestattet, sind im allgemeinen am 
vortheilhaftesten. Die Lage der Werkstätten und Magazine, sowie die Aufstel- 
lung der Maschinen in den ersteren muss derartig beschaffen sein, dass die 
Arbeitsstücke bis zu ihrer Vollendung einen fortlaufenden, vor allem nicht 
durch Rückwärts-Bewegungen unterbrochenen Weg durch die Werkstätten zu 
machen haben. 
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