Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

Das orientalische Alterthum. 9 
stände, ‚Werkzeuge, verschiedene Waffen und Theile von Kriegsgeräthen, 
Schiffsbeschläge usw. stets mit blauer Farbe gekennzeichnet sind, während 
bronzene Gegenstände später (z. B. in der Grabkammer des Königs Ramses III) 
durch rothe Farbe versinnbildlicht werden }). 
In den prächtigen Gräber-Grotten von Beni-Hassan, welche in der Glanzperiode 
des alten Reichs unter den Königen der 12. Dynastie erbaut wurden und in 
andern Denkmälern finden wir u. a. zahlreiche Abbildungen über allerlei Hand- 
leistungen der Steinhauer; insbesondere werden das Zurichten der Quader, das 
Zuhauen, Glätten und Poliren von Steinkolossen in anschaulichen Bildern vor 
die Augen geführt. Die Werkzeuge der Steinmetzen waren Meissel und Spitz- 
hammer, letztere aus einer schmalen, mit Holzstiel versehenen Metallspitze be- 
stehend. Diese Spitzen Fig. 3, können ihrer Form nach, und in Anbetracht der 
ausserordentlichen Härte des bearbeiteten Stoffes nur aus Stahl hergestellt 
gewesen sein. 
Fig. 3. Möglich ist es, dass die Aegypter — wie der englische Alter- 
thumsforscher Flinders Petri?) auf Grund seiner Untersuchungen 
annimmt — auch noch Bohrer und Sägen benutzten, deren Schneiden 
und Zahnspitzen mit Edelsteinen besetzt waren. Wie dem auch 
sei, die alten Bewohner des Nillandes, welche in grauer Zeit nach- 
weissbar das Gold und Kupfer in kunstgerechter Weise aus den 
Erzen darstellten, sind gewiss schon in der Periode der 4. Dynastie 
auch mit dem viel einfachern Verfahren der Gewinnung und Ver- 
arbeitung des Eisens vertraut gewesen. Die bewunderungswürdige 
Vollendung ihrer Steinhauerarbeiten in dem festesten Granit, Basalt 
oder Porphyr war ohne Anwendung stählerner Werkzeuge auch 
gar nicht zu ermöglichen. 
Ein hervor ragender Zweig der ägyptischen Industrie ist aber die Eisen- 
gewinnung nie gewesen. Wohl besass das Nilland einst einen grossen Reich- 
thum an Gold und Kupfer; dagegen war es von jeher nicht aliein an Brenn- 
stoff (Holz), sondern auch an Eisen arm. Es bezog das Eisen daher meist 
vom Auslande und zwar in älterer Zeit in der Form fertiger Waaren aus 
Aethiopien. Späterhin floss dem Lande, namentlich durch die Phönizier, neben 
der Bronze auch asiatisches Eisen in grossen Mengen zu?). 
Fig. 4 und 5. 
NSS, 
   
Die Fig. 4 und 5 zeigen das altägyptische Verfahren der Eisengewinnung 
nach Abbildungen, die sich auf einem in Florenz verwahrten Steine befinden®). 
In Fig. 4 tritt ein jugendlicher Negersklave einen einfachen Blasebalg, 
aus welchem der Wind durch ein Bambusrohr einer flachen Grube zugeführt 
wird, in der die Reduktion des Eisenerzes vor sich geht. In Fig.5 wird 
  
1) Wilkinson. A popular Account of the ancient Egyyptians. 1871. I. 8.155. 
2) The Pyramids and Tempels of Gizeh. 
®) Wahrscheinlich ist dadurch die alte äthiopische Bezeichnung für verarbeitetes Eisen 
— men — allmählig verloren gegangen, um einer heuen Benennung — Zehaset — Platz zu 
machen. Das koptische Wort be ni — pe, welches Brugsch von da — m — pe —t 
(Eisen vom Himmel) herleitet, deckt sich wahrscheinlich mit der asiatischen Bezeichnung 
tehaset und der biblischen Bezeichnung ‚Eisen des Nordens‘, Lepsius. Die Metalle in den 
ägyptischen Inschriften. 
*) Rosellini. I! monumenti del Egıtto. 
  
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