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12 Allgemeine Geschichte des Eisens und der eisernen Tragwerke.
„indische Eisen“ bereiten. Es ist aber wohl anzunehmen, dass die alte Dar-
stellungsweise von Eisen und Stahl von dem heute in Bengalen und dem Dekhan
geübten Verfahren nicht wesentlich verschieden gewesen ist. Auch unterliegt
es kaum einem Zweifel, dass der von Alters ber so hoch berühmte indische Stahl
derselbe Stoff ist, den wir heute unter dem Namen „Wootz“ kennen und schätzen.
Der „Wootz-* oder Damast-Stahl wird in mehr teigartigem als flüssigem
Zustande erzeugt, und zwar durch Zusammenschmelzen von Schmiedeisen mit
kohlenstoffhaltigen Körpern. In Indien gewann man das Schweisseisen un-
mittelbar aus den Erzen und schmolz die erhaltenen Stücke desselben mit Holz-
stücken in einem Tiegel zusammen. Das Erzeugniss war ein von zahlreichen
Flussstahladern durchzogener Schweisseisen-Klumpen, ein Stoff, welcher Zähig-
keit und Festigkeit vereinigte und für Hieb- und Stichwaffen sich vor-
züglich eignete. Die daraus gefertigten Waffen wurden mit Säuren gebeizt.
Dabei wurden die kohlenstoffärmeren Eisentheile stärker angegriffen als die
kohlenstoffreicheren und es entstanden auf der Oberfläche jene unregelmässigen,
das besondere Merkmal dieses Stahles bildenden Figuren — „Damaszirung“ —
die häufig mit Gold und Silber ausgelegt wurden.
Trotz ihrer vorzüglichen Güte spielten, wie uns die Geschichte des indi-
schen Handels lehrt, Eisen und Stahl neben den kostbaren Ausfuhr-Erzeugnissen
Indiens nur eine untergeordnete Rolle. Das indische Eisen wurde meist nur
in rohem Zustande und geringen Mengen ausgeführt und die Phönizier, später
auch die Araber, verarbeiteten es daheim zu allerlei Waffen und Werkzeugen;
in Damaskus und an anderen Orten wurden daraus die berühmten Damaszener-
Klingen gefertigt. i
Kupfer und Zinn bezogen die Inder von phönizisch-arabischen Handels-
leuten, so dass die Annahme eines Bronze-Zeitalters vor der Eisenperiode
in Indien nicht wohl denkbar ist. Wenn man von der spätern Einführung der
indischen Eisengewinnung nach Europa durch die Zigeuner, die unzweifelhaft
aus Indien stammen, absieht, so darf man sagen, dass Indien sowohl als auch
China durch ihre Handels-Verbindungen zur Verbreitung der Kunst der Eisen-
gewinnung wenig beigetragen haben.
c. Die Länder diesseits des indo-persischen Grenzgebirges.
Jene Zweige der arischen Völkerfamilie, welche nach Westen wanderten,
trugen ihre Kunstfertigkeit in der Eisenbereitung in die iranische Hochebene
und die vom kaspischen, schwarzen und mittelländischen Meere umflutheten
Küstenstriche Kleinasiens.
Das Zend-avesta — die Offenbarung Gottes — eine Sammlung heiliger
Schriften der Perser, nennt im ersten, wichtigsten, Buche!) Eisen und Blei als
die geringwerthigsten Metalle; das Erz wird im Buche nur an einer einzigen
Stelle, und Kupfer und Zinn gar nicht erwähnt. Dabei spricht die Fassung
der betr. Stellen dafür, dass das alte Zendvolk Eisen, Blei, Silber und Gold
selbst gewerbsmässig verarbeitet hat, während das Erz ihm auf dem Handels-
wege zukam. Messer, Fesseln, Gefässe und Waffen werden häufig ausdrücklich
als eiserne bezeichnet. Von den bösen Geistern wird gesagt:
„Zur Hölle gehen die Dävas, sie zerfliessen wie glühendes Eisen.“
Mit den Namen Dävas belegte das Zendvolk die gegen Mittag hausenden
wilden Horden der Turanier (die Skythen des klassischen Alterthums), deren
räuberische Schwärme das Reich Iran oft in Schrecken setzten. Die turanische
Völkerfamilie, zu der die Nomandenstämme der Tungusen, Mongolen, Tartaren,
Osmanen und andere gehören, deren Heimath in jenen ungeheuren, wenig
durchforschten Ländergebieten lag, welche der Altai, das reichste Erzrevier
der alten Welt, beherrscht, haben nach Ansicht gelehrter Sprachforscher und
Völkerkundigr — d’Eckstein und Lenormant — schon in vorgeschicht-
lıcher Zeit auf dem Gebiete der Metallgewinnung eine Rolle gespielt?)
Eine weiter gehende Behauptung, nämlich dass die turanische Kultur
I) Vendidad = Gesetz Gottes.
2) Lenormant. Die Anfänge der Kultur. 1875
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