Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

Verbindungs- und Vollendungs-Arbeiten. 351 
fähigkeit. Um ein Seil recht biegsam zu machen und gleichzeitig den mecha- 
nischen Verschleiss möglichst zu verringern, nimmt man zweckmässig die Drähte 
der innern Litze dünner als die äussern Deckdrähte, deren Dicke und Zahl 
so bemessen wird, dass sie die innere Litze fest einschliessen. 
Wenn man 4, 5, 6, 7 oder 8 der vergenannten Litzen (mit oder ohne 
Hanfseele) um eine Haupt-Hanfseele oder eine Kern-Drahtlitze zusammen 
schlägt, so erhält man die gewöhnlichen Rundseile, wie sie beim Bergbau, 
bei der Schifffahrt usw. als Aufzugs-, Uebertragungs-, Fähr-, Zugseile usw. Ver- 
wendung finden. 
Mehre Rundseile zu einem grössern Seile zusammen geschlagen, geben ein 
Kabelseil. Dasselbe zeichnet sich durch grosse Biegsamkeit aus und em- 
pfiehlt sich daber namentlich als Tragseil beim Heben schwerer Lästen u. dgl., 
wenn nur unverhältnissmässig kleine Trommel- und Scheiben-Durchmesser zur 
Verfügung stehen. : 
Flach- und Bandseile bestehen aus einer Anzahl von neben ein- 
ander liegenden Rundseilen, die auf dem Seil-Nähtisch mittels einer Anzahl 
von Nähdrähten zusammen genäht worden sind. Meistens verwendet man dazu 
4litzige Rundseile und näht diese derart, dass immer 2 Litzen über und 2 unter 
den Nähdrähten zu liegen kommen. Man kann nöthigenfalls auch Rundseile 
mit mehr als 4 Litzen, sowie auch Kabelseile zu Bandseilen vereinigen. 
Spiralseile, wie sie 
als Laufseile bei Luft - Seil- 
bahnen, Leitseile bei Trajekt- 
Anstalten, Schacht-Führungs- 
Seile im Bergbau und als 
Tragseile bei ganz kleinen 
Brücken vorkommen, sind 
Litzen aus meist 7, 19 oder 
37 dicken Drähten. 
2. Die Anfertigung 
der Drahtseile!) kann auf 
der Seilerbahn mit der Hand 
oder fabrikmässig auf Ma- 
schinen geschehen. Bei der 
tabrikmässigen Herstellung 
wird der in Ringen (8. 188) 
aufgemachte Draht mit Hilfe 
der sog. Wickel- oder Haspel- 
Böcke auf die Haspel der 
Litz-Maschine gewickelt. 
In diese Maschinen werden so viele mit Draht bewickelte Haspel eingelegt, 
als Drähte um den durch die hohle Achse der Maschine geführten Hanf- oder 
Drahtkern geschlagen werden sollen. Die fertige Litze gelangt von hier un- 
mittelbar auf den Haspel der Seil- oder Zuschlags-Maschine, welcher in 
der Auszieh-Vorrichtung der Litz-Maschine gelagert ist. In die Zuschlags- 
Maschine werden so viele mit Litzen gefüllte Haspel eingelegt, als Litzen um 
die durch die hohle Achse der Maschine geführte Haupt-Hanfseele oder Kern- 
Drahtlitze verseilt werden sollen. Das fertige Seil wird mit Hilfe einer Aus- 
zieh-Vorrichtung, welche aus einem System von Friktions-Scheiben und 
der Aufwickel-Vorrichtung besteht, aus der Zuschlags-Maschine gezogen. Bei 
der Vereinigung der Litzen zum Seile sind zwei verschiedene Methoden üblich. 
Nach dem ältern Verfahren — das sog. alte Machwerk, Fig. 620 — werden 
Litzen und Seile im nämlichen Sinne geschlagen; bei dem neuern Verfahren — 
der sog. Kreuzschlag Fig. 617—619 — schlägt man, wie bei Hanfseilen, Seil und 
Litzen in entgegengesetztem Sinne. Beim Kreuzschlag liegen die einzelnen 
Drähte auf nur verhältnissmässig kurzen Strecken frei am Seil; sie verschwinden 
rasch wieder im Seil und werden von den benachbarten Litzen fest gehalten. 
   
Fig. 617, 618, 619. Fig. 620. 
  
b) Nach Mittheilungen von Felten & Guilleaume in Mühlheim am Rhein. 
351 
 
	        
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