Herstellungsweise der Konstruktionen.
Dagegen liegen die Drähte beim alten Machwerk auf einer längern Strecke frei und
bieten dem mechanischen Verschleissen mehr Fläche als beim Kreuzschlag;
in dem ersten Bilde der Fig. 620 sieht man deutlich, wie die Drähte des alten
Machwerks auf ihrer ganzen Länge verschlissen sind. Während ferner beim alten
Machwerk die einzelnen Drähte mit der Seilaxe einen Winkel bilden, kommen
dieselben beim Kreuzschlag parallel zur Seilaxe zu liegen,
werden also in diesem bei eintretender Biegung des Seiles
auf Biegung stärker iu Anspruch genommen, als bei jenem.
Die einzelnen Drähte können daher beim alten Machwerk,
wegen der geringern Inanspruchnahme auf Biegung ver-
hältnissmässig dieker genommen werden: das Arbeits-Ver-
fahren eignet sich aus diesem Grunde für Seile, deren
unvermeidliches starkes mechanisches Abschleissen mög-
lichst starke Drähte erfordert, also für solche Seile, welche
über Trommeln und Scheiben von sehr kleinem Durch-
messer laufen müssen. Für Seile mit mehr als 19 Drähten
A in den Litzen sollte man nur den Kreuzschlag anwenden.
N 3. Die Form der Seildrähte ist gewöhnlich kreis-
rund, jedoch sind neuerdings auch andere Querschnitts-
Formen zur Anwendung sekommen. Man wendet Dr ähte
mit segment-förmigem Querschnitt an, besonders
für Deckdrähte, um die leeren Räume zwischen den Drähten
möglichst zu verkleinern, d. h. also eine grössere Trag-
kraft zu erzielen und um eine glattere Seil-Oberfläche zu
erhalten. Um ferner das bei Anwendung von kreisrunden
oder Segment-Drähten vorkommende Heraustreten und
Querlegen gebrochener Drähte zu verhindern, wendet man
sogen. verschlossene Drahtseile!) an, in denen die
einzelnen Drähte eine S- oder Z- oder del. Form haben
und so in einander fassen, dass gleichzeitig auch ein mög-
lichst grosser metallischer Seil-Querschnitt erhalten wird.
Die Fig. 621a bis g zeigen verschiedene Anordnungen der-
artiger verschlossener Drahtseile. Das alleinige Recht zur
Herstellung derselben in den maassgebenden europäischen
Staaten ruht in den Händen der Firma Felten & Guilleaume
in Mühlheim am Rhein. In Deutschland ist ein derartiges
Seil auf dem Werke von Gebr. Stumm in Neunkirchen aus-
geführt. In England sind dieselben als Förderseile viel-
fach in Gebrauch?).
4. Drahtseile aus Spiralfedern werden für be-
sondern Zweck gebraucht. Stow’s biegsame Welle
besteht zum Beispiel aus einer Anzahl von in einander lie-
genden Stahldraht-Spiralen, die unter sich nach entgegen ge-
setzten Richtungen gedreht sind. Diese Spiralen bilden
die Seele der Welle und ruhen in einer grössern Spirale,
deren äusserer Durchmesser so gross ist, dass die Seele sich
frei darin bewegen kann. Die Stow’sche Welle findet u. a.
Verwendung als Uebertragungs - Seil beim Bohren von
Löchern an schwer zugänglichen Stellen.
Die zu den Seilen erforderlichen Drahtfedern werden
mıt der Hand oder auf Maschine um einen Dorn derart ge-
wickelt, dass sich Windung neben Windung legt und pa-
rallel mit der Axe des Dorns fortschreitet. Die äussere Ge-
stalt des Dorns entspricht der Form, welche die Spiralfeder erhalten soll. Sie
ist zylindrisch, kegelförmig oder anders gestaltet. Der Draht-Querschnitt ist
in der Regel rund, jedoch giebt es auch Federn aus kantigem, flachem oder
ovalem Draht).
1) D. R. P. Nr. 31790 vom 5. Juni 1885,
2) Locked coil and stranded wire ropes. Engin. 1887, I, 8. 308. — Deutsche Bauzeitg. 1887, 8. 369.
8) Japing. 320 3 201:
Fig. 621.
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