Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

Das orientalische Alterthum. 13 
älter als die arische und semitische sei, leiten dieselben Forscher aus dem 
Umstande her, dass im Euphrat-Thale bereits vor der semitischen Einwanderung 
eine ältere turanische Bevölkerung vorhanden gewesen ist, eine Thatsache, weiche 
durch die assyrischen Keilschriften, namentlich durch die in assyrischer, babyloni- 
scher und turanischer (akkadischer) Sprache in Susa aufgefundenen, bestätigt wird 1), 
Die gewaltigen Trümmer der babylonischen Herrschaft haben nur geringe 
Ausbeute geliefert. Erfolgreicher, geradezu Epoche machend, waren dagegen 
die Ausgrabungen auf dem ausgedehnten Ruinenfelde des alten Ninive’s; ins- 
besondere lieferten dieselben auch wichtige Aufschlüsse über die Verwendung und 
Bearbeitung des Eisens bei den Assyrern. Place, der französische Konsul in 
Mosul entdeckte unter den Ruinen des Palastes von Khorsabad ein grosses Eisen- 
magazin, das nach seiner Schätzung etwa 160.000 ks Eisen enthielt. Von einer 
gewissen 
Sorte Eisen 
waren alle 
Stücke läng- 
lich und mit 
einem Loche 
versehen, Fig. 
9. Die Stücke 
zeigten keine 
bestimmte 
Form und 
waren daher 
wahrscheinlich Barren (Lup- 
pen), wie sie in den Handel ge- 
bracht wurden, um weiter ver- 
arbeitet zu werden. Ausserdem 
fanden sich im Magazin noch 
mancherlei andere Gegenstände, 
Ringe, Ketten - Stücke usw., 
welche alle, ebenso wie die 
Barren, jede Sorte für sich, re- 
gelmässig aufgeschichtet 
lagen. Im grossen Hofe des 
Palastes entdeckte man Pferde- 
gebisse, Stangen von Eisen 
und zahlreiche eiserne Kettenglieder, die im Boden ver- 
ankert waren. 
Die regelmässige, massenhafte Anhäufung verschiedener 
Sorten von Eisen liefert den Beweis, dass die Herrscher 
Assyriens sich für Bau- und Kunstzwecke stets einen grossen 
Eisenschatz auf Lager hielten. Diese Eisenschätze spielen 
auch in den Aufzeichnungen der Tribut-Listen überwundener, 
fremder Fürsten eine grosse Rolle. Das Eisen war danach 
jedenfalls, neben dem Kupfer und der Bronze, das be- 
vorzugte Nutzmetall. 
Dies bekunden auch weitere Funde und die Inschriften. Layard fand 
1846 in Nimrud ausser eisernen Speeren, Dolchen, Lanzen- und Pfeilspitzen 
auch zahlreiche eiserne Panzerschuppen und einen ganz eisernen Helm, in Gestalt 
der bekannten assyrischen Sturmhaube. Alles Eisen war aber so vollkommen in 
Rost umgewandelt, dass es unter den Händen in Stücke zerfiel. Die Abbildungen 
in Fig. 10—12 zeigen in Niniveh aufgefundene eiserne Werkzeuge, eine Säge 
und eine Art Doppel-Feilenhaue aus dem britischen Museum, wo viele andere 
assyrische Werkzeuge als Hämmer, Messer und Aexte aufbewahrt werden. 
Alle Funde, namentlich die Helme, bekunden die ausserordentliche Geschick- 
lichkeit der Assyrer in der Verfertigung eiserner Waffen und Geräthe und die 
vielseitige Verwendung derselben. 
Fig. 9. 
   
  
  
1; Lenormant. A.a.0.18.70u ff. 
 
	        
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