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20 Allgemeine Geschichte des Eisens und der eisernen Tragwerke.
aber ein Irrthum, anzunehmen, die Römer hätten die Bronze überall, selbst für
die Kriegsausrüstung, dem Eisen vorgezogen. Prunkwaffen für Gladiatoren-
Kämpfe, für Schaustellungen im Theater oder sonstige Festlichkeiten, auch
Gala- und Ehrendegen wurden wohl aus dem goldglänzenden Metalle gefertigt,
nicht aber die Angriffswaffen für die Schlacht: diese waren von Eisen
oder Stahl.
Zur Vervollkommnung der Eisengewinnung haben die Römer nur wenig
beigetragen. Für ihren kriegerischen Sinn hatten technische Dinge wenig An-
ziehendes, und in noch höherm Maasse als die Griechen begünstigten sie
die Pächter- und Sklaven-Wirthschaft. Hierbei geriethen die Bergwerke, in
denen Sklaven, verurtheilte Verbrecher (damnati ad metalla), die Frohn-
bauern (glebae et metallis adscripti) und deren Familien, wie uns Diodor!
so ergreifend schildert, einem langsamen und schrecklichen Ende entgegen
siechten, in Verfall.
Wenn genauere Nachrichten über die Einzelnheiten der römischen Metall-
bereituug auf uns gekommen wären, so besässen wir damit den Inhalt aller
metallurgischen Errungenschaften von drei Jahrtausenden. Leider ist dies
nicht der Fall. Vielleicht waren schriftliche Aufzeichnungen solcher Art nie
vorhanden, weil den Geschichtsschreibern der alten Römer technische Dinge
ebenso fern lagen, wie später den, das gesammte Wissen vertretenden Theologen
des Mittelalters.
Fig. 15, 16, 17. Ambos mit Horn von einer griechischen e Diodo r von Sizilien (50 V.
Gemme. Luppen-Ambos nach einem pompejanischen Chr.) giebt uns eine kurze Be-
Wandgemälde, schreibung über die Verhüttung
der Erze auf der Insel Elba,
dieser seit grauen Zeiten unter
dem Namen Aethalia bekannten
und berühmten, unerschöpflichen
Eisenquelle, deren vorzügliches
Erz zu Aristoteles Zeiten nach
dem gegenüber liegenden Hafen
Populonia der italischen Küste
„das populonische* genannt
wurde. Diodor sagt, Aethalia
habe seinen Namen von dem
vielen Russ, den die Eisenbe-
reitung dort verursache, und der Bergbau daselbst sei so alt, dass sein An-
fang sich nicht mehr bestimmen lasse. Plinius sah bei Portoferrajo, dem alten
Hafen der Insel, mächtige Schlackenhalden, woraus man schliessen kann, dass
die Erze in ältester Zeit auf der Insel selbst verschmolzen wurden. Später
fehlte es dort an Brennmaterial, so dass man sich damit begnügte, die an Ort
und Stelle gebrochenen Erze stark zu rösten und behufs Verschmelzung auf
das Festland überzuführen. Nach Diodor wurden die klein gemachten Erzstücke
in künstlichen Oefen unter Feuersgluth zum Schmelzen gebracht. Die ge-
schmolzene Masse theilte man wieder in kleine Stücke, die etwa wie grosse
Schwämme aussahen. Es gäbe, sagt er weiter, viele Handelsleute, die ganze
Schiffsladungen solcher Stücke kauften, sie durch eine grosse Zahl von Schmieden
verarbeiten und endlich die fertigen Geräthe „über viele Länder der Welt“ ver-
führen liessen.
Unser bester Gewährsmann über römische Metallurgie ist Plinius (93—79
v. Chr.), obwohl seine Aufzeichnungen stellenweise noch ziemlich verworren
liegen. In seinem weltberühmten naturgeschichtlichen Werke giebt er in dem
Kapitel über Bergbau ausführliche technische, zum Theil auch geschichtlich
interessante Mittheilungen über die grossartigeu Gold- und Silbergruben Spa-
_— sowie über die römische Gewinnung des Kupfers, der Bronze und des
ülsens.
l) V, 38. Vergl. Altgriechischer Bergwerksbetrieb. Ann. f. Gew. u. Bauw., 1885, I,
S. 218.