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<lassisches Alterthum. 21
Unter den Eisenerzen, die wie das Kupfer in Herden und Oefen ver-
schmolzen würden, finde ein grosser Unterschied statt. Von Einigen werde der
Kern zu hartem Stahl ausgeschmolzen und die Güte des Eisens sei nicht allein
von der Art des Erzes und der Verhüttung, sondern auch von Boden und Klima abhän-
gig. Der Stahl sei von verschiedener Güte, je nach der Beschaffenheit des Wassers,
in welchem er abgelöscht werde; feinere Werkzeuge müsse man in Oel ab-
löschen. Das Eisen werde mehr weiss- als rothglühend verarbeitet; ausgerecktes
Eisen sei bald breiartig weich, bald brüchig. Er kennt ausser dem Eisen von
Elba als geschätzte ausländische Eisensorten: das serische, parthische (8. 10),
spanische, steyerische oder norische und das der Chalyber (8. 15).
Das norische Eisen aus den Bergen Steyermarks war nächst demjenigen
von Elba das geschätzteste. Aus Noricum, das die Römer zur Zeit des
Augustus (16 v. Chr.) in Besitz nahmen, wanderten Massen vorzüglichen Eisens
und Stahls auf römischen Heerstrassen
über Aquileja in die Waffenfabriken zu
Verona, Mantua, Cremona, Concordia
und Tieinum. Das norische Schwert
stand gegen Ende der Republik und im
Beginn der Kaiserzeit in so hohem An-
sehen, dass selbst die Dichter seine be-
rühmten Eigenschaften, Härte und Schnei-
digkeit, besangen '). Plinius sagt u. a.,
dass das Eisen zum Häuserbauen Ver-
wendung finde Dies war gewiss der
a Fall, jedoch nur in untergeordneter
A wesen. a nie
wöhnliche Handzangen. ©) Werkzeug des ankerungen der Quader gebrauchten die
Hephästos. Römer, ebenso wie die Griechen (8.18),
eiserne und auch bronzene Klammern
und Dübel; nach Palladio?) waren
letztere von Bronze. Derartige Veranke-
rungen sind in vielen römischen Bauten
aufgedeckt worden, z. B. im Tempel
des Antonius und der Faustina in Rom,
150 v. Chr. erbaut und auch, wie Le-
clerc nachgewiesen hat, in der Säulenhalle
des 26 v. Chr. durch Valerius von Ostia
erbauten Pantheons zu Rom. Bewahr-
heitete eine Mittheilung des Aelius Spar-
tianius?) sich, so hätten die alten Römer
sich auch in Hochbau-Konstruktionen aus
Metall versucht. Denn nach ihm befand
sich in den Thermen des Cara-
calla ein Saal durch ein Ge-
wölbe überdeckt, dessen Netz-
werk „ganz aus Leisten von
Kupfer und Bronze zusammen gesetzt war“, eine Konstruktion, an deren Mög-
lichkeit „selbst gelehrte Mechaniker Zweifel hegten.“ — Ueber die Gestaltung des
Handwerkszeuges der Römer geben die Abbildungen auf erhaltenen Denkmälern
und archäologische Funde Aufschluss. In den Fig. 20—28 sind die wichtigsten
römischen Schmiedegeräthe dargestellt; man sieht, dass dieselben mit den
heutigen Formen nahe überein stimmen.
Mit dem Verfall des Reiches und dem Absterben der Blüthe römischer
Kunst wurden auch Bergbau und die Eisenbereitung mehr und mehr ver-
nachlässigt, und als um die Mitte des 4. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung
das morsche römische Weltreich erlag, wurden die Reste der noch bestehenden
1) Ovid, Metamorph. 64, 17. — Horaz. Od 1-2; Od XVI; Od. XVII.
2) ]ib. I cap. VI; de metalli.
3) A. S.; in vita Antonini Caracallae; edit. de Robert Etienne. Paris 1544. 8. 186.
Fig. 18. Schmiedehämmer nach Vasenbildern.