Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
58 Darstellung des Eisens. 
burg-Lothringen?t), welche erst anfangs der 60er Jahre ausgebeutet wurden. 
Die Minette ist ein phosphorhaltiger, kalkiger Brauneisenstein, bei dem man 
im allgemeinen 2 Sorten unterscheidet: die eisenärmere, aber kalkreiche graue 
Minette und die eisenreiche, aber kalkärmere rothe Minette. Auf vielen Hütten 
versteht man beide Sorten so zu mischen, dass ein besonderer Kalkzuschlag 
entbehrlich wird. 
Der Gelbeisenstein findet sich meistens als Begleiter des Brauneisensteins, 
kommt jedoch, namentlich in den jüngeren Formationen, auch für sich allein 
vor. Eine grössere Bedeutung hat dies Erz für die Eisenindustrie nur in seiner 
Verbindung mit dem Thon, als thoniger Gelbeisenstein, der fast in allen 
neptunischen Gebirgsarten vorkommt. 
Es sind endlich noch die minderhaltigen Rasenerze zu nennen, die theils 
in einzelnen kleinen Stücken, theils in grössern Klumpen oder Lagern sich 
finden. Die holländischen und belgischen Lager haben für Deutschland eine 
gewisse Wichtigkeit, da nicht unbedeutende Mengen dieser Erze in Rheinland- 
Westfalen verhüttet werden. 
4. Spatheisenerz, in einzelnen Gegenden Stahlstein genannt, weil er dort 
von alters her ein geschätztes Material für die Stahldarstellung bildet, ist ein 
Hauptbestandtheil der Metall führenden Gebirgs-Formationen. Er findet sich am 
häufigsten in Nestern, Stöcken, Lagern und Gängen im kristallinischen Schiefer- 
gebirge, im Uebergangs-Kalkstein, sowie im älteren oder jüngeren Flötzgebirge. 
Fundorte von Bedeutung sind: der Harz, das Siegen’sche, Westfalen (der 
Stahlberg bei Müsen), Nassau, der Thüringer Wald (der Stahlberg bei Schmal- 
kalden), Steyermark (der Erzberg bei Eisenerz) und Kärnthen.?) Der häufig in 
Form von Kugeln und Nieren faseriger Struktur vorkommende Spatheisenstein 
führt den Namen Sphärosiderit, mit Thon und Mergel vermengt gewöhn- 
licher oder thoniger Sphärosiderit. Dieses Erz erscheint vorzugsweise 
in der Steinkohlen-Formation (England, Frankreich, Deutschland) in der Oolith- 
Formation (an der Weser, in der Grafschaft Schaumburg, bei Minden und Osna- 
brück), seltener in der Kreide-Formation und in den teıtiären Gebirgsarten. Auch 
Nordamerika ist reich an thonigen Sphärosideriten. 
Der Kohleneisenstein (Blackband) ist eine besondere Abart des tho- 
nigen Sphärosiderits. Dieses für Englands Eisenindustrie so bedeutungsvolle 
und eigenthümliche Erz wurde zuerst im Jahre 1801 in Schottland entdeckt. 
Es enthält neben 20 bis 25°%/, Kohle, 10 bis 15°/, Thon und 34 bis 410/, Eisen, 
in rohem Zustande, 55 bis 60 °/,, Eisen in geröstetem Zustande und liefert fast 
%0 der Gesammtmenge des in England erzeugten Eisens. 
Auch in Westfalen hat man in den 50er Jahren verschiedene Arten des 
Spatheisensteins in der Steinkohlen-Formation aufgefunden. 
b. Gewinnung und Vorbereitung der Eisenerze. 
Litteratur. 
Plattner. Die metallurgischen Röstprozessc, theoretisch bearbeitet. 1856. — Aker- 
mann. Das Rösten der Eisenerze. Aus dem Schwedischen, 1880. — Rittinger. Lehrbuch der 
Aufbereitungskunde. 1867. — Linckenbach. Die Aufbereitung der Erze, 1887. 
Die Gewinnung der Erze durch den Bergmann geschieht, je nach der Be- 
schaffenheit der Lager, durch Tagebau oder unterirdisch, mit oder ohne 
Zuhilfenahme von Sprengmitteln. Das sogen. Feuersetzen — Erhitzen 
und Spalten der Felsmassen durch Anzünden grosser Holzhaufen — wird ange- 
wendet, wenn sehr feste Erze zu gewinnen sind, denen mit den gewöhnlichen 
Geräthschaften und Werkzeugen (dem Gezähe) des Bergmannes und selbst 
durch das Sprengen nicht wohl beizukommen ist. 
1) Das Eisenerz ‚„Minette‘, Berggeist 1865, No. 73.— Dinglers Polyt. Journ. Bd.178, 8. 164. 
— Habets. Les minerais de fer oolitiges du Luxemburg et de la Lorraine. Rev. universelle des mines 
t. 34, S. 40. — Giesler. Das oolithische Eisenstein- Vorkommen in Deutsch - Lothringen. 
Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1875, S. 9. — Jäger. Ueber die Erzablagerungen 
von Lothringen-Luxemburg usw. Stahl und Eisen 1881, S. 138 und 171. 
2) Hauchecorne. Die Eisenerze der Gegend von Elbingerode am Harz. Zeitschr. f. 
Berg-, Hütten- u. Salinenwesen, 1868, S. 199. — Gruner. Memoire sur la situation de la metallurgie 
du fer en Styrie et en Carinthie. Ann. des mines, Ser. VII t. IX, 8. 471. 
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