ERBE
Die Rohstoffe und ihre Vorbereitung. 61
Unter oder hinter der Herdsohle des Schmelzofens liegt ein System von
sogen. Regeneratoren, welche den Zweck haben, die dem Gase auf seinem
Wege zum Ofen verloren gegangene Wärme wieder zu ersetzen. Ohne An-
wendung dieser Regeneratoren würde man jedenfalls keine gasförmigen Brenn-
stoffe wählen, da beim Verbrennen fester Stoffe im Heizraume eines Ofens
mehr Wärme entwickelt wird, als durch das Gas.
Die Regeneratoren wurden zuerst von W. und F. Siemens eingeführt
(8. 46). Es sind rechtwinklige, überwölbte Kammern, in denen durch das
Einsetzen feuerfester Steine eine grosse Anzahl kleiner Zwischenräume ge-
bildet ist, so dass beim Hindurchströmen heisser Gase eine allmählige und
gehörige Erwärmung des ganzen Systems erfolgen kann. Der Ofen enthält
meistens 4 paarweise gruppirte Regeneratoren, von denen 1 Paar für die Er-
wärmung der von aussen einströmenden kalten Verbrennungs-Luft, das andere
für die Erwärmung der von den Generatoren kommenden Gase bestimmt ist.
Die Kammern eines jeden Regeneratoren-Paares stehen nach oben mit dem
Schmelzraum in Verbindung und können ausserdem, vermöge einer Stellvor-
richtung mit Wechsel-Klappen, beide unmittelbar mit dem Schornstein, oder die
eine mit den Gas-Erzeugern, die andere mit der atmosph. Luft in Verbindung
gesetzt werden. Ist während des Ofen-Betriebes eins der beiden Regeneratoren-
Paare (z. B. A) gegen den Schornstein abgeschlossen, so sind die in dasselbe
von aussen eintretenden, den beiden Kammern getrennt zugeleiteten gas- und
luftförmigen Brennstoffe gezwungen, ihren Weg zum Schornstein mittelbar
durch den Schmelzraum und das andere Regeneratoren-Paar (B) zu nehmen. Die
in der Regel mit sehr hohem Hitzegrade aus dem Schmelzaume unbenutzt ab-
ziehenden Gase erhitzen also hier auf ihrem Wege zum Schornstein das Rege-
neratoren-Paar (B), welches nach aussen gegen Eindringen von Luft und Gas
abgeschlossen ist. Lässt man nun mittels der Stell-Vorrichtung Gas und Luft
den umgekehrten Weg zum Schornstein — von B durch den Schmelzraum nach
A — machen, so erhitzen sich diese von aussen kalt eintretenden Brennstoffe
in dem vorgewärmten Regeneratoren-Paar B und treten stets in gehörig erhitztem
Zustande in den Schmelzraum ein, woselbst die Verbrennung des im Gase ent-
haltenen Kohlenoxyds durch den Sauerstoff der atmosphär. Luft erfolgt und
zwar um so vollständiger, je richtiger die Mischung von Luft und Gas war.
Auf diese Weise kann durch das regelmässige Spiel der Stell-Vorrichtung und
der Klappen in Wirklichkeit die verloren gegangene Wärme in den Regeneratoren
stets auf's neue wieder erzeugt werden. Wenn der Ofen zum ersten mal in
Betrieb gesetzt werden soll, wird vorerst im Schmelzraum durch Anzünden von
Holz oder Hobelspähnen eine Flamme erzeugt, welche die Entzündung des ein-
strömenden Gases bewirkt.
Solche Regeneratoren werden neuerdings sowohl bei der Roheisen-Dar-
stellung im Hochofen als auch bei der Schweisseisen- und Flusseisen-Darstellung
im Flammofen mit grossem Erfolge angewendet. Man vermag durch dieselben
bei niedrigem Brennstoff-Verbrauch eine sehr hohe und gleichmässige Hitze
des Schmelzraumes zu erzeugen, wenn nur für gehörige Mischung von Luft und
Gas und für öftere und regelmässige Umschaltung der Stell-Vorrichtung Sorge
getragen wird. Beispiele von Regeneratoren s. weiterhin.
Neuerdings hat man mit Erfolg versucht, auf den Siemens’schen Grundsätzen
fussend, einfachere Gasfeuerungen einzurichten, bei denen der Generator nicht
weitabvom eigentlichen Ofen, sondern in unmittelbarer Nähe desselben angelegt ist.
Durch diese Veränderung der Anlage bezweckt man den Wärmeverlust zu ver-
meiden, der bei der Siemens’schen Einrichtung durch die Abkühlung der
Gase auf dem Wege vom Generator zum Ofen entsteht. Man beschränkt sich
deshalb bei den neuern Gasfeuerungen darauf, die Gase aus dem Generator un-
mittelbar in den Ofen eintreten zu lassen und nur die Verbrennungsluft beson-
ders vorzuwärmen. Dabei behält man noch einen Theil der Abhitze des
Ofens zur Heizung von Dampfkesseln oder dergl. übrig, was bei den Siemens-
Feuerungen nicht der Fall ist. Solche Gasfeuerungen sind diejenigen von
Boötius, Bicheroux, Ponsard, Pütsch u. a., über deren Einzelheiten
in der Litteratur nachzulesen ist.
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