Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

    
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
    
   
     
  
  
   
   
   
    
   
   
    
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
   
  
    
    
    
  
  
  
  
  
Darstellung des Eisens. 
d. Zuschläge. Probiren der Erze. 
In der Einleitung (S. 3) wurde bereits erwähnt, dass nur wenige Eisen- 
erze ein derartiges Verhältniss von nicht eisenhaltigen Bestandtheilen zeigen, 
dass sie für sich allein auf Roheisen verschmolzen w erden können. Kann dieses 
Verhältniss nieht ganz durch Gattirung, d. h. durc :»h Mischung verschiedener 
Erzsorten erzielt werden, so muss man fremde Stoffe — Zusc hläg ge genannt — 
beimengen. Die Mengung von Erzen und Zuschlägen nennt man "Möller oder 
Möllerung, die Möllerung sammt der zugehörigen Brenstoffmenge die Be- 
schiekung. : 
Die Zusammensetzung der Gattirung, Möllerung und Beschickung beeinflusst 
den Gang des Hochofens, den V erbrauch an Brennstoff und die Beschaffenheit 
des Erzeugnisses, weshalb sie nicht ohne vorher gehende Probung der in den 
Hochofen relangenden festen Stoffe erfolgen kann. 
Im allge meinen soll die Möllerung der 'artir zusammen gesetzt sein, dass 
die Verbindung ihrer eisenfreien Theile, das sind: Kieselsäure, Thonerde und 
Kalkerde (welche fast in keinem Erze fehlen) beim Schmelzpunkt des zu er- 
zeurenden Roheisens eine flüssige Schlacke liefert, deren Menge zur Menge des 
Roheisens in zweckmässigem V erhältniss — höchstens etwa wie 5:1 mindestens 
wie 1:2,5 — steht. Wird das Verhältniss 5:1 überstiegen, so ergiebt sich in 
der Regel unwirthschaftlicher Brennstoff-Verbrauch; und. unter das Verhältniss 
1:2,5 darf nicht gegangen werden, weil sonst eine Oxydation des Roheisens 
durch den Hochofenwind zu befürchten steht. 
Man unterscheidet: a) Kalk und Magnesia, 8) Kieselsäure und Thon- 
erde führende Zuschläge, y) Zuschläge, welche nur die Schlackenmenge ver- 
mehren, und 8) Zuschläge, welche eine wesentliche Aenderung des Schmelz- 
punktes der Schlacke herbei führen sollen. 
Bei mindestens 90 %, aller Erze ist man gezwungen, einem an Kieselsäure, 
bezw. Thonerde reichen Erze kalk- oder magnesiahaltige Zuschläge zu geben 
Man benutzt hierbei meistens Kalkstein und Dolomit. Diese Dar 
werden ebenso wie die Erze selbst vorbereitet. Nur ausnahmsweise, z. Bu 
Ilsede, sind die Erze so kalkhaltig, dass Thonerde-Zuschläge erforderlich ee 
Die Eisenprobirkunst, welche es sich zur Aufgabe macht, behufs 
Ermittelung der zweckmässigsten Zusammensetzung der Gattirung, Möllerung 
und Beschickung mit den Rohstoffen, die erforderlichen Proben oder Analysen 
vorzunehmen, wird als besonderer wi issenszweig gelehrt und erfordert um- 
fassende analytische Vorkenntnisse. Behufs Anstellung der Proben werden aus 
den Erzhaufen genommene Pishestüüke fein gepocht; von dem erhaltenen Mehl 
entnimmt man sewöhnlic ‘;h ein Probegut von 1 bis 2 kg, welches bei 100 ® ge- 
trocknet wird. "Bei Anstellung der Probe kommt es darauf an, nach richtiger 
3eimengung der Zuschläge (Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde) das oxydirte 
Eisen abzuscheiden, das abgeschiedene Eisen zu kohlen und die beigemengten 
Erdarten zu einer Schlacke zusammen zu schmelzen. Aus der Besc 'haffenheit "der 
erhaltenen Schlacke lässt sich beurtheilen, ob die vorgenommene Mischung mit 
Erdarten die richtige war. Im allgemeinen hat bei gut gerathener Probe die 
vollständig geflossene Schlacke eine graue, gelbliche oder violette (keine grüne) 
Farbe und ist emailartig, bei musc heligem Bruch. War zu viel Kieselsäure vor- 
handen, so erfolgt eine ‚glasige, mehr oder weniger vollständig durchsichtige, 
leicht zerbrechliche, im Bruch muschelige und "scharfkantige, grün gefärbte 
Schlacke. Ist die Schlacke glasig, ohne grüne Färbung, so kanh die Probe 
noch als richtig angesehen w erden. Eine steinige, erdige Schlacke mit rauhem 
Bruche, grauer, gelber oder brauner Farbe deutet einen grossen Gehalt von 
Basen an: bei einem bedeutenden Ueberschusse von Kalkerde zerfällt die 
Schlacke bei der Berührung zu Pulver). 
e. Die feuerfesten Stoffe. 
Litteratur: Scheidhauer. Die Eigenschaften feuerfester Materialien und deren Ver- 
wendungin der metallurgisahen Industrie. Zeitschr. des Ver. deutsch. Ingen. 1885. $. 821 u. 842. 
Absolut feuerfeste Stoffe giebt es nicht; man versteht darunter solche 
Stoffe, welche in bestimmten Fenerungs- Anlagen bei hoher Hitze nicht gerade 
1) Muspratt. Techn. Chem. 3. Aufl. II. S. 508.
	        
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