Die Rohstoffe und ihre Vorbereitung. 63
schmelzen. Natürliche feuerfeste Steine, welche nur noch einer entsprechen-
den Bearbeitung bedürfen, kommen viel seltener in Anwendung, als künst-
liche, d. i. aus natürlichen, mineralischen Rohstoffen hergestellte feuerfeste
Steine oder „Masse“.
Die Grundbestandtheile der feuerfesten Stoffe sind: kieselsaure Thonerde,
Kalkerde oder Magnesia mit Eisenoxyd, also dieselben Stoffe, welche regel-
mässig als Zuschläge Verwendung finden. Zuschläge und feuerfestes Ofenfutter
ergänzen oder unterstützen sich daher auch in den meisten Fällen. :
1. Kieselsäure (Quarz) ist an und für sich fast unschmelzbar. Die ge-
bräuchlichsten kieselsäurereichen feuerfesten Stoffe sind:
Quader-Sandstein aus Quarzkörnchen mit thonigem Bindemitel be-
stehend;
Puddlingstein, der vorwiegend in England und Belgien als Gemenge
oder Gerölle von runden Feuersteinen mit feuerstein- oder hornsteinartigen
Bindemitteln vorkommt;
Kieselschiefer aus der Gegend von Brieg in Schlesien;
Ganister, feine Quarzkörner mit 1 bis 7% Thonerde und Eisenoxyd,, bei
Sheffield unter den Steinkohlen - Schichten und bei Düsseldorf vorkommend.
Wird vielfach als Stampfmasse zur Herstellung des sauren Futters von Bessemer-
Birnen (8. 45) benutzt, indem es vorher zerkleinert, mit etwas Thon als Binde-
mittel gemengt und mit Wasser angefeuchtet wird.
Dinasstein; durch Mahlen von Quarzfels erhaltene Körner, mit etwas
gebranntem Kalk und Wasser vermischt, künstlich zu Steinen geformt und ge-
brannt. Verträgt sehr hohe Wärmegrade, ohne dass chemische Einflüsse, be-
sonders durch basische Körper, sich geltend machen können. Der ursprüngliche
Stoff zur Herstellung dieser Steine stammte vom Dinasfelsen im Thale von
Neath in Glasmorganshire.
3, Thonerde ist (nach Bischof) noch schwerer schmelzbar als Kiesel-
säure. Die gebräuchlichsten Thonerde haltigen feuerfesten Stoffe sind:
Bauxit, so genannt von seinem Fundorte Baux bei Arles in Frankreich;
enthält 50—65 % Thonerde, 35—10% Eisenoxyd und mitunter 25% Kieselsäure.
Nachdem sein Wassergehalt durch Brennen ausgetrieben ist er sehr widerstands-
fähig und kann zu Ziegeln geformt und gebrannt werden. (Vergl. 8. 48.)
Chamotte oder feuerfester Thon. Ein Thonerde-Silicat mit mechanisch
beigemengtem Quarz, als Nebenbestandtheile auch Eisenoxyd u. dgl. mit 25 bis
35 % Thouerde, 45—65 %, Gesammt-Kieselsäure und 10—15% Wasser enthaltend. Je
mehr Thonerde, desto werthvoller der Thon als feuerfester Stoff, weil sein Schmelz-
punkt mit dem Thonerde-Gehalt steigt. Beigemengter Quarz kann in ziemlich
beträchtlicher Menge vorhanden sein, ehe durch die chemische Vereinigung der
Thonerde mit dem Quarz zu leichtem schmelzbarem Silicat, die Feuerfestigkeit
erheblich beeinträchtigt wird).
Um dem Reissen des Thones beim Schwinden durch Wasserverlust
während des Trocknens und Brennens zu begegnen, setzt man ihm unschmelz-
bare Magerungsmittel, als gebrannten feuerfesten Thon, Quarz, Graphit,
Kokes oder Holzkohlenstückchen u. dgl. zu. Die so erhaltene, mit Wasser an-
gefeuchtete Masse verwendet man entweder unmittelbar zum Ausstampfen der
Oefen, oder man formt und brennt in bekannter Weise Chamottesteine daraus,
um sie in dieser Gestalt zum Auskleiden von Feuerungsanlagen zu benutzen.
Sie dient auch zur Herstellung feuerbeständiger Tiegel bei Darstelluung von
Tiegel-Flussstahl. ;
3. Kalkerde und Magnesia sind beide an und für sich unschmelzbar.
Sie bilden den Grundbestandtheil der neuerdings im Eisenhüttenwesen zu so
hoher Bedeutung gelangten feuerfesten basischen Stoffe, bezw. Ziegel
(S. 49), welche künstlich aus Kalkstein und Dolomit bereitet werden).
1) Bischof. Die feuerfesten Thone. Leipzig 1876. S. 62 #. — Kerl. Abriss der Thon-
waaren-Industrie. II. Aufl. 1879.
2) Das Verhalten der erdbasischen feuerfesten Materialien gegen die in der Praxis des
Hüttenbetriebes vorkommenden chemischen und physikalischen Einflüsse. Verh. d. Ver. z.
Beförd. d. Gewerbfl. 1884. H. II.
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