Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
     
  
    
   
   
    
    
   
    
  
   
  
  
  
  
  
  
     
    
   
     
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
    
  
  
   
  
  
    
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Darstellung des Eisens. 
  
Gewöhnlich wird zu diesem Zwecke ein eisenarmer Dolomit, welcher im 
wesentlichen etwa 45% Kohlensäure, 30—45% Kalkerde, bis 20% Magnesia, 
1—2% Kieselsäure und eben so viel Thonerde enthält, zur Austreibung von 
Kohlensäure und Wasser bis zur Sinterung gebrannt, dann gemahlen, ge- 
siebt und, um den Stoff wieder bildsam zu machen, mit gekochtem Theer — 
8 Theile Dolomit auf 11/, Theile Steinkohlen-Theer — gemischt. Das so ge- 
wonnene bildsame Gemenge gelangt unmittelbar als Stampfmasse oder in 
Ziegelform zur Verwendung. Die Ziegel werden in eisernen Formen gestaltet 
und mit einem Mörtel, welcher aus fein gemahlener, mit Theer vermengter 
basischer Masse besteht, vermauert. Die ersten brauchbaren, feuerfesten Dolo- 
mitziegel stellte Thomas her (S. 49). Der Dolomit des Durhamer Kohlen- 
beckens enthält etwa 7% Kieselsäure, 3,5% Thonerde und Eisenoxyd und 88% 
kohlensauren Kalk mit Magnesia, eine Mischung, wie sie Thomas als die beste 
für ein feuerbeständiges basisches Futter bezeichnet hat und wie sie in 
Deutschland die Dolomite von Ratingen, Letmathe und Westhain aufweisen. 
Die natürliche, oder (falls solche nicht zu haben ist) die künstliche Mischung 
wird fein gemahlen, bei mässiger Wärme getrocknet und endlich bei stärkster, 
nicht weit von Platin-Schmelzhitze entfernter Weissglühhitze in Oefen mit 
basischem Futter gebrannt !),. In Folge des starken Brennens und des Ent- 
weichens der Kohlensäure ist das Schwinden der Steine sehr gross; die Düssel- 
dorfer Ausstellung zeigte z. B. in der Gruppe des Hörder Bergwerks- und 
Hüttenvereins und der Rheinischen Stahlwerke in Ruhrort Proben von Dolomit 
und Thon für die Herstellung basischer Ziegel in rohen nnd gebrannten Stücken 
neben einander, deren lineares Schwindmaass 20—25% betrug. 
Das starke Schwinden dauert sogar noch in der Birne fort und bereitet 
daher der Herstellung gut schliessender Stücke in den Birnen-Böden, erhebliche 
Schwieriekeiten, aus welchem Grunde die meisten Hüttenwerke beim Thomasiren 
heute mit, aus basischer Masse gestampften Böden arbeiten. Obwohl ein 
gestampfter Boden (pin-bottom), in welchem die Löcher durch Einsetzen 
von Bolzen hergestellt werden, viel widerstandstähiger ist, als ein ge- 
mauerter, so hält er doch höchstens 18 Sätze aus, während die Dauer des aus 
Theermasse-Ziegeln hergestellten Birnen-Futters heute durchschnittlich die Zahl 
von 60—90 Sätzen und mehr erreichen kann. Ein mit Theermasse auf- 
gestampftes Futter dauert sogar 100—120 Hitzen, obgleich Thomas noch im 
Jahre 1881?) 50 Sätze als Durchschnitt für die Dauer eines basischen Futters angab. 
Die Haltbarkeit des Futters wächst mit dem Gehalte an Magnesia, die 
bekanntlich in reinem Zustande für sich allein den stärksten Säuren widersteht 
und selbst in Platin-Schmelzhitze noch unschmelzbar bleibt?). Daher gehen 
neuere Vorsuche darauf aus, nicht zu theure Ziegel aus reiner Magnesia herzu- 
stellen. Solche basischen Magnesiaziegel (und auch Magnesia-Chamotte) sind in 
Hörde probirt worden ®) und haben sich vorzüglich bewährt. Sie sind allerdings’ 
theurer als Dolomit-Ziegel lassen sich aber in den verwickeltsten Formen her- 
stellen und ohne zu reissen oder zu schwinden brennen. Auch sind sie gegen 
Wasser unempfindlich, während die Dolomit-Ziegel, wenn sie nicht bald zerfallen 
sollen — ihres Kalk-Gehaltes wegen — sorgfältig vor Berührung mit Wasser 
in Acht genommen und aus diesem Grunde mit Theer, Petroleum usw. ver- 
mauert werden müssen. 
Magnesia kommt in der Natur im Magnesit, der aber sehr selten ist, 
fast rein vor. Deshalb kam es bei den Versuchen darauf an, Magnesia in 
reinem Zustande darzustellen 5). ; 
1) Die Feuerbeständigkeit der in Hörde nach der Vorschrift von Thomas hergestellten 
Ziege] war so gross, dass die Platinschale, in der man ein Stück eines Ziegels zum Schmelzen 
zu bringen suchte, wegschmolz, ehe nur das Ziegelstück an den Kanten abzuschmelzen anfing, 
Ann. f. Gew. u. Bauw., 1880. II. S. 79. 
2) Stahl und Eisen. 1881. S. 183. 
3) Ueber die Schmelzbarkeit der in basischen Ziegeln vorkommenden Körper vergl. Dingler. 
Polyt. Journ. 1880. Bd. 237. S. 136. 
*#) Fortschritte in der Fabrik.. von basischen Ziegeln und basischen Ofenausfütterungen 
von Massenez in Hörde. 
5) Vgl. darüber Closson’s Verfahren; D.R.P. No. 11456; Scheibler’s Verfahren, D.R. P. 
No. 14 986; ferner die D. R. P. No. 8777, 9473, 11540, 11746, 17058 u. A. 
 
	        
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