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Darstellung des Eisens.
völlig frei Be durch umgelegte Anker gehörig gesicher-
ten Schacht. Die Fig. 55—56 stellen einen solchen neuern Hochofen von der
Georgs-Marienhütte in Osnahrüek im Querschnitt und Grundriss dar.
Der Hochofen erreicht in der Neuzeit mitunter die bedeutende Höhe von
über 30 m, Er ist im allgemeinen ein Schachtofen, dessen innerer Raum, der
Kernschacht, die Gestalt zweier mit den Grundflächen an einander gefügten,
abgestumpften Kegel hat. Die obere Oeffnung g des obern Kegels heisst die
Gicht. Von der Gicht abwärts erweitert sich der Schacht bis zum Kohlen-
sack in der Ebene bei k, wo beide Kegel zusammen stossen. Der dann fol-
gende Kegel R heisst die Rast, während der obere Kegel S im engern Sinne
der Schacht benannt wird. Die Rast zieht sich nach unten sehr zusammen
und bildet bei @ einen zylindrischen, bisweilen auch prismatischen Hohlraum,
das Gestell, dessen unterer, unter den Windeinströmungs- Oeffnungen — For-
men — liegender Theil, Eisenkasten genannt, auf dem Bodenstein steht.
Ueber dem Bodenstein befinden sich im Gestell bei d die Düsen, durch welche
Gebläseluft — das ist gepresste atmo-
sphär. Luft, Wind genannt — einge-
führt wird. Die Ebene f, welche in
der Höhe der Formen liegt, wird For-
menebene genannt und dient bei der
Abmessung der Hochofen - Einzelheiten
als Maasseinheit.
Neben der eben beschriebenen Gestalt
des Ofenschachtes findet man mancherlei
im Einzelnen abweichende Formen des-
selben.
Je nach der Art des Schlackenabflusses
im Gestell unterscheidet man Hochöfen
mit offener Brust und solche mit ge-
schlossener Brust (Tiegelöfen oder
Blauöfen). Bei der ersteren, älteren
Anordnung ist ein offener Vorherd
vorhanden (Fig. 52), während bei den
neueren Oefen (Fig. 44, 45, 51 u. 55),
das Gestell unten rundum geschlossen ist.
Bildet z. B. bei den neueren Oefen, wie
in Fig. 56, das Gestell im Grundriss
ein 6-Eck, so sind über dem Bodenstein
5 fensterartige Oeffnungen, 5 Seiten des 6-Ecks
entsprechend, angebracht. Die 6., etwas tiefer
liegende Oeffnung, Fig. 57, dient zur Aufnahme
der Schlackenform, während die 5 übrigen Oeff-
nungen zur Aufnahme der Blaseformen dienen !).
Die Blaseformen sind doppelwandige Hohlkegel
aus Bronze oder Kupferblech, welche etwas mit
ihrem Mundstück in den Ofen hinein ragen. Sie
werden, wie die Schlackenformen, durch einen beständigen Wasserstrom gekühlt und
nach dem Einlegen in die Formöffnungen — Kap ellen — mit feuerfesten Steinen
und Thon dicht eingestampft. In jeder Blaseform steckt ein kurzes Rohrstück, die
Düse, welche sich dem beweglichen Düsenständer anschliesst, dem der Wind durch
eine Leitung zugeführt wird2). Im untersten Theile des Eisenkastens ist eine
Oeffnung. gelassen, das Stichloch, aus welchem das angesammelte flüssige
Roheisen abgezapft werden kann und das während des Betriebes mit thon-
haltigem, fenerfestem Sand zugestopft bleibt. Wände und Boden des Ofens
IH
1) Die Einführung der Schlackenform rührt von J. Lürmann her, welcher dadurch eine
wesentliche Verbesserung der Einrichtung zum Abblasen der Schlacken herbei geführt hat. S.
auch S. 51.
2) Dornbusch. Ueber Düsenvorrichtungen bei Hochöfen. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingen.
1877. 8. 108.