706 Baumechanik.
der Laterne nicht zu gross werden. — Eine geschlossene Kuppel wird wie eine
offene behandelt. — Die für eine ganze Kuppel erhaltenen Ergebnisse gelten auch
für eine halbe Kuppel, wenn die Wölbsteine an der Stirnfläche gegen Verschiebung
nach aussen geschützt sind.
Der Wölbkranz einer Kuppel ist für sich im Gleichgew., braucht daher bei
der Ausführung nicht durch ein Lehrgerüst gehalten zu werden.
m. Stützmauern.
ı. Beschaffenheit der Hinterfüllung.
Grösse und Lage der auf eine Stützmauer wirkenden Erddruck-Kräfte sind
abhängig von der physikalischen Beschaffenheit der Hinterfüllung. Es kommen
dabei drei Faktoren: das spezif. Gewicht der E rde, die Reibung der Erd-
theilchen unter einander und die der Erdmasse inne wohnende Kohäsion in
Betracht,
Das spezif. Gewicht 7 einer Erdart schwankt im allgem. von 1,4 (trockne,
lockere Dammerde) bis 2,0 (mit Wasser gesättigte T'honerde).
Die Reibung misst man gewöhnlich in der Weise, dass man die gelockerte
Erdart unter einer möglichst steilen Böschung anschüttet. Der Winkel o, den
dann die sogen. „natürliche Böschung“ bildet, ist der Reibungswinkel (tange =;
vergl. S. 516).
Bei trockenen Krdmassen schwankt 2 zwischen 30° und 45%. Durch Zusatz
von Wasser kann 9 dedeutend abnehmen, unter Umständen auf Null sinken.
(Schlamm..)
Tabelle 1. Werthe von y (kg u. ebm) und p.
Erdarbeiten. | N’ Y
honerde,strockne .. 22...0 a a Re RI 1550 450
“ Stark durchnasst 39 mann el. er 1950 17
lnebın „EROCkmor ua a a ee RER 1460 | 40
= Stark AUFCHNASSE ya ee 1860 17
Gewöhnliche Dammerde, feucht... 0 8) BD 3 1650 | 30
BandrodenKiene weRer e: Sllures areer BIN NT, 1860 30
Stelnschofter, va spa Sa a ee a 1620 38
\ERREHP Re BEE 9 1000 0
Die Kohäsion ist die Schub- oder Scherfestigkeit des Erdmaterials. Sie kann
ohne ins Gewicht fallenden Fehler bei den Untersuchungen der Stabilität einer
Stützmauer vernachlässigt werden; dies um so mehr, als dadurch noch ein Ueber-
schuss von Sicherheit erzielt wird. Die allgemeine Theorie für den Gleichgew.-
Zustand eines unendlich kleinen Erdkörpers im unbegrenzten Erdreich ist zur Zeit
noch nicht abgeschlossen; daher wird die
Theorie des Erddrucks, wie es auch im
Nachstehenden geschehen ist, in der Regel
unter der Voraussetzung entwickelt, dass
sich in der Hinterfüllung eine Erdmasse
in Form eines dreiseitigen Prismas ABD,
Fig. 651, löse und auf der ebenen
53 Fläche AD, der sogen. „Gleitfläche“,
Her ne unter Einwirkung seines Gewichts und der
o BR Reibung in der Gleitfläche herab gleite.
TRTSneaen O0 Im Die Gleitfläche AD trennt daher
denjenigen Theil des Erdreichs der Hinter-
füllung ab, dessen Druck gerade genügt, um dem Widerstand der Mauer oder der
Wand das Gleichgew. zu halten. Das abgetrennte Prisma nennt man Prisma des
grössten Drucks oder kurz Druckprisma.
. Richtung und Grösse des Erddrucks im allgemeinen.
Wirkt der FErddruck gegen die Wand, so nennt man denselben für das labile
Gleichgewicht der Wand gegen Kanten oder Gleiten den aktiven Erddruck.
Wirkt dagegen von aussen ein Druck auf die Wand und bringt derselbe die Erd-
masse in Bewegung, so nennt man für das labile Gleichgewicht die Grösse des in
diesem Falle auf die Wand ausgeübten Erddrucks den passiven Erddruck.
Fig. 651.