Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

   
das später in seiner 
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:nsetzung der Be- 
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Kurze Geschichte der Prinzipien der Mechanik. 493 
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wegungen, letzterer ist Urheber des sogen. Prinzips der geringsten Wirkung. 
Dann — noch bedeutsamer in ihrer Wirkung auf den Geist der Zeit — die Gruppe 
der Entdecker und Bahnbrecher auf hydrostatischem und aerostatischem Gebiete: 
Toricelli, Pascal, Otto v. Guericke, Boyle und Andere. 
Toricelli (1608—1647), der in Rom Mathematik studirt hatte und durch seinen 
Freund Castelli, einen Schüler Galileis, in die Geheimnisse der neuen Lehren des 
grossen Meisters eingeführt war, wurde (1643) fast zufällig, als eine Pumpe im 
grossherzogl. Garten in Florenz nicht 32 Fuss hoch Wasser saugen wollte, zu 
seiner hoch wichtigen Entdeckung über die Wirkung des Luftdrucks 
und zu seinem Versuche über Messung der Grösse des Luftdrucks durch 
die Höhe einer Quecksilber-Säule hingeführt. Bisher hatte man sich die Saugwirkung 
durch den „horror vacui, den Abscheu der Natur vor dem leeren Raume‘ zu er- 
klären versucht. 
Im folgenden Jahre kam die Kunde von dem Toricelli’schen Versuche zur 
Kenntniss des französischen Gelehrten Pascal (1623 —1662), bekannt durch seine 
intressanten hydrostatischen Versuche und die korrekte Anwendung des Prinzips der 
virtuellen Geschwindigkeiten auf die Statik der Flüssigkeiten. Pascal wurde da- 
durch auf die Idee gebracht, die Quecksilber-Säule zur Bestimmung der Höhe 
von Bergen zu benutzen, eine Idee, welche auch mit günstigem Erfolge am 
19. Septbr. 1648, auf dem Puy de Döme durch Pascal’s Schwager Perier zur 
Ausführnng kam. 
Otto v. Guericke, der Magdeburger Bürgermeister und kurbrandenburgische 
Staatsrath (1602—1686), hörte erst viel später als Pascal, auf dem Reichstage zu 
Regensburg (1654), wo er seine aerostatischen Experimente vorführte, durch 
Valerianus Magnus von dem Toricelli’schen Versuche. Er ist also bei seinen 
Leistungen auf dem Gebiete der Aerostatik ganz selbständig vorgegangen. Mit 
Hülfe eines Kupfergefässes von vollkommener Kugelgestalt gelang ihm, nach 
vielen vergeblichen Bemühungen, (1650) die Herstellung des Vakuums. Einen 
geradezu überwältigenden Eindruck auf die Zeitgenossen machten seine ur- 
wüchsigen Experimente mit der bald darnach konstruirten ersten Luftpumpe 
und die begleitenden Erscheinungen im Vakuum. Guericke zeigte, dass im Vakuum 
die Glocke nicht tönt und eine brennende Kerze erlischt, dass Vögel daselbst sterben, 
Fische anschwellen und schliesslich bersten. Eine Traube erhält sich über !/; Jahr 
frisch. Eine aus zwei aneinander gelegten Hälften bestehende leer gepumpte Kugel 
konnte nur durch die Kraft von 16 Pferden mit gewaltigem Knall zerrissen werden. 
Durch das plötzliche Entleeren eines Luftzylinder-Kolbens zieht Guericke vor ver- 
sammeltem Reichstage 20 Personen, die an einem Seile den Kolben festhielten, in 
die Höhe u. s. w. — 
Der Engländer Boyle (1627 — 1691) führte Guerike’s Untersuchungen fort. 
Er beboachtete u. a. die Fortpflanzung des Lichts im Vakuum, die Wirkung des 
Magneten durch den leeren Raum und das Sieden warmer Flüssigkeiten sowie das 
Frieren des Wassers beim Evakuiren. Auch ist er der eigentliche Entdecker des 
gewöhnlich nach Mariotte (1620 —1684) genannten Gesetzes über die Spannkraft 
der Luft; er wusste sogar, dass das Gesetz nicht genau gelte, während dieser 
Umstand Mariotte entgangen zu sein scheint. 
Die glänzenden Leistungen einzelner Männer der besprochenen Gruppen sinken 
mehr oder minder in den Schatten, sobald wir den beiden Leuchten der mechanischen 
Wissenschaften: Huyghens und Newton, näher treten. 
Beide waren ebenbürtige Nachfolger Galilei’s. Huyghens war weniger Philo- 
soph als Galilei, besass aber mehr geometrisches Talent. Newton überraschte durch 
die Kühnheit seiner Phantasie; die ihm eigenen mathematischen Methoden leisteten 
ihm fast dieselben Dienste, wie die später von seinem Zeitgenossen Leibnitz ein- 
geführten Infinitesimal-Methoden. Wer der Grössere von Beiden war, ist eine 
müssige und schwierig zu beantwortende Frage. Wenn auch Huyghens ganzes 
Denken sich nur auf nahe liegende Gegenstände, insbesondere auf das Studium 
der Pendeluhr konzentrirte, während Newtons Gedanken in die unendliche Ferne 
schweiften, um das tausendjäkrige Räthsel der Planeten-Bewegung zu ergründen, 
so sind die Leistungen Beider auf mechanischem Gebiete doch wohl gleichwerthige. 
    
   
   
  
   
  
    
   
   
   
   
    
    
  
    
  
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  
    
   
     
  
    
    
  
   
      
   
  
   
  
   
    
    
   
   
   
  
   
  
  
   
  
  
   
  
   
  
  
  
    
    
	        
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