766 Hydrometrie.
apparat. bei welchem es sich nur um Geschw.-Beobachtungen in einzelnen Punkten
handeln kann. Beim Glockenapparat’ reicht deshalb eine einfache Klemme zum
Festhalten des alsdann eingetheilten Hängeseils aus, wiewohl der bequemen
Bewegung wegen eine Trommel angebracht werden kann; zum Integriren ist eine
Trommel unentbehrlich.
3eim mechanischen Integriren mittels des vorstehend beschriebenen Instruments
mit Zählrad stellt man zunächst nach Ablesung an dem Zählwerk und bei
gehemmtem Gange desselben die Flügelachse im Wasserspiegel ein, setzt sodann
unter Beobachtung der Zeit das Zählwerk durch einen Ruck an der Schnur
in Gang und beginnt mit dem gleichmässigen Senken des Flügels durch Drehen
an der Trommel. Mit dem Aufstossen der Scheibe auf die Sohle wird das Zähl-
werk ausgelöst und der Chronometer angehalten. Es ist nunmehr die Zeit r der
Senkung und nach Herausnahme des Flügels mittels des Aufhängeseils die Anzahl
der Flügel-Umdrehungen v während des Senkens fest zu stellen. Wie vom Wasser-
spiegel zur Sohle abwärts kann umgekehrt die Messung von der Sohle bis zum
Wasserspiegel aufwärts durchgeführt werden.
Dividirt man die Tourenzahl » durch die Beobachtungszeit r, so erhält man
die mittlere sekundl. Tourenzahl und daraus, bei bekannten Flügel-Koeffizienten,
Fig. 746, die mittlere Geschw. v’,, innerhalb der Tiefe
% x d— ce, Fig. 74:. Es ist nämlich:
Klsur Ss n ame d—c
2 | (v.dy
| EEE 2 Ne
Il m d—c
|
Hieraus wird die gesuchte mittlere Geschw. v,,in
der ganzen Vertikalebene von der Tiefe d erhalten,
wenn man v,, = £v',, Setzt, worin £ ein empirisch
zu bestimmender Koeffiz. ist, welcher jedoch bei
ya IR grösseren Tiefen genau genug —= 1 genommen
_yEl SS oO : oO oO Oo O8 ö
PORN, Azad werden darf.
4 Tarirung der Flügel. Die richtige Be-
Stimmung der Geschw. aus den gemachten
Beobachtungen und Messungen ist nur möglich, wenn man sich eine genaue
Kenntniss der Flügelkoeffizienten verschafft hat.
Wurden in r Sek. im ganzen u Umdrehungen beobachtet und entspricht
1 Umdrehung die Weglänge k, so wird die sekundl. Geschw. eines einzelnen
2 p ; 4 e
Wasserfadens: „—=k—-—=ka (1), wenn « die Anzahl Umdrehungen in 1 Sek.
bezeichnet.
Trägt man verschiedene Werthe « als Abszissen (1 Umdrehung etwa durch
eine Länge von 15mm) und die zugehörigen Werthe v' als Ordin. (Maassst. etwa
1:20) auf, so sollte die Verbindungslinie der Ordin.-Endpunkte nach Gleichg. (1)
eine durch den Koordin.-Ursprung gehende Gerade sein.
Mehrfach wird jedoch die nach Messungs-Resultaten angetragene Verbindungs-
linie der Gleichg. (1) nicht entsprechen. Abgesehen von andern Aufstellungen
soll hier der jetzt gewöhnlich angenommenen Anschauung Raum gegeben werden,
wonach jene Linie als eine nicht dnrch den Koordin.-Anfang gehende Gerade an-
gesehen und also v’ —=k'a + k'' (2) gesetzt wird, in welcher Gleichg. %'' diejenige
geringe Geschw. angiebt, bei der die Bewegung des Flügels durch die Reibung
gehemmt wird.*)
Die Tarirung der Flügel, d. h. die Bestimmung der Werthe k und bezw. X'
und %'', geschieht am besten an hydrometr. Prüfungsstationen.
Man benutzt gewöhnlich einen kleinern See oder Teich, um den Flügel von
einem geeignet eingerichteten Nachen oder auch von einem auf einem Gerüst
*) Die Gleichg. (1) u. (2) setzen voraus, dass die Flügelruthen verhältnissmässie lang, die
Flügelflächen aber klein sind, wie dies bei den üblichen Konstruktionen auch der Fall ist. Für
hydrometr. Flügel, bei denen diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, hat Zeuner die Gleichg.
aufgestellt: !»—=Kk'«a + Vk“+%4 a2, welche eine parabolische Linie repräsentirt.