Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

500 Mechanik fester Körper. 
Montlong, Blaveau, Belidor, Gadroy, d’Antony und Gauthey und im 
Anfange unsers Jahrhunderts, als ‚besonders fruchtbar, zuerst Coulomb, dann 
Prony, Mayniel, Francais, Navier und Poncelet. Neben den Franzosen 
waren in der nämlichen Periode auf diesem Gebiete nur die schon genannten 
Deutschen Eytelwein und Gerstner thätig. 
Trotz der unzweifelhaften Bereicherung, welche die genannten Theorien durch 
die vielseitigen Forschungen dieser zahlreichen Fachmänner erfahren haben, 
ist auch der jüngern Generation darin noch Vieles zu thun übrig geblieben. Das 
beweisen die zahlreichen neuern Arbeiten über Erddruck, z. B. von: Rankine (1856), 
Scheffler (1857), St. hen Bene Culmann (1866), Levy (1867), 
C onsidere (1870), Rebhann (1871), Winkler (1 572), Mohr (1881) und über 
Gewölbe von: Hagen (1862), ae (1565), Schwedler (1868), Dupuit (1870), 
Perrodel (1872), Belpaire (1877), Winkler ( (1880). — Auf dem Gebiete der 
Gewölbe- Theorie machen sich Bes strebungen geltend, die Gewölbe als Bögen zu 
behandeln, welche dem Elastizitäts - Gesetze unterliegen, während man die Erd- 
druck - Theorie unter Zugrundelegung des Druckes im unbegrenzten Erdreich weiter 
auszubilden trachtet. 
Der gewaltige Aufschwung des Brückenbaues in unserm Jahrhundert hat be- 
sonders St die Ausbildung der Statik der Stabsysteme und der Theorie 
verschiedener Brüc ken-Sy steme und Eisenkonstruktionen hingewirkt. 
Hervor ragende Leistungen auf diesem Gebiete sind diejenigen von: Ritter (1861), 
Maxw ell ( (1864), C ulm nann (1864), Cremona (1872). Diese neuern Leistungen 
liegen meist noch ausserhalb der Grenzen einer historischen Betrachtung. 
Ein Schlusswort sei: 
X1l. Den Methoden der Mechanik 
gewidmet. 
Die ersten Andeutungen der synthetischen Methode finden sich schon in den 
Schriften des Archimedes. In vollendeter Weise erscheint sie in Newtons „Philo- 
sophiae Naturalis Principia Mathematica*. Zur Zeit als Monge 
(1746 — 1815) den Grundstein zur „Darstellenden Geometrie“ legte, als 
Poinsot, im Gegensatze zu Lagrange und Carnot (1753—1823), in seinen 1804 
erschienenen „Zlements destatique“ die geometrische Methode entschieden bevor- 
zugte, standen sich die Ansic hten über die zweckmässigste Methode der Behandlung 
mathematischer Probleme schroff gegenüber. Durch „Die Statik“ von Möbius 
(18357) erhielt die geometrische Methode wichtige Bereicherungen. Die erste voll- 
ständig geometrische Mechanik, die weder Materie noch Kraft in den Kreis ihrer 
Betrachtung zieht, war Amperes Werk: „Essai sur la Philosophie des 
sciences“ (1555). Ampere führte auch die Bezeichnung „Kinematik“ (von kinein, 
bewegen) ein 
Cousinery, inseinem „Calcul de trait“ (1838) war wohl der Erste, der 
bei Stabilitäts- Untersuchungen versuchte, die Geometrie direkt anzuwenden. P on- 
celet (1788—1867) benutzte zwar ebenfalls die Geometrie; aber seine Lösungen 
waren immer nur Uebersetzungen vorher entwickelter analytischer Ausdrücke. 
Der eigentliche Begründer der erafischen Statik ist Culmann (1821 — 1881), 
der 1566 seine „Grafische Statik“ vollendete. Culmanns Arbeit war eine ganz 
selbständige und Grund legende; Poncelet und Cousinery lieferten ihm nur un- 
wesentliche Beiträge. Er erkannte die Fruchtbarkeit der Bezie hungen zwischen 
dem Kräfte- und Seilpolyg on und ihre Wichtigkeit für die Lösung. prak- 
tischer Aufgaben der Technik. 
Nach Culmann verdienen * Leistungen von Mohr und Cremona besondere 
Erwähnung. Mohr fasst die elastische Linie als Seilpolygon auf und findet 
dadurch das Mittel zur grafischen Behandlung der kontinnirlichen Träger. Ore- 
mona giebt, von der Theorie der reziproken Polyeder ausgehend, die allgemeinen 
reziproken Beziehungen zwischen Kraft- und Seilpolygon. 
   
   
      
   
   
   
   
       
   
  
     
    
    
    
       
    
   
  
  
   
   
  
   
   
  
  
   
   
   
  
   
    
   
  
   
   
   
   
    
     
  
   
   
     
     
      
   
   
   
    
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
   
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