160 Der Grundbau.
sie in Europa und namentlich in Deutschland erst in neuerer Zeit Beachtung
gefunden haben.
Wo die Bewältigung des Wassers ohne grosse Kosten möglich und der
Umgebung wegen statthaft ist, lässt sich diese Gründungsart bis zu den grössten
Tiefen anwenden, wie schon die Wasserbrunnen und gemauerten bergmännischen
Schachte beweisen. Wo indessen die Wasserbewältigung nicht ausführbar ist,
empfiehlt sich die Brunnen-Gründung nur, wenn keine ernstlichen Hindernisse
zu erwarten sind, also namentlich in gleichmässigem Sande oder Schlamm und
Moor. In sehr grobem Gerölle dagegen, sowie in Erdschichten, in denen man
mit Sicherheit auf grosse Steine in beträchtlicher Zahl, sowie auf Felsspitzen, Baum-
stümme oder Baureste reclnen muss, ist diese Gründungsart nicht anräthlich,
da die Beseitigung solcher Hindernisse unter Wasser nicht nur unverhältniss-
mässige Kosten, sondern namentlich auch bedeutende Zeitverluste verursacht. Bei
solchen Verhältnissen werden sich die reine Luftdruck-Gründung oder Luftdruck-
Gründung mit Brunnen-Gründung vereinigt billiger stellen, die erstere bei
grössern Tiefen, Schwierigkeiten des Baugrundes und grösserm Bauobjekt, die
letztere bei geringern Ausführungen, Schwierigkeiten und Tiefen. Es wird so-
nach die Brunnen-Gründung hauptsächlich im Alluvial-Boden der untern Fluss-
liufe am Platze sein. Da aber auch hier vereinzelt Baumstämme und Steine im
Grunde vorkommen, so empfiehlt es sich, bei allen grössern Brunnen-Gründungen
einen Taucher-Apparat vorräthig zu halten, um im Stande zu sein, die erwähnten
Hindernisse verhältnissmässig rasch zu überwinden.
Nach den Stoffen, aus welchem die Brunnen bestehen, werden 3 Arten: ge-
mauerte, eiserne und hölzerne Brunnen unterschieden.
b. Gemauerte Senkbrunnen.
Sie werden in der Regel wenigstens an den Aussenflächen aus Ziegelsteinen
hergestellt, weil das Mauerwerk aus denselben glatter in der Fläche ist, und also
eine wesentliche Vorbedingung für raschen Verlauf der Senkarbeit erfüllt wird.
Ausserdem lässt sich mit gleichmässig geformten Ziegeln bequemer ein dichtes
Mauerwerk herstellen, und so die Wasserhaltung während der Versenkung bezw.
der Ausmauerung erleichtern. Abgesehen hiervon würde ein Mauerwerk aus
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Bruchsteinen seiner grössern Schwere wegen vorzuziehen sein.
«. Brunnenkränze.
Als Unterlage für die gemauerten 3runnen dienten Brunnenschlinge
oder Brunnenkränze, die man auf die eingeebnete und in der Regel bis zum
Grundwasserspiegel durch Abschachtung vertiefte Sohle der Baugrube legt. Man
macht die Schlinge aus Holz oder Eisen, in letzterem Falle besser aus Schmied-
eisen. weil dieses nicht so leicht bricht als Gusseisen, wenn während der Ver-
senkung Hindernisse angetroffen werden.
Der Querschnitt der Brunnenkränze verjüngt sich in der Regel nach unten
und bildet ein Trapez oder Dreieck, wiewohl auch in einzelnen Fällen Brunnen-
kränze von rechteckigem Querschnitte versenkt wurden. Da die Versenkung
desto besser von statten geht, je weniger Widerstand der Brunnen im Boden
findet, so ist offenbar die dreieckige Querschnittsform die zweckmässigere. Aus
demselben Grunde wird man auch den Winkel der Schneide möglichst klein
nehmen. Bei hölzernen Brunnenkränzen wendet man, um unbeschadet der
Festigkeit eine schärfere Schneide zu erhalten, im untern Theile Eisen an,
sei es, dass man das Holz nur mit Blech oder Fagon-Eisen beschlägt oder, dass
man den untern Theil ganz aus Eisen herstellt, und auf diese Weise zu ge-
mischten Konstruktionen kommt. Letztere sind indessen nicht zu empfehlen.
Man wird in der Regel, wenn man nur Eisen, oder nur Holz mit Beschlag an
der Schneide anwendet, bei grösserer Gleichartigkeit für dieselben und geringern
Kosten einen Brunnenkranz von genügender Festigkeit herstellen können.
Die Fig. 353—359 zeigen Querschnitte hölzerner Brunnenkränze mit und
ohne Eisenbeschlag an der Schneide, theils aus Bohlen, theils aus solchen und
bearbeiteten stärkern Hölzern .gebildet. Die einzelnen Bohlenlagen werden ge-
hörig überblattet, verdübelt und mit einander vernagelt und verbolzt.
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III.