316 Der Grundbau.
ist. In diesem Fall müsste man nicht nur die Baugrube durch eine Eiswand
umschliessen, sondern auch, um die Sohle durch Frost dichten zu können, den
ganzen Boden über der Sohle in einen geschlossenen Eisblock verwandeln, in
welchen man dann den Schacht zur Versenkung des Fundaments abteufte. Diese
Ausführungsweise ist dem Berg-Ingenieur Poetsch ursprünglich patentirt, und
sind auch alle bisherigen Ausführungen dem entsprechend bewirkt worden.
Die Anordnung wird aber bei grossen und tiefen Fundam. ungemein lang-
wierig und theuer werden, weil nicht nur eine viel grössere Masse in Eis ver-
wandelt werden muss, — wozu stärkere Maschinen nöthig sind, — sondern weil
auch die Abteufungs-Arbeiten durch den gefrornen, mit Röhren durchsetzten,
Boden weit langsamer von Statten gehen.
Die Lösung des Bodens wird man allerdings durch geschickte Anwendung
von hohen Temp. wesentlich beschleunigen können. In dieser Richtung hat
man auch bereits, durch den Hinweis des Verf. in der Mittheilung: Das Gefrier-
Verfahren von F. H. Poetsch usw., Zentralbl. der Bauvwltg. 1883, S. 461 an-
geregt, in Königswusterhausen Versuche angestellt, die aber noch nicht zur
vollen Zufriedenheit ausgefallen sind, weil man als Träger der Wärme Wasser
und Dampf anstatt erhitzter Luft, wie Verf. wollte, anwendete.
Immerhin wird dieser Art der Anwendung der Gefrier-Gründung so lange
wie möglich die Luftdruck-Gründung vorzuziehen sein.
Da bei dem letzt angeführten Verfahren der Boden unter dem Fundam.
ebenfalls gefroren ist und die gefrorenen Erdmassen auch die Schachtwände
unmittelbar berühren, so wird man das Mauerwerk des Fundam. nicht in gewöhn-
licher Weise ausführen können. Man wird vielmehr in der Nähe der gefrornen
Bodenmassen entweder nur Trocken-Mauerwerk oder Mauerwerk mit Erdharz-
mörtel, dem der Frost nicht schadet, anwenden müssen, oder endlich solches
aus grossen, vorher angefertigten, bereits erhärteten Mauerblöcken. Temperaturen
von nur wenigen (raden unter dem Gefrierpunkt verträgt allerdings auch der
Zementmörtel, wenn man denselben mit warmem Wasser bereitet oder auch dem
kalten Mörtelwasser Salz beimischt. Ein andrer Ausweg wäre der, dass man
den hölzernen Schacht oder den gemauerten Brunnen, nachdem er bis zur
vollen Tiefe fertig gestellt ist und die Gefrierrohre in der Sohle entfernt wurden,
mit einem Boden versieht, der verhindert, dass der aufthauende Sand in ihm
empor quellen kann. Ist dann, nach Einstellung der Kühlung, die Temperatur
der Schachtsohle auf O0 gestiegen, so dass sich Wasser zu zeigen beginnt, so
kann man den Schacht in gewöhnlicher Weise mit Beton und Mauerwerk füllen.
Immerhin wird diese letzte Art der Gründung eine sehr zeitraubende sein.
Für den zuletzt besprochenen Fall, dass eine wasserundurchlässige Schicht
mit den Gefrierrohren nicht zu erreichen ist, dass vielmehr die ganze Sohle
hart gemacht werden muss, schlägt Prof. G. Lang-Riga vor, allmählig mit
dem Gefrieren des Körpers in nachstehend angegebener Weise!) vorzudringen,
der er noch den Vortheil zuschreibt, dass der Frostkörper nirgends unnöthige
Ausdehnung erhält oder allzu lange vorhalten muss, und dıe sich unmittelbar
auch auf das Bauen unterseeischer Tunnels in weichem Gebirge anwenden lässt.
Die Lang’sche Beschreibung bezieht sich auf die Gründung eines Strompfeilers
von mehr als 30 m Tiefe, Fig. 631—633. Es wird zunächst ein eiserner Fang-
kasten über die betr. Stromstelle gebracht, dessen innerer Lichtraum um je
0,6 m weiter ist, als die künftige Fundament-Sohle. Der Kasten ist gut
abzusteifen und erhält unten eine Schneide, damit er sich so tief in den
Boden einsenke, dass unter der Schneide die Strömung keine nennenswerthe
Geschw. mehr zeigt. Durch Ausbaggern kann nachgeholfen werden. Sodann
werden innerhalb des Fangkastens gusseiserne Rohre von 200 mm Weite und
einer Länge — der Wassertiefe, etwa 6 m — die jetzt Rammrohre genannt
werden sollen — eingerammt; sie haben 1 m Abstand unter sich und 0,4 m
Abstand von den Wänden des Kastens. — Ausserdem wird bei grössern Ab-
messungen des Kastens nach der Mitte hin eine entsprechende Anzahl Rohre
eingerammt, bis sie fest im Boden stehen, aber noch über den Wasserspiegel
hervor ragen. Das Einbringen der Pfähle geschieht durch Spülung oder in der
1) Riga’sche Industrie-Zeit, 1884. No. 16.
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