96 Der Grundbau.
Die mittleren Längswände haben während der Betonirung einen Luft-
überdruck aufzunehmen, der oben an der Decke der Arbeitskammer einer Wasser-
säule von der Höhe A,, an. der Schneide einer solchen A, (Fig. 167) entspricht.
Die Verankerung der Schneiden beider mittlerer Längswände . diesem
Drucke entsprechend zu gestalten, wennschon auch die Mörteldichtung J (Fig. 159)
in den seitlichen Räumen 2, falls sie schnell genug erhärtet und kräftig ist, die
Anker wesentlich unterstützen wird. Statt der Zuganker sind selbstverständlich
auch Absteifungen in den Räumen 2 gegen den oberen Theil der Konsolen zulässig.
Die Scehachtrohre und Schleusen sind nach der Anweisung im Grund-
bau S. 245 u. 256 u. ff. bezw. der „Ergänzungen“ 8.79 zu berechnen.
Die Seitenwände der Schwimmthürme können sowohl inneren als
äusseren Ueberdruck erhalten. Der grösste innere Ueberdruck tritt ein, wenn
die Brunnen bis oben mit Wasser gefüllt sind, während die Glocke bei möglichst
geringer Wassertiefe benutzt wird, also z. B. bei der Ausfüllung von Sohlen-
schlitzen. deren Oberkante sehr hoch liegt. Die grösste Beanspruchung durch
Druck von aussen tritt ein, wenn die Glocke so tief schwimmt, dass die Ober-
kanten der Brunnen wenig über Wasser sind, während das Innere der Brunnen
so weit wasserleer ist, als es diese-Eintauchung zulässt, also eventuell ganz
ohne Wasser. Die Höhe h, (Fig. 167) als grösste Belastung durch äusseren
Wasserdruck anzunehmen, ist jedenfalls genügend.
Die Arbeitsbrücke bedarf besonders eingehender Berechnung, damit sie
möglichst leicht ausfalle und die Schwer punktslage nicht zu ungünstig beeinflusse.
Für den Schild beträgt der Luftüberdruck unten OÖ und wächst bis zur
Oberkante, um hier einem Wasserdrucke der Höhe hg (Fig. 167) zu entsprechen.
Die Wände der Gleichgewichtskammer werden am ungünstigsten
beansprucht, wenn diekelbe nicht mit dem Aussenwasser in offener Verbindung
steht, aber tief unter Wasser liegt. Enthält sie dann im oberen Theile noch
etwas Luft atmosphärischer Spannung, so kann der äussere Wasserdruck un-
günstigsten Falles einer Wassersäule von der Höhe hg in Fig. 167 entsprechen.
Durch Einlassen von Pressluft kann aber diese Beanspruchung beseitigt werden.
Sie ist also in dieser Höhe nicht unvermeidlich.
m. Verwendung der Pressiuft im Tunnelbau und zum Bau von Schrägpfeilern.
Der Vollständigkeit halber sollen auch die in der Ueberschrift angedeuteten
Arbeiten mit Hilfe von Pressluft kurz besprochen werden.
Die erste Ausführung dieser Art ist der 1831 begonnene Bau %weier neben-
einander liegender Tunnel von 5,5 m lichter Höhe und 4,9 m lichter Weite bei
0,6 m Wandstärke unter dem Hudson bei New-York.
Man senkte zunächst einen Arbeitsschacht, der in seinem unteren The ile
aus einem hölzernen Senkkasten von 14 m unterer Länge, 9 m unterer Breite
und 7,6 m Höhe bestand, und über dem Senkkasten dürch einen bis zu Tage
fahrenden Mantel aus Holz gebildet wurde. In dem Senkkasten befand sich die
Schleuse D (Fig. 171) für die Mannschaften, in welche sich diese bei Einbrüchen
flüchten sollten. Ferner war das Schachtrohr G mit Schleuse vorhanden, welche
für den regelmässigen Betrieb zum Ausschleusen der Arbeiter dienen sollte, so
wie endlich ein dritter Schacht F mit einer Materialienschleuse, die aber, wie
die Fig. zeigt, später nicht mehr benutzt und daher entfernt w urde.
Von dam Innern des Senkkastens wurden dann, indem man die Seitenw and
durchbrach, die Tunnelröhren vorgetrieben.
Auf der Seite von New-York "geschah dies im Schutze einer Wand, die aus
Streifen von 38 em Breite und 1,23 m Länge bestand. Die Ränder liesor Streifen
waren umgebogen und wurden mit einander verschraubt. Der Arbeits-Vorgang
war dann der folgende: Zunächst wurde die Schutzwand in der oberen Kalotte
streifenweise beseitigt, um in der First und dem oberen Theile der Seiten-
wände ähnliche, gebogene Schutzbleche einbauen zu können, Jeder Ring wurde
hierbei in der Kalotte vollständig geschlossen, bevor der nächste zum Einbau
gelangte. Die Blechtafeln bildeten” dabei die obere Hälfte eines durch Holz-
ausbau versteiften Zylindermantels.. War man so 3 bis 3,5 m in der Kalotte
vorgedrungen, SO W urde dieselbe vor Ort durch eine eiserne Schutzwand geschlossen,