110 Der Grundbau.
Das Verfahren hat sich in grösserem Umfange bei den Hafenbauten in
Bremen bewährt. Der Fundamentkörper wird übrigens niemals dicht und gleich-
mässig fest werden, was indessen für viele Fälle gar nicht nöthig ist. Zweck-
mässiger als trockner Bindestoff wäre eine Flüssigkeit, die durch eine Anzahl
‘ gleichmässig vertheilter Rohre in den durch Spundwand eingeschlossenen Boden
eingetrieben würde, während man oben das Wasser vorsichtig absöge. So er-
hielte man eine gleichmässigere Sättigung. Die Flüssigkeit müsste aber voll-
kommen wässrig sein. Das Einpumpen von flüssigem Zement!) in den losen
Sand wird kaum .diehtere und”gleichmässigere Fundamente liefern als das Ver-
fahren von Neukirch.
h. Sandschüttung, Faschinen und Steinschüttung
sind bei einem Molenbau im Kieler Hafen von @. Franzius in zweckmässiger
Weise vereinigt. Eine theilweise sehr mächtige (bis 15 m) Schlammschicht wurde
zunächst durch eine Sandschüttung theils verdrängt, theils verdichtet. Der
Sand lagerte sich dabei, wie Bohrungen ergaben, mit 5facher Böschung, und
verdrängte den Schlamm erklärlicher Weise desto gründlicher, je tiefer derselbe,
je höher also der Damm war. Auf die Sandschüttung wurden 20m breite, nur
mit Sand beschwerte Sinkstücke gelegt und durch diese hindurch im Abstande
von 10m ? Reihen starker Pfähle gerammt. Die Pfähle standen in den Reihen
nur 05m von Mitte zu Mitte entfernt, waren 1:8 geneigt und bildeten die
äussere Begrenzung des Molenfusses. Sie reichen nur bis 0,5 m über Mittel-
wasser. damit sie nicht faulen. Vor die Pfahlköpfe der Reihen wurden alte
Eisenbahnschienen gelegt und die Schienen beider Reihen dann in Abständen
von je 2,5m durch alte Ankerketten (mindestens 5 cm stark) mit einander ver-
bunden. Der Zwischenraum zwischen beiden Pfahlreihen bis M.W. wurde mit
grossen Findlingen gefüllt, während über denselben die Aussenseiten der Mole
durch an Ort und Stelle zwischen Bretterwänden hergestellte Betonblöcke ge-
bildet wurden. Die Hinterfüllung der Blöcke bestand aus Ziegelbrocken und
Kies. Die Stossfugen der Betonblöcke wurden nicht ausgefüllt, um die zu er-
wartenden starken Setzungen unschädlich zu machen. Solche traten im Laufe
der Jahre namentlich an den flacheren Stellen (wo der Schlamm nicht bei Seite
gedrückt war) bis zu 0,9 m ein, sind aber gegenwärtig unbedeutend und ziemlich
gleichmässig. An einzelnen ‘Stellen haben sich die Betonblöcke auf die Ketten
gesetzt und diese zerrissen, da man nicht genügend Spielraum über denselben
gelassen hatte. Franzius empfiehlt daher, in Fällen wo starkes Setzen zu er-
warten ist. die Blöcke über den Ketten nicht durchzuführen sondern eine durch-
gehende Stossfuge zu lassen. Die Ketten haben dann nur die Hinterfüllung aus
Ziegelbrocken und Kies beim Setzen des Dammes zu durchschneiden.?)
i. Gründungsverfahren von Litster.
Genannter Ingenieur hatte in Indien ein Gebäude zu errichten auf einem
Baugrunde, der oben aus einer 2,5 bis 3m dicken, nicht tragfähigen Schicht
bestand, welche im Stande war, sehr viel Wasser aufzunehmen. Hätte er nun
die Grundmauern des Gebäudes durch diese Schicht hindurch bis zu der darunter
liegenden tragfähigen Geröllschicht geführt, so würde der durch die Mauern
abgetrennte Theil der oberen, wassersaugenden Schicht in der heissen Jahres-
zeit. wo dieselbe Schicht ausserhalb der Fundamente trocken wurde, die Fundamente
nach aussen gedrückt haben, während in der nassen Jahreszeit eine Bean-
spruchung in umgekehrten Sinne stattgefunden hätte.
Litster zog, um dem vorzubeugen, im Abstande gleich der 1 !/ofachen Dicke
der oberen Schicht vom Fundamente des Gebäudes einen Graben rund um das-
selbe bis zur tragfähigen Schicht von einer Breite wie das Fundamentmauer-
werk. Dieser Graben wurde lagenweise (22,5 em stark) mit Schotter und Kies
gefüllt und mit einer 300 Ctr. schweren Walze festgewalzt. Nach dem Fest-
1) Engineering News 1891 14. März.
2) Fortschritte der Ing.- Wissenschaften, Seekanale, Strommündungen u. Seehäfen
S. 102 u. £.
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