116 Der Grundbau.
aber regelrecht mit einander vernietet werden, um durch die ganze Länge des
Gebäudes hindurch auf Zug beansprucht werden zu können.
Die zweite Verankerung sollte aus starken Flacheisen bestehen, über den
Fensterbögen des Erdgeschosses eingelegt und mit der unteren namentlich an
den Enden durch starke Rundeisen verbunden werden, welche später bis zur
obersten Verankerung verlängert werden sollten.
Während der Aufführung des Erdgeschosses wirkte die untere Verankerung
nur als Rost. Es musste daher stets für eine möglichst gleiche Lastvertheilung
gesorgt werden. Zeigten sich in den sorgfältig zu beobachtenden Mauern kleine
lisse, so sollte, je nachdem dieselben oben oder unten klafiten, die Last-
vertheilung durch schnelleres oder langsameres Aufmauern entsprechender Theile
so geändert werden, dass sich die Risse wieder schlossen.
Da die Länge des Gebäudes im Verhältnisse zum Abstande der unteren von
der mittleren Verankerung (der Trägerhöhe) eine sehr bedeutende war, so wurde
die zweite Verankerung nicht durch das ganze Gebäude hindurch mit einander
verbunden, sondern in drei getrennte Systeme (Mittelbau und zwei Flügel) zer-
legt. Die senkrechten Fugen zwischen diesen drei Theilen waren daher die-
jenigen, in welchen Risse am wahrscheinlichsten eintreten konnten. Sie mussten
am sorgfältigsten beobachtet werden und es empfahl sich, sie ganz ohne Verband
zu mauern.
Die dritte Verankerung sollte oben am Hauptgesims liegen. Sie bestand
ebenfalls aus Flacheisen und sollte, falls sich während der Aufmauerung in den
Ecken zwischen den drei Systemen wenig oder gar keine Risse gezeigt hatten,
wieder einheitlich über das ganze Gebäude gelegt werden, da ihr Abstand von
der untersten Verankerung genügende Höhe für Träger dieser Ausdehnung bot.
Ferner sollte guter, schnell bindender Mörtel verwendet, das Mauerwerk aber
nicht zu schnell aufgeführt, Mauern und Decken so leicht wie möglich gehalten
und jede unnöthige Belastung, namentlich vor Herstellung der obersten Ver-
ankerung, vermieden werden.
Um die Querschnitte der Anker in den verschiedenen Wänden in ein ange-
messenes Verhältniss zu einander zu bringen, wurde die Annahme gemacht, dass
die Tragfähigkeit des Baugrundes bezw. die Lastvertheilung durch die Sand-
schüttung eine so ungleichmässige sei, dass ein bestimmter Prozentsatz (10%)
des ganzen Gewichtes der Mauer ohne Rücksicht auf die Zugfestigkeit des
Mörtels allein durch die eisernen Anker aufzunehmen sei.
Der Querschnitt der Anker ergiebt sich dann aus der Formel III. S. 545
des Grundbau, worin unter y der T'heil des Mauergewichtes (für 1 lfd. em) zu
verstehen ist, welchen die Anker allein tragen sollen (!/o), während / die
Länge der betreffenden Mauer und 7; den Abstand der beiden zu berechnenden
Verankerungen beides in cm bedeutet. 4, die zulässige Beanspruchung des
Eisens, kann zu 1500 KS/gem ‚angenommen: werden.
Die Stösse der einzelnen Theile des Ankers, sowie dessen Verschraubungen
oder Verkeilungen an den Enden nebst deren Unterlagsplatten müssen. selbst-
redend dem Querschnitte / entsprechen.
Die senkrechten eisernen Verbindungen zwischen den wagrechten Ankern,
welche in den Pfeilern und namentlich an den Enden der Anker angeordnet
wurden, haben. den Zweck, senkrechte Zugspannungen aufzunehmen, während
Druckspannungen in dieser, sowie in diagonaler Richtung durch das Mauerwerk
aufgenommen werden müssen. Vergl. auch Abschnitt A. II. b. Grösse der
Tragfähigkeit.
f. Gründungen auf wandelbarem Boden.
Für Bauausführungen in Gegenden, welche häufig von Erdbeben heimgesucht
werden, beachte man Folgendes: Das Gebäude ist gegen den seitlich wirkenden
Stoss des Bebens möglichst zu sichern. Gebäudetheilen, welche von der fort-
schreitenden Wellenbewegung in verschiedenen Zeitpunkten getroffen werden, ist
volle Freiheit zu lassen, es läge denn die Möglichkeit vor, dieselben ganz sicher
dureh Eisen- oder Stahlbänder, wie unter e. beschrieben, zu einem einzigen
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