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Einschliessung, Abdämmung und Trockenlegung der Baugrube. 85
durchaus diehtem Felsen von möglichst glatter, wenn auch stark abschüssiger
Oberfläche, sonst Pressluftgründung sicherer, schneller und billiger.!)
f. Allgemeines über Anordnung der Wasser-Bewältigung.
Wo es die Bodenverhältnisse und der Werth des Bauwerkes gestatten, ist
diejenige Wasserbewältigung für die Sicherheit des Bauwerkes die günstigste,
welche den Grundwasserstand vor dem Aushub des Bodens so weit senkt, dass
das Aufquellen des Wassers eine Lockerung des Bodens nicht mehr befürchten
lässt. Es lässt sich dies dadurch erreichen, dass man rund um die Baugrube
herum Brunnen senkt, welche in die wasserführende Schicht tiefer hinabreichen,
als die Sohle des Bauwerkes. Die Anzahl der erforderlichen Brunnen hängt von
der Grösse der Baugrube und des Wasserzuflusses ab. Man kann sich am
sichersten hierüber ein Urtheil verschaffen, wenn man zunächst nur einen Brunnen
und zwar auf der Seite der Baugrube senkt, von welcher das Wasser wahr-
scheinlich zufliesst, während man längs der anderen Seite der Baugrube Bohr-
löcher bis in die wasserführende Sandschiecht eintreibt, deren Futterrohre man
oben zum Schutz gegen das Eindringen von Tageswasser mit einem Deckel ver-
schliesst. Nachdem man nun in dem Brunnen ein Pumpwerk aufgestellt hat,
beobachtet man die Grundwasserstände in sämmtlichen Bohrlöchern und ermittelt
ihre Höhenlage zu derjenigen des Wasserstandes im Brunnen. Diejenigen Bohr-
löcher, in denen der Grundwasserstand am höchsten bleibt, zeigen die Stellen
an, welche die Absenkung weiterer Brunnen erfordern. Es ist selbstverständlich,
dass man die Brunnen möglichst lange Zeit vor Beginn der Bauausführung
senken muss, um mit dem Pumpen früh genug beginnen zu können. Ferner muss
man die Sohle der Brunnen sichern, damit bei starker Senkung des Wasserspiegels
in denselben der Sand nicht vom Grunde auftreibe. Man macht dies in der
Weise, dass man auf die etwa aus feinem Sande bestehende, natürliche Sohle
der Brunnen über einander eine Reihe von dünnen Schichten Sand, Kies bis
Steinschotter aufbringt, welche allmählich immer grösseren Korndurchmesser
haben, sodass die Körner der unteren Schicht nicht durch die Zwischenräume
der nächst oberen hindurchgeschlemmt werden können. Damit dieser Filter
nicht etwa im Ganzen gehoben werde, kann die oberste Schicht mit einem
kräftigen Lattenrost bedeckt werden, den man gegen die Brunnenwände absteift.
Die Oberkante dieses Rostes, auf dem der Saugkorb der Pumpe steht, muss
genügend tief unter der Sohle des Bauwerkes liegen, um die Baugrube voll-
ständig entwässern zu können.
In ähnlicher Weise ist man bei der Gründung der Schleusen des Nordostsee-
Kanals zu Holtenau vorgegangen und hat mit nur 3 ausserhalb der Spundwände
gelegenen Brunnen von 5,04 m äusserem, unterem Durchmesser, welche 6,18 bis
7,9 m unter die tiefsten Theile der Schleusensohle hinabreichten, nach 1Y/,jährigem
Pumpen den Grundwasserstand um mehr als 15 m gesenkt, sodass er in der Mitte
der Baugrube nur noch 1,23 m höher stand, als die tiefsten Theile der Sohle
derselben. Die in der wasserführenden Sandschicht nach erfolgtem Trocken-
aushube der Baugrube auftretenden Quellen standen in Folge dessen unter so
geringem Drucke, dass sie den Baugrund nicht mehr lockerten. Zur Abführung
des zu Tage tretenden Wassers wurde eine ausgiebige Drainage aus 30 em weiten
Thonrohren gelegt, welche das Wasser den 3 Brunnen zuführten und in dieselben
seitlich einmündeten. Die Drainage blieb unter der Sohle liegen und dient in
Verbindung mit den Brunnen dazu, bei späteren Trockenlegungen der Schleusen
die Sohlen durch Senkung des Grundwasserspiegels zu entlasten. Die Kosten
der 3 mit Pressluft gegründeten Brunnen betrugen rund 100,000 M.
Ob es möglich ist, den Grundwasserspiegel vollständig bis zur Sohle der
Baugrube in dieser Weise zu senken, hängt von dem Abstande dieser Sohle von
der wasserführenden Schicht ab; denn die Brunnenunterkannte muss zwar
möglichst tief unter der Sohle der Baugrube, aber noch hoch genug über der
1) Ueber bewegliche Fangedämme siehe ferner Zeitschr. f. Baukunde 1884, S.71 und Wochen-
blatt f. Baukunde 1885, S. 446. Ueber Dichtung von Quellen in felsigem Boden vergl. den Ab-
schnitt B. II. Gründungen auf Beton am Schluss.
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