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Befestigung schlechten Baugrundes.
B. Die wichtigsten Gründungsarten.
I. Befestigung schlechten Baugrundes.
a. Verdichtung des Bodens.
In eigenthümlicher Weise hat der Baurath Edens in Rendsburg den
schlammigen Grund zum Tragen der Schienen einer Aufschleppe für Bagger-
prahme fähig gemacht, indem er Kies in denselben einrührte. Zu diesem
Zwecke wurde mit eisernen Stangen die man in den ohne besondere Vorkehrungen
nicht betretbaren Schlamm steckte in demselben herumgerührt, indem man mit
dem oberen Stangenende einen wagrechten Kreis beschrieb. Dadurch wurde
der Schlamm so flüssig, dass aufgeschütteter Kies in demselben untersank,
während der Schlamm selbst um den zum Rühren benutzten 1,5 bis 2 m langen
Eisenstab wulstartig über den Kies hervorquoll und abgeschöpft werden konnte.
Der Boden wurde schliesslich so fest, dass man mit der Radehacke (Picke)
Platz für die Schwellen machen musste.
Eine weitere eigenthümliche Verdichtung des Bodens durch das Gewicht
des Bauwerkes selbst hat ein Bauunternehmer in Cineinnati in folgender Weise
bewirkt. Es handelte sich um den Bau eines Fabrikschornsteines, der wegen
nachgiebigen Baugrundes bereits 2 mal eingestürzt war. Der Baugrund am
Ufer eines grossen Flusses zeigte sehr verschiedene Schichtungen von ganz
ungleicher Tragfähigkeit. Mit Rücksicht auf diese Bodenbeschaffenheit befolgte
der Baumeister folgendes Verfahren: Im Gegensatze zu der üblichen Ver-
breiterung des Fundamentes verjüngte er dasselbe nach unten, um die
grösste Last auf einen zentralen verhältnissmässig kleinen Unterbau zu vereinigen,
damit die unvermeidliche Senkung womöglich in der Richtung der Achse des
Schornsteines erfolge.
Er liess zu dem Zwecke einen Granitblock in Form einer viereckigen ab-
gestumpften Pyramide mit der kleineren Fläche nach unten in die Baugrube
versenken. Auf der nach oben gerichteten grösseren Grundfläche wurde das
Mauerwerk in der Weise ausgeführt, dass jede Ziegelschicht so lange über die
untere ausgekragt wurde, bis die Grösse der als nothwendig erkannten Grund-
fläche erreicht wurde, auf welche dann sofort der Schornstein gesetzt wurde,
indem mit Rücksicht auf die zu erwartende Setzung demselben eine Ueberhöhung
von 20 Fuss gegeben wurde. Hiervon versanken nach Verlauf von 3 Monaten
17 Fuss. Nach dieser Zeit hörten die Senkungen auf und der Schornstein steht
seit seiner Vollendung (d. i. seit 8 Jahren) vollkommen senkrecht.
Diese bemerkenswerthe Ausführungsweise, welche im Techniker Jahrg. 1888
April No. 6, S. 62 austührlicher beschrieben ist, erscheint in der That recht
zweckmässig für solche Bauwerke, deren Masse sich gleichmässig um eine senk-
rechte Achse vertheilt und die bei verhältnissmässig grossem Gewichte einen
geringen Umfang einnehmen, wie Schornsteine, Thürme oder Säulen. Man muss
dieselben dann aber ohne Zusammenhang mit anderen Baulichkeiten ausführen
und bei ihrer Gliederung besondere Rücksicht darauf nehmen, dass es nicht zu
berechnen ist, wie gross die Setzung derselben bis zur endgiltigen Ruhelage
sein werde. ;
Endlich sei noch erwähnt, dass Verf. den Boden in den Caissons der neuen
Newa-Brücke in St. Petersburg, welcher aus thonigem Triebsande bestand und
beim Begehen so weich wurde, dass die Arbeiter in demselben versanken und
ohne fremde Hilfe nicht wieder herauskonnten, vor Beginn der Ausmauerung
durch Aufstreuen trocknen Zementes befestigte. Dies Mittel bewährte sich
sehr gut.