42 Der Grundbau.
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Böden mit Zerstörung durch Aufbrechen in der Mitte drohe, ausschliesslich von
dem Auftrieb des Grundwassers gegen die Sohle herrühre, während der mittelbare
Einfluss der in und auf die Seitenwände wirkenden Kräfte auch auf die Sohle
unberücksichtigt blieb. Diese Auffassung ist nicht richtig; denn Sohlenbrüche
kommen viel häufiger in wenig durchlässigem aber nachgiebigem Marschboden vor,
als in festem aber durchlässigen Sand oder Kies. Die Formeln haben daher nur
dann Anspruch, einigermassen richtig zu sein, wenn die Bauwerke auf absolut
fester aber wasserführender Unterlage stehen, z. B. rissigem Fels. Wo dies aber
nicht der Fall ist, wo also der Untergrund nachgiebig ist, sind die unmittelbaren
und mittelbaren Einwirkungen der Seitenwände auf die Sohle wichtiger, als der
Auftrieb, wie die Untersuchungen des Verfassers in der Zeitschr. f. Bauw. 1892
S. 523 gezeigt haben.
Um ein recht klares Bild von den verschiedenen Einflüssen zu bekommen,
welche auf Zerstörung der Sohle eines Docks oder einer Schleuse hinwirken, ist
es zweckmässig, dieselben der Reihe nach unabhängig von einander zu betrachten.
Die auf eine Betonsohle einwirkenden Kräfte sind 1) das Gewicht der Sohle
und der Seitenmauern, 2) der Erd- und Wasserdruck gegen die Seitenflächen-von
aussen, 3) das Gewicht und der Seitendruck des Wassers in dem Bauwerke,
4) endlich der Auftrieb und die Bodenreaktion gegen die Sohle.
Man betrachte einen Querschnittstreifen von der
Tiefe = 1 und möglichst einfacher Gestalt, wie ihn
nebenstehende Fig. 78 zeigt. Der Baugrund sei von
VE gleichmässiger, nachgiebiger Beschaffenheit. Dann
%—----- - b------ GGG muss die Gesammtreaktion (Auftrieb der Erdreaktion)
Dh,% D= 6, + @s, sein und, so lange eine Verbiegung
; ; : a+b ;
nicht stattfand, im Abstande a vom mittleren
Sohlenschnitte xx aus angreifen. Das Biegungsmoment
in Folge der Gewichte wird also:
/ bade
1) Mg= 6, (6+ a | T
b
)
rd
.
oderdaD=G, + GO, Mg = A:
_ Dies Moment dreht. in der Richtung des gefiederten Pfeiles, sucht also die
Sohle in der Mitte aufzubrechen und wächst mit @ und 2.
In weichem Untergrunde ist dies Moment wie viele Sohlenbrüche z.B. bei beiden Schleusen
des Nord-Ostsee-Kanals zu Brunsbüttel, zu Rendsburg, der zweiten Hafeneinfahrt zu Wilhelms-
haven, der Hellinge in Kiel u. a. a. O., deren Wände auf die durchgehende Sohle gesetzt wurden,
zeigen, die Hauptursache der Zerstörung. Ist der Bruch erfolgt, so bilden sich in demselben bei
durchlässigem Untergrunde Quellen, welche Boden mitreissen, die Sohle dadurch unterspülen
und die weitere Zerstörung, namentlich auch Querrisse erzeugen. Der Auftrieb wird also erst
gefährlich nach erfolgtem Bruche und braucht keineswegs die Ursache des Bruches zu sein.
Betrachten wir nun die Wirkung des Wasser- und Erddruckes gegen die
Seitenwände, deren Resultante E sein möge. (Fig. 79.) Die Richtung dieses Druckes
ist ungewiss. Nach den Versuchen von Donath
(Zeitschr. f. Bauw. 1891 S. 492) wirkt der gegen
eine unbewegliche Wand gerichtete Erd-
druck wahrscheinlich senkrecht zur Wandfläche
(Lage II in Fig. 79). Macht die Wand aber
in Folge der Hinterfüllung eine geringe Kipp-
bewegung, so wirkt derselbe, wie Haeseler im
Handbuche der Ingenieur-Wissenschaften nach-
weist, unter dem Reibungswinkel (Richtung /),
den man meist gleich dem nat. Böschungs-
winkel des Bodens zu nehmen pflegt. Hinter-
füllt man nun eine Schleusenwand, welche auf
der Betonsohle und auf weichem Baugrunde
steht, fortlaufend während der Aufmauerung,
so wird das Hinterfüllen eine Drehung der Mauer im Sinne des Pfeiles m,