Full text: Ergänzungen zum Grundbau (Abtheilung 3, 1. Heft, 2. Theil)

  
  
56 Der Grundbau. 
Kräfteplan abd (Fig. 98a) in Wirksamkeit treten, bei welchem die Druckspannung 
der Pfähle // zwar ebenfalls (von ac auf ad) gesunken, aber die Biegungsspannung 
B'jr = db ausschliesslich von den Pfählen /7 zu leisten wäre, während die, Pfähle / 
sanz ausser Beanspruchung wären. Könnten endlich die Pfähle / zwar Zug- und 
Biegungsspannungen aufnehmen, überstiege aber die Druckbeanspruchung Pr = ac 
(Fig. 98a) die Tragfähigkeit der Pfähle I/, und wäre diese etwa nur Pjr' = ad 
in Fig. 98b, so würde der Kräfteplan abefd die Beanspruchung darstellen, in 
welchem wieder die Biegungsspannungen (je nachdem mit oder ohne wider- 
stehenden Erddruck) B; und Bjr zur Herstellung des Gleichgewichtes erforderlich 
sind. Die Biegungsspannungen lassen sich vermeiden, wenn man den Pfählen 
die Richtung /' in Fig. 97 giebt, der: in Kräfteplan Fig. 98b die Zugbean- 
spruchung db entspricht. Durch diese Aenderung in der Stellung der Pfähle I 
vermindert man sowohl ihre eigene Zugspannung, als auch die Druckbelastung 
der Pfähle // gegenüber der früheren Stellung. 
Letztere Betrachtung zeigt wie 
nützlich es bei wechselnder Lage der Fig. 98a. Fig. 98b. 
angreifenden Kraft R werden kann, wenn € 
   
  
   
  
   
man die Verbindungen der Pfähle so 
einrichtet, dass dieselben auch Zug- 
spannungen aufzunehmen vermögen, sowie 
auch, dass es unter Umständen zweck- 
mässig werden kann, einem Theile der 
  
Fig. 9. 
  
a a 
Pfähle eine Richtung zu geben, welche von derjenigen der Kraft R möglichst 
abweicht (gestrichelte Lage I in Fig. 97 und Fig. 98b). Wenn also die. Grösse 
und Richtung der angreifenden Kraft R für die ungünstigsten oder besser für 
verschiedene Annahmen ermittelt sind, bietet das zeichnerische Verfahren einen 
bequemen und namentlich sehr übersichtlichen Weg, um für die Pfähle die 
günstigste Stellung zu ermitteln. Wir haben bei unserer Untersuchung nur zwei 
verschiedene Richtungen der Pfähle angenommen,.das Verfahren lässt sich aber 
offenbar ebenso gut anwenden, wenn die Pfähle in, drei oder mehr verschiedenen 
Richtungen eingerammt werden sollen. 
Den Widerstand auf Ausziehen kann man = Jg bis ?/, der Tragfähigkeit 
der Pfähle annehmen. Bei grossen Bauausführungen thut ‘man besser, beide 
Widerstände an Probepfählen zu ermitteln, die man in den vorliegenden Bau- 
grund eintreibt und nach erfolgter Probebelastung wieder auszieht. Ueber den 
Biegungswiderstand von Pfählen mit und ohne widerstehenden Erddruck geben 
die Versuche von Sandemann Auskunft (Grundbau S. 137 u. d. f.). 
Wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes folge nun noch die Berechnung 
einer Kaimauer auf hohem Pfahlrost, bei welcher auch die Länge der Spundwand 
ermittelt wird. 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
  
   
  
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
 
	        
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