Luftdruckgründung. 15
aussen geführt ist, um den Wasserstand im Innern jederzeit erkennen zu können.
Bei höchster Fluth muss nun der Kasten A ganz voll Wasser sein, während man
entsprechend dem Fallen des Wassers bei Ebbe den Wasserstand im Kasten ver-
mindert, indem man das Wasser durch Zuführung von Pressluft aus dem
geöffneten Bodenventil » hinausdrückt. Umgekehrt lässt man bei steigender
Fluth wieder Wasser in A ein, indem man Pressluft entweichen oder von den
Luftpumpen absaugen und nach stärkerer Verdichtung dem Senkkasten zuführen
lässt. Es erscheint nicht ausgeschlossen, das Steigen und Fallen des Wasser-
standes im Raume A auch selbstthätig zu regeln.
Der Kasten muss selbstverständlich durch Verlängerung bezw. Verkürzung
der unteren und oberen Ketten stets in solcher Höhe gehalten werden, dass er
sich nicht auf den Grund setzt. Wendet man statt getrennter Ketten solche
ohne Ende an, welehe oben und unten über Rollen laufen, so lässt sich das
Heben des Schwimmers A von oben (ohne Hilfe von Tauchern) ausführen.
Hat der Senkkasten den festen Grund erreicht und ist das Mauerwerk bis
etwas über N.W. gediehen, so wird der Blechmantel des Senkkastens vom Innern
aus, während der Raum A voll Wasser gehalten wird, abgeschraubt. Darauf
wird A entleert und der Blechmantel mit Unterstützung des Auftriebes von A
gehoben, auseinander genommen und schliesslich der Schwimmkasten selbst bei
Fluth mit dem unteren Theile des Mantels über den Pfeiler hinweg zu einer
anderen Verwendungsstelle geflösst. Das Ventil » wird während dieser letzten
Arbeiten geschlossen gehalten, um keine Pressluft zu verbrauchen.
Wenn man den Schwimmkasten so einrichtet, dass er sich nach Bedarf in
eine Anzahl wasserdichte Abtheilungen zerlegen lässt, deren jede für sich mit
Luft oder Wasser gefüllt werden kann, so hat man in demselben ein sehr brauch-
bares Werkzeug, mit dessen Hilfe man den Pfeiler bei ungleichmässiger Trag-
fähigkeit des Baugrundes in senkrechter Stellung zu erhalten vermag.)
Bei einer Kaimauer in Lissabon 2) hat man zunächst mit Hilfe eiserner Senk-
kasten einzelne Pfeiler in Abständen von 12 bis 14 m von Mitte zu Mitte gebaut,
dieselben im Schutze von abnehmbaren eisernen Seitenwänden bis 2 m unter N.W.
aufgemauert, und hier durch eine Mörtelschicht abgeglichen. Nach Entfernung
der abnehmbaren Seitenwände hat man dann eiserne, schwimmende Senkkasten
(vergl. Grundbau S. 154 u. f.) mit unterem, durch starke, längs gelagerte Blech-
träger versteiften Boden, deren Wände ebenfalls abnehmbar waren. über die zu
verbindenden Pfeiler geflösst und in denselben das aufgehende Mauerwerk auf-
geführt, bis der Kasten auf den Pfeilern aufstand und das Mauerwerk über N.W.
reichte. Dann wurden die Seitenwände der Schwimmkasten entfernt, die Schlitze
über den Pfeilermitten zwischen den benachbarten Schwimmkasten-Arbeiten aus-
gefüllt und das übrige Mauerwerk im Zusammenhange ausgeführt. Die Ueber-
brückung der Pfeileröffnungen geschah zunächst durch die eisernen Träger, über
denen jedoch Entlastungsbögen ausgeführt waren. ?)
1) Näheres über die Bauausführung in Bordeaux findet man in: Zeitschr, f. Bauwesen 1891 S.351.
Schweizerische Bauztg. 1891 Jan. S. 26, 34, 37, 38. Ann. industrielles 1891 Mai S. 516 u. 547.
2) Les ann. des trav. publ. 1891, S. 2305,
?) Die weiteren Ausführungen mit verloren gehenden eisernen Senkkasten bringen wenig
Neues. Es möge daher nur auf die nachstehenden Quellen verwiesen werden: Bau der Dnjepr-
Brücke bei Jekaterinoslaw. Engineering 1885 Jan. 16., 23. u. 30., auch Wochenschr. d. österr. Ing.-
u. Arch.-Ver. 1884 S. 333-8335.
Luftdruckgründung des Gebäudes des Magasin du printemps in Paris, Deutsche Bauztg.18868. 335.
Ausführliche Beschreibung der Gründung des Leuchtthurmes auf dem rothen Sande in der
Wesermündung (vergl. Grundbau S. 290) im Centralbl. d. Bauv. 1886 S. 1, 2, 13 u. 14.
Gründung des Eiffelthurmes in Paris. Eiserne Senkkasten mit Blechmantel über der Decke. Vor-
wiegend Beton verwendet, nurin den Konsolen u.umdie Schachtrohre herum Mauerwerk. Luftschleusen
ähnlich denen nach Fig. 508 im Grundbau, Doppeleimer, einer aufsteigend, einer abwärts gehend.
Scientific American 1887, S. 9687. Zahlreiche Arbeiten über Entwürfe für eine Brücke
zwischen Frankreich und England in The Engineer 1889 S. 265. Genie civil 1889 Bd. XV. S. 589.
Centralbl. d. Bauv. 1889 S. 458—60, 471—72, 479—82. Deutsche Bauztg. 1890 S. 65-67, 93—94,
Zeitschr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1890 S. 496. Engineering 1892 II. S. 373. Der Techniker
1892 Jahrg. XV. S.13. Ann. industrielles 1892 S 797. Genie civil 1893 S 156, Engineer 1893 S.85.
Seine-Brücke bei Manoir, Genie civil 1893 Bd. XXIIL 8. 297.
Bonar-Brücke über den Dornoch in Schottland. Engineering 1893 II. S. 236 u. 298.
Neue Strassenbrücke über den Tyne bei Newburn. Gusseiserne Zylinder von 1,5 m Durchmesser.
Grösste Länge der Zylinder 27 m, 215 m unter H.W. gesenkt. Nachher mit Beton ausgefüllt.
Engineer 1893 II. S. 215.