Full text: Der Wasserbau (Abtheilung 3, 2. Heft)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
296 Schiffahrts-Betrieb. 
den Sägemühlen verarbeitet oder zu Lande weiter verschickt werden soll. Im 
letzteren Falle sind Aufzüge erforderlich, welche bei grösseren Anlagen durch 
Dampf getrieben werden und entweder senkrecht heben oder, wie es z. B. auch 
bei Sägemühlen üblich ist, mittels einer in das Wasser hinab reichenden Kette 
ohne Ende die Stämme in fortlaufender Reihe auf die Uferböschung schleppen 
ß. Treidel-Schiffahrt. Bei Schiffsfahrzeugen kommt das Treibenlassen mit 
dem Strome auf der Thalfahrt gleichfalls zur Anwendung. — Die zur Zeit noch 
gebräuchlichste Fortbewegungsart ist jedoch das Treideln, d. h. das Ziehen der 
Fahrzeuge durch Menschen oder Thiere mittels Zugleine vom Lande aus. Das 
Treideln kam vor Einführung der Dampfschiffahrt auf Kanälen und bei der 
Bergfahrt auf Flüssen überall da zur An- 
wendung, wo nicht besonders günstige Um- 
stände das Segeln gestatteten. 
Die Anzahl der Pferde, welche zum 
Ziehen eines Schiffes erforderlich ist, richtet 
sich nach Grösse der Ladung und Stärke 
der Strömung, beträgt jedoch nur ausnahms- 
weise mehr als 6. Die mit Pferdezug auf 
Kanälen erzielte mittlere Geschw. beträgt 
3 bis 4km in 1 Stunde. 
Die Zugthiere bewegen sich auf dem 
am Rande des Kanals oder Flusses herlau- 
fenden Treidelwege, dem sogen. Leinpfade. 
Die Zugleine wird bei Kanalfahrt meistens 
am Schiftskörper selbst, bei Flussfahrt am 
Mast befestigt. Letzteres ist erforder- 
lich, wenn in Folge des weiten Abstandes 
zwischen Leinpfad und Fahrrinne die Zug- 
leine sehr lang wird, weil diese sonst zu 
weit durchhängen und auf der Flusssohle 
schleifen würde. Wenn der Abstand zwischen 
Leinpfad und Fahrrinne zu gross wird, so 
müssen, um das Schleifen der Leine zu ver- 
hüten, in gewissen Abständen unter dieselbe 
Kähne (Buchtnachen) gebracht werden. 
Nach Hagen ist bei der Bergfahrt 
auf Flüssen der Leinenzug noch an- 
wendbar bei Gefällen bis 0,002, Die 
Zugwirkung ist um so günstiger, je 
spitzer der Winkel ist, den die Rich- 
tungen des Leinpfades und der Zug- 
leine mit einander einschliessen. Es 
empfiehlt sich daher die Leinpfade, 
- TE so weit dies möglich ist, in die Nähe 
area: era eu des Fahrwassers und diesem parallel 
anzulegen. Sie müssen ferner so breit sein, dass wenigstens. 2 Pferde neben 
einander gehen können (mindestens 3—4 m) und möglichst über dem höchsten 
schiffbaren Wasserstande liegen. Bei Hochufern, welche auf die Zugrichtung 
ungünstig einwirken und die Zugkraft verringern, legt man den Leinpfad besser 
auf einen Anschnitt derselben. Meistens befindet sich nur an dem einen Ufer 
ein Leinpfad; doch darf dann der Fluss nur im Nothfall übersprungen werden 
und möglichst nur da, wo Brücken oder Fähren das Uebersetzen der Zugthiere 
gestatten. ; 
Regelrecht hergestellte Leinpfade erhalten eine einseitige Querneigung mit 
einem vom Wasserwege abgekehrten Gefälle von 1:10, wodurch u. A. das Ge- 
wicht der Pferde beim Ziehen besser zur Wirkung kommt. In der Regel wird 
der Leinpfad nur mit Kies bedeckt, bei starken Neigungen (1:10) gepflastert. 
Bei scharfen Biegungen kringt man an der konvexen Seite zur Verbesserung 
der Zugrichtung eine oder mehrere 2—4 m hohe Streichrollen, Fig. 486—489, neben 
Fig. 486—489 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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