Wildbach-Verbauungen und Regulirungen von Gebirgsflüssen.
I. Regulirung der Gebirgsflüsse.
Litteratur:
Beiträge zur Hydrographie des Grossherzogthums Baden. 5. Heft: Der Binnenflussbau im
Grossherzogthum Baden. — Korrektion der Donau im Regierungsbezirk Sehwaben und Neu-
burg. — Der Wasserbau an den öffentlichen Flüssen im Königreich Bayern. I. u. II. Liefrg.
— v. Gumppenberg-Pöttmes. Wasserbau an Gebirgsflüssen. — Nosek. Regulirung der
Gebirgsflüsse. — Zeitschr. und Wochenschr. des Österr. Ing.- u. Archit.-Vereins. — Deutsche
Bauzeitg. — Zeitschr. f. Bauw.
a. Allgemeines.
An den Gebirgsflüssen, welche in ihrem oberen Laufe gewöhnlich eine
grössere Anzahl a Wildhädken aufnehmen, wiederholen sich, wenn auch in
geringerem Grade, die bei den Wildbächen geschilderten Vorgänge. Ab-
schw emmungen aus den Schuttkegeln der letzteren, und Abbrüche der Ufer und
Auswaschungen der Gerinne der ersteren gehen Hand in ge mit zeitweiligen
Ablagerungen. Stellenweise wird ein Gebirgsfluss durch die bis an sein Rinnsal
vorgerückten Schuttkegel stark aufgestaut, sein Bett verkiest und das anliegende
Gelände versumpft.
Der Zustand eines Babirssflusses hängt demnach ab von jenem der ein-
mündenden Wildbäche, von der Menge und Grösse der zugeführten Geschiebe,
vom Gefälle, von der im allgemeinen stark wechselnden W assermenge und von
der Form und dem Mäterisl. des Flussbettes.
Es handelt sich bei den Regulirungen in erster Linie um eine möglichst
gleichmässige und unschädliche Abführung der Sinkstoffe, sodann aber noch
um Ausnutzung der Wasserkräfte, um Bodenmeliorationen durch Ent- und Be-
wässerungen, in einzelnen Fällen um Ermöglichung und Erleichterung der Floss-
fahrt, aber fast nie um eigentliche Schiffahrt. Der erstzenannte Zw eck ist durch
Bsore Zurückhaltung der Sinkstoffe, also durch Wildbach- Verbauungen und
durch Korrektion des Gebirgsflusses selbst, wozu in der Regel nur Parallel-
bauten (Deck- und Leitwerke) en niet werden, zu erreichen. Durch die-
selben soll ein regelmässiges Rinnsal geschaffen werden, was meist nur durch
Anlage zahlreicher Durchstiche ermöglicht werden kann. Eine Entlastung von
überschüssigen Geschieben, und somit eine erleichterte Durchführung der Regu-
lirung der unterhalb folgenden Flussstrecke kann in manchen F ällen dadurch
erreicht werden, dass mar — wie bei der Linth- und Aare-Korrektion — die
obere Flussstrecke in einen See einmünden lässt und an geeigneter Stelle einen
Ausmündungs-Kanal schafft, in welchem das von Geschieben freie Wasser dem
ursprünglichen Laufe unten wieder zugeführt wird.
Auf die anderen Zwecke, nämlich die Wasserbenutzung, ist bei der Plan-
verfassung für die Korraktion möglichst Bedacht zu nehmen.
Da höhere und feste Ufer an Gebirgsflüssen gewöhnlich fehlen, können nach
Bestimmung der für Mittelwasser zu berechnenden Normalbreite die aus Ge-
raden und Kreisbogen (Halbm. nicht leicht kleiner als 600m; lange, gerade
Strecken sind im allgemeinen nicht vortheilhaft) zusammen gesetzten Normal-
oder Korrektionslinien innerhalb der von der Natur gesteckte n, meist ziemlich
weiten Grenzen so festgestellt werden, dass die Durchführung der Regulirung
nicht zu schwierig und kostspielig wird und die Haupt: und Nebenzwecke
dabei erreicht werden. Die Normalbreite wird in der Regel nur da, wo neue
Zuflüsse von Belang hinzu treten, geändert. Sollen Sinkstofl- Ablagerungen in
einer — z.B. von hohen Ufern eingefassten — Flussstrecke erzielt, und bezw.
solche Ablagerungen in einer nac ;hfolgenden Strecke vermieden werden, so kann
dies unter Umständen durch die Vergrösserung der Normalbreite in der oberen
Strecke und bezw. durch die Verminderung. des sogen. hydraul., Radius r erreicht
werden. Kommt das Geschiebe bei der Geschwindigkeit vin der unteren Strecke,
mit dem Gefälle @ und der mittleren hydraulischen Tiefe r, zur Ablagerung, so ist
der Gleichung: v—= « Yrg jener Werth » zu entnehmen, welcher in der
oberen Strecke Verwendung zu finden hat. Das in letzterer abgelagerte Ma-
terial wird allmählich durch das darüber sich hinwälzende Geschiebe so ver-
kleinert, dass es a ee abgeführt wird.
Die Resulirung hat im grossen ganzen von oben vach unten zu geschehen
BE ERLEIDEN: