Full text: Der Wasserbau (Abtheilung 3, 2. Heft)

      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
   
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
    
    
   
  
     
  
  
   
     
Ben 
48 Einige Sonder-Arbeiten des Wasserbaues. 
Walzen gesteckt sind. — Dass man mit Hülfe von Tauchern die möglichste Ent- 
ladung des gesunkenen Schiffes anstreben und ausserdem versuchen wird, durch 
Schaffung wasserleerer Räume auch den Auftrieb für die Hebung nutzbar zu 
machen, ist selbstverständlich. 5 
Das beschriebene Verfahren ist bei grösseren Schiffen ausser wegen deren 
Schwere auch deswegen unanwendbar, weil bei diesen die Deck-Aufbauten, 
Masten und Takelage beim Heben alsbald in Kollision mit den über das Schiff 
gestreckten Walzen kommen würden. Für derartige Schiffe müssen daher 
Vorrichtungen angewendet werden, welche den Raum über demselben frei 
lassen und welche auch eine entsprechend grössere Kraftentwickelung gestatten. 
Kräfte von unbegrenzter Stärke stehen in der offenen See oder in Tide- 
strömen im Fluthwechsel zu Gebote. Wo dies nicht der Fall, wird man sich 
durch Anwendung von Prähmen, die zur Wasserfüllung eingerichtet sind, oder 
durch Ballons, die mit Luft aufgeblasen werden, die erforderliche Kraft durch 
Auftrieb schaffen müssen). 
In interessanter Weise ist im Swinemüuder Hafen von Dresel im Jahre 1875 die 
Hebung eines grossen Kohlendampfers ausgeführt worden?), der in 14m Wasser- 
tiefe lag und dessen Gewicht — nach Bergung eines Theils der Ladung und 
Ausrüstung zu 14000 Z. geschätzt ward. Es wurden dazu 16 Prähme von 
je 50cbm Deplacement bei 3,25 m Höhe benutzt, von denen je 8 längs einer 
Seite des gesunkenen Schiffes gelegt wurden. Je 2 gegenüber liegende Prähme 
bildeten ein durch Kette verbundenes Paar. Weil bei der angegebenen Wasser- 
tiefe und der Prahmhöhe die Hebung des Schiffes nicht auf ein mal, sondern 
nur in mehren Höhenabsätzen stattfinden konnte, hatte man statt der, für das 
zu hebende Gewicht ausreichenden Anzahl von 14 Prähmen, oder 7 Paaren 
16 solcher = 8 Paare, beschafft; man gewann damit die Möglichkeit, je 1 Paar ganz 
zu entlasten und, indem man, weiter gehend, zu dieser Entlastung abwechselnd 
alle 8 Prahmpaare heran zog, die Hebung des Schiffes ohne Absätze in kon- 
tinuirlicher, d. h. auch in mehr gesicherter Weise auszuführen. Die- 
selbe erforderte an Prähmen, Pumpen, Ketten, Winden usw., die grösstentheils 
für den Zweck neu beschafft "werden mussten, einen Kostenaufwand von 
165 000 #., wovon durch Wiederverkauf der Geräthe und Verkauf eines Theils 
der Ladung etwa 50 000 M. zurückgewonnen wurden; der Werth des geborgenen 
Schiffes ward auf 184000 M. abgeschätzt. 
Man erkennt aus letzteren Zahlen die Bedeutung, welche bei Schiffshebun- 
gen die ökonomische Seite der Sache besitzt. 
  
C. Uferbau. 
I. Allgemeines. 
Unter Ufer ist im Nachstehenden im weitern Sinne jede gemeinsame 
Begrenzung zweier in verschiedener Höhe liegenden Bodenflächen verstanden, 
so dass auch die zeitweilig oder dauernd trocken liegenden Ufer mit einbegriffen 
sind, während im engern Sinne meistens nur von solchen Ufern die Rede sein 
wird, die am Wasser liegen. Unter Uferbau ist sodann die künstliche Be- 
festigung oder völlige Verkleidung des natürlichen, aber oft umzugestaltenden 
Ufers verstanden. 
Um aber unter den mannigfaltigen Mitteln des Uferbaues in jedem ein- 
zelnen Falle die richtigste zweckmässigste Wahl zu treffen, sind nachstehende 
Bedingungen und Umstände zu beachten: 
1) Bei einem von Dr. Raydt angegebenen Hebeverfahren (welches aber bisher noch keine 
Anwendung im grossen gefunden hat) wird die durch Ueberführung von Kohlensäure aus dem 
festen in den luftförmigen Zustand geschaffene grosse Volumenänderung zur Schaffung von Auf- 
trieb benutzt. 
2) Deutsche Bauzeitg: 1878 S. 52. 
  
  
  
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