Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
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Pferdebetrieb. 137 
Die Tagesleistung eines im Dienst befindlichen Pferdes wird ‚genau durch 
die Länge des zurückgelegten Weges ausgedrückt und beträgt bei verschiedenen 
Strassenbahnen 20—33, meist 22—26 km, ausnahmsweise bei reichlichen Ruhe- 
pausen bis 40km, Hiernach erfolgt die Berechnung des Bedarfs an Pferden 
für eine gewisse Betriebsstrecke. Letztere betrage z.B. 5km, Zahl der Fahrten 
6 für 1 Stunde, während 14 Stunden am Tage. Dies giebt täglich 2.5.6.14 
— 840km Fahrlänge, dividirt durch z. B. 28 giebt 30 Pferde 'bei einspännigen, 
60 bei zweispännigen Wagen und event. noch Vorspann auf einzelnen Strecken. 
Genauer geschieht die Rechnung mittelst der Wagenzahl: Bei 9km Ge- 
schwindigkeit braucht 1 Wagen zu 1 Tour 33 Min. oder mit Pause, um den 
Fahrintervallen von je 10 Min. zu entsprechen, 40 Min. Jeder Wagen kann 
somit während 14 St. 21 Touren machen und es sind für 2.6.14 = 
168 Touren 8 Wagen in Betrieb zu halten. Auf jeden Wagen endlich sind 
4—5 Gespanne für 1 Tag zu rechnen. 
Hat man nach einer dieser beiden Rechnungsarten die Anzahl der zum Be- 
triebsdienst erforderlichen Pferde bestimmt, so sind erfahrungsmässig noch 10 
bis 150/, zuzuschlagen, wegen Krankheiten, Schonzeiten, Nebendienste, Extra- 
touren. Es fallen nämlich bei deutschen Pferdebahnen von allen Pferdetagen!) 
zwischen 3 und 100/, auf Kranke, 2—6°/, auf Ruhende, 85—95°/, auf eigent- 
lichen Fahrdienst für Bahnwagen einschl. Vorspann. Manche Unternehmungen 
heifen sich jedoch auch durch Miethe von Privatpferden, insbesondere an Tagen 
ungewöhnlich starken Verkehrs. Ungefähr der gleiche Zuschlag gilt auch be- 
züglich der Wagen, wegen deren Reparaturbedürftigkeit. 
Der Bestand an Wagen bewegt sich bei den Strassenbahnen in deutschen 
Städten zwischen 1 und 4 Wagen für 1km Betriebslänge; bei den meisten liegt 
er zwischen 2 und 3. Auf sämmtlichen englischen Bahnen ist die Durchschnitts- 
zahl ebenfalls 2,5 Wagen für 1km Betriebslänge. In Sitzplätzen ausgedrückt, 
enthält der Wagenpark deutscher Strassenbahnen zwischen 50 und 200 Plätze 
für 1km Betriebslänge, wobei aber die durchschnittliche Besetzung (Lade- 
koeffizient) nur 20-—500/, ausmacht. Ferner kommen im Besitz der deutschen 
Pferdebahngesellschaften 2—5 Pferde auf je einen Wagen, bei den englischen 
6—8, weil hier mehr Zweispänner üblich, die Pferde besser geschont, weniger 
Pferde gemiethet werden und weil wegen Sonntagsruhe weniger Extrafahrten 
vorkommen, Natürlich beruht der Spielraum in diesen statistischen Angaben 
auf der Verschiedenheit der Fahrpläne und kann deshalb das anzuschaffende 
Betriebsmaterial bei einem neuen Plane nicht mit solchen Durchschnittszahlen 
geschätzt, sondern muss nach Obigem genau berechnet werden. 
Weniger verschieden als die angeführten, für 1 km Betriebslänge berech- 
neten Ziffern fallen die Ergebnisse aus, wenn man die Personen-Frequenz mit 
berücksichtigt; denn im Ganzen wächst mit der letzteren die Zahl der Fahrten, 
folglich auch die der Wagen und Pferde. So bewegt sich in deutschen Städten 
die Zahl der beförderten Personen für 1 Wagenkilometer zwischen 3,0 und 5,2 
und beträgt im Darchschnitt 4,0 (in England 4,5). Die Zahl der beförderten Per- 
sonen für 1 Pferdetag ist in deutschen Städten rd, 30—100, durchschnittlich 
58, im Mittel aller englischen Städte 36, in London allein nur 22 (Schonung 
der Pferde), 
Bei den Pferden sind, ebenso wie bei den Wagen, der laufende Unterhalt 
und ‘die Erneuerung nach erfolgter Abnutzung zu unterscheiden. Zu dem ersteren 
gehören Futter und Streu, Hufbeschlag und Instandhaltung des Geschirrs (als 
Bestandtheil des Pferdes angesehen), Ausgaben für Krankenpflege (Thierarzt, 
Medikamente), während der Erlös aus Stalldünger abgezogen werden kann.!) 
Bei den in der nachstehenden Tabelle genannten Strassenbahnen haben sich 
diese Gegenstände in den letzten Jahren zwischen folgenden Grenzen für 
1 Pferdetag gehalten: 
  
1) Pferdetage = Futterrationen für den gesammtcn Pferdebestand während 1 Jahr. 
1) Bei einigen Pferdebahnen werden auch die Kosten für „Wartung“ (Stallbedienstete) 
hierher genommen; wir folgen aber dem gebräuchlicheren Verfahren, dieses mit zum „Personal“ 
zu rechnen. 
 
	        
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